Sigma Force 05 - Das Messias-Gen
die Treppe. Sie hustete und würgte. Wasser strömte von ihren Lippen, doch sie holte kräftig Luft.
Zwischendurch stieß sie auf Spanisch einen Fluch aus, von dem selbst Kowalski rote Ohren bekommen hätte.
Die Kammer war inzwischen vollgelaufen, und das Wasser stieg brodelnd die Treppe hoch.
»Es wird Zeit, von hier zu verschwinden«, sagte Gray.
Er zog Rosauro auf die Beine und bedeutete Elizabeth und Luca vorzugehen. Rosauro hatte noch weiche Knie, doch da ihr das Wasser bereits über die Füße schwappte, zwang sie sich, aus eigener Kraft die Stufen hochzulaufen. Den schmerzenden linken Arm, der ins Abflussloch gesaugt worden war, stützte sie mit der rechten Hand.
Gejagt vom steigenden Wasser, eilten sie die Stufen hoch.
Oben angelangt, schob Elizabeth sich rückwärts aus der Öffnung und ließ sich dann auf den Boden fallen.
»Beeilung!«, rief Gray, als Luca zögerte.
Luca gehorchte und verschwand durchs Wandloch.
Gray half Rosauro durch die schwarze Marmortür. Gray folgte ihr nach, als das Wasser die letzte Stufe erreichte und über ihm zusammenschlug.
Er sprang ab und löste in dem Moment die Finger, als das Wasser gegen die Tür schwappte und sie zudrückte. Er landete auf dem Boden und blickte in die Höhe. Da die Marmortür schräg geschnitten war, konnte sie sich nur in eine Richtung drehen. Der Wasserdruck hielt sie geschlossen.
Selbstversiegelnd.
Er drehte sich um und vernahm ein Dröhnen, das durch die Schlucht hallte. Blitze zuckten. Brodelndes Wasser strömte über den Talboden. Auch die Schlucht wurde überflutet, doch diese Flutwelle war natürlichen Ursprungs und nicht die Folge von Grays tollpatschigem Vorgehen.
Er starrte die Wassermassen an, die sich durch die Schlucht ergossen.
Kein Wunder, dass man die Tempel in die Felswand hineingebaut hatte.
Gray bemerkte aber noch etwas anderes.
Luca war es ebenfalls aufgefallen. »Wo sind die alle abgeblieben?«, flüsterte er.
Als hätte er die Frage gehört, kam Masterson zur Tür hereingehumpelt. Er stützte sich auf den Spazierstock. Bis jetzt hatte er vor dem Eingang gewartet. Wahrscheinlich hatte er mit Abe und Kowalski zusammen die steigende Flut beobachtet.
»Gott sei Dank«, sagte der Professor. »Sie waren ganz schön lange weg. Was haben Sie entdeckt?«
Elizabeth trat aufgeregt vor. »Die Antwort auf alle offenen Fragen! Es war umwerfend.«
»Ist das Ihr Ernst?«
Hinter Masterson tauchten mehrere Gestalten auf.
Weitere Männer traten aus den beiden Nebenräumen hervor. Alle trugen schwarze Uniformen und hatten Sturmgewehre angelegt.
Die russischen Einsatzkräfte.
»Sie müssen mir alles berichten«, sagte Masterson. »Ihr Vater hat sich nämlich geweigert, mich einzuweihen.«
Kowalski wurde in die Türöffnung geschubst, die Hände auf dem Kopf. Seine rechte Augenbraue war aufgeplatzt, Blut lief ihm übers Gesicht. Die Soldaten zwangen ihn niederzuknien.
»Sie haben Abe getötet«, knurrte er. »Haben ihn abgeknallt wie einen tollwütigen Hund.«
Masterson zuckte mit den Schultern. »Warum auch nicht? Er war ein Achuta. Hunde werden in Indien besser behandelt.«
Die Soldaten verteilten sich.
Elizabeth starrte den Professor ungläubig an. Vorübergehend hatte es ihr die Sprache verschlagen. Als ihr jedoch das wahre Ausmaß seines Verrats bewusst wurde, wallte Zorn in ihr auf. »Sie waren das! Sie haben meinen Vater verraten!«
»Ich hatte keine andere Wahl, Elizabeth. Er ist der Wahrheit zu nahe gekommen.«
Gray wurde ganz kalt. Allmählich wurde ihm klar, wel - ches Spiel hier gespielt wurde. Jemand hatte Masterson dafür bezahlt, dass er ein Auge auf Dr. Polks Forschung hatte und dessen Erkenntnisse an seine Vorgesetzten weiterleitete. Als Elizabeths Vater der Wahrheit auf die Spur gekommen war, hatte man ihn aus dem Spiel nehmen müssen.
Wer steckte hinter alldem?
Masterson war das zornige Funkeln in Grays Blick nicht entgangen. Obwohl Gray die Hände gebunden waren, wich er einen Schritt zurück und schwenkte den Stock. »Commander Pierce, wie es aussieht, müssen Sie und die anderen am Leben bleiben. Für diesen großen Burschen gilt das nicht.«
Er zeigte mit dem Stock auf Kowalski.
»Tötet ihn.«
Kowalskis Augen weiteten sich.
Gray warf sich nach vorn, doch die Soldaten drückten ihm drei Gewehrläufe an die Brust.
»Bitte, Hayden, tun Sie das nicht!«, schrie Elizabeth. »Ich flehe Sie an!«
Ihre Stimme brach; Masterson hatte es ebenfalls bemerkt.
Der Professor blickte zwischen Elizabeth
Weitere Kostenlose Bücher