Sigma Force 05 - Das Messias-Gen
fragend eine Braue.
Gray zuckte mit den Schultern. Sie hob seine Hand behutsam an und legte sie auf die ihre. Ihre Fingerspitzen kitzelten sein Handgelenk. Sie sah ihm tief in die Augen.
»Wir haben uns bereits mit Elizabeth Polk unterhalten«, fuhr Nicolas fort. »Dr. Polks Tochter hat uns von der Entdeckung berichtet, die Sie in Indien gemacht haben. Wirklich erstaunlich. Allein diese Information war die Mühe wert, Sie hierherzuschaffen. Eine faszinierende Vorstellung, dass unser kulturelles Erbe bis ins alte Griechenland zurückreicht, bis zu dem berühmten Orakel von Delphi.«
Gray räusperte sich. » Ihr Erbe?«
Nicolas deutete auf die Frau. »Und das Jelenas. Wir haben alle die gleiche Abstammung.«
Gray dachte an Lucas Ausführungen. »Von den Zigeunern des Altertums.«
»Ja. Dr. Masterson hat mir gesagt, dass Sie über den bedauerlichen, aber notwendigen Raub der Zigeunerkinder Bescheid wissen. Mein Vater war eines dieser Kinder. Und ich glaube, Sie haben bereits ein weiteres Mitglied unserer weitläufigen Familie kennengelernt. Die kleine Sascha. Ein Mädchen mit einer ganz speziellen Begabung.«
Gray wusste, von wem er sprach, ließ sich aber nichts anmerken und heuchelte Ahnungslosigkeit.
Jelena sprach Nicolas leise auf Russisch an.
Der Abgeordnete nickte. »Dann befindet Sascha sich also in Ihrer Gewalt. Versuchen Sie nicht, das abzustreiten.« Er deutete auf die kniende Frau. »Jelena ist ausgesprochen … scharfsichtig, könnte man sagen. Sie reagiert äußerst sensibel auf Berührungen, nimmt die Hauttemperatur wahr und den Herzschlag. Sie stimmt sich auch auf Ihre Pupillen und Ihren Atem ein. Ihr entgeht nichts. Sie ist mein persönlicher Lügendetektor.«
Nicolas deutete auf sein Ohr. Jelena wandte sich herum und teilte mit der Linken das Haar hinter ihren Ohren. Gray machte die wohlbekannte gewölbte Stahlplatte aus. Sie hatte das gleiche Implantat wie das Mädchen. Diese Frau war Saschas erwachsenes Gegenstück, allerdings mit einer anderen Savant-Begabung.
»Sie hat ein bemerkenswertes Talent«, brummte Nicolas voller Stolz, jedoch mit einem dunklen Unterton.
Gray musterte den Mann und bemerkte, dass etwas an ihm fehlte. »Und wo ist Ihr Implantat?«
Nicolas musterte ihn mit zusammengekniffenen Augen. Sein Gesicht zuckte irritiert; offenbar hatte Gray einen wunden Punkt berührt. Verlegen fuhr er sich über dem rechten Ohr mit den Fingern durchs Haar. »Ich habe offenbar einen anderen Weg beschritten.«
Gray überlegte, was das zu bedeuten hatte. Wenn Nicolas kein Implantat hatte, dann verfügte er über keine angeborene Savant-Begabung. Dennoch hatte ihm jemand eine Machtposition in Russland verschafft. Warum? Worauf lief das alles hinaus?
Nicolas fuhr fort: »Sprechen wir über Sascha. Bei dem Durcheinander, das in Washington herrscht, haben wir Mühe, genaue Informationen über ihren Aufenthaltsort zu bekommen. Das war der Hauptgrund, weshalb man Sie hierhergebracht hat.«
Anstatt uns abzuknallen wie Abhi Bhanjee.
»Wir sorgen uns um Saschas Wohlergehen und wollen sie wiederhaben. Deshalb lautet meine erste Frage, wo hält sie sich auf, und wer hat sie in seiner Gewalt?«
Gray erwiderte offen Nicolas’ Blick. »Das weiß ich nicht.«
Jelena schüttelte den Kopf.
»Möchten Sie es noch einmal versuchen? Ich bemühe mich um zivile Umgangsformen. Aber außer Ihnen sind hier noch vier Ihrer Freunde.«
»Ich weiß es wirklich nicht«, sagte Gray. »Als ich sie zum letzten Mal gesehen habe, befand sie sich in der Obhut unserer Organisation.«
Nicolas blickte Jelena an, die nickte. Gray sagte die Wahrheit.
»Und ich nehme an, Sie arbeiten nicht für John Mapplethorpe, denn der Verräter hat versucht, Sie und Dr. Masterson im Hotel in Agra zu ermorden.«
»Das stimmt. Im Gegenteil bemühen wir uns, das Kind von ihm fernzuhalten.«
»Sehr klug von Ihnen. Dem Mann ist nicht zu trauen. Dann können wir vielleicht wirklich miteinander verhandeln. Zumal wir jetzt wissen, dass Sie über Verhandlungsmasse verfügen.«
»Zunächst einmal wüsste ich gern, weshalb Sie das Mädchen wiederhaben wollen«, sagte Gray.
»Sie gehört hierher. Zu ihrer Familie. Wir können hier viel besser für sie sorgen, als das in Ihrem Heimatland möglich wäre.«
»Das mag sein. Aber weshalb wollen Sie sie wiederhaben? Was haben Sie mit ihr vor?«
Nicolas musterte Gray mit hinterhältigem Blick. Arglist und Falschheit lagen darin und ein Streben nach Erkenntnis, das vielleicht von mangelnder
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