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Sigma Force 05 - Das Messias-Gen

Titel: Sigma Force 05 - Das Messias-Gen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: James Rollins
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Attraktionen für eine Art Jahrmarkt. Im Vordergrund war eine stilisierte, erstaunlich dralle Familie abgebildet.
    An der anderen Stadtseite zeichnete sich das Riesenrad vom Plakat vor dem grauen Himmel ab. Ein Überbleibsel vergangener
Pracht. Bei dem Anblick wurden Gray die Glieder bleischwer. Er wusste, was er da vor sich hatte. Der Vergnügungspark war zum Symbol der ganzen Stadt geworden.
    »Tschernobyl«, murmelte er und ließ sich wieder auf den Boden hinab.
    Aber weshalb hatte man sie hierhergebracht?
    Gray dachte an den Autopsiebericht des Pathologen, der Dr. Polk seziert hatte. Das Strahlungsmuster deutete darauf hin, dass der Professor hier in Tschernobyl kontaminiert worden war. Im Verlauf der weiteren Untersuchungen hatte Malcolm Jennings seine Einschätzung freilich wieder relativiert.
    Was hatte das zu bedeuten?
    In den nächsten zehn Minuten suchte Gray die Zelle ab und untersuchte die Tür. Sie war zwar verrostet, aber stabil. Von draußen drangen Geräusche herein; das Scharren von Füßen, ein leises Husten. Offenbar stand dort ein Wachposten. Anscheinend hatte er ihre Unterhaltung mitgehört und seinen Vorgesetzten per Funk Meldung erstattet, denn kurz darauf näherten sich polternde Stiefel.
    Zu viele Personen, um einen Ausbruchsversuch zu unternehmen.
    Als die Tür geöffnet wurde, trat Gray zurück. Soldaten in schwarz-grauen Uniformen drängten mit vorgehaltener Pistole in den Raum. Ihnen folgte ein hochgewachsener Mann, der im Türrahmen stehen blieb. Sein Gesicht ähnelte dem des Familienvaters auf dem Werbeplakat. Es bestand vor allem aus Winkeln und scharfen Kanten; der sorgfältig gestutzte Bart betonte das Kinn. Er trug einen marineblauen Anzug mit roter Seidenkrawatte. Alles an ihm wirkte maßgeschneidert, sogar die …
    »Hübsche Schuhe«, bemerkte Kowalski.
    Der Mann blickte auf seine polierten schwarzen Schnürhalbschuhe
und runzelte ob dieses unerwünschten Kommentars zu seiner Kleidung missbilligend die Stirn.
    »Doch, wirklich«, verteidigte sich Kowalski.
    Der Mann wandte sich Gray zu. » Dobroje utro , Commander Pierce. Wenn Sie mich begleiten würden, wir haben einiges zu besprechen, und die Zeit ist knapp.«
    Gray rührte sich nicht von der Stelle. »Erst wenn Sie mir sagen, wo die beiden Frauen …«
    Der Mann winkte ab. »Elizabeth Polk und Dr. Shay Rosauro … Ich versichere Ihnen, beide sind wohlauf. Ihre Unterbringung ist sogar um einiges exklusiver. Aber wir hatten wenig Zeit für die Vorbereitungen. Wenn Sie bitte mitkommen würden.«
    Die sechs mit Pistolen bewaffneten Soldaten ließen die freundliche Einladung in anderem Licht erscheinen. Auf dem Gang schaute Gray sich erst einmal um. Zu beiden Seiten gingen Zellen ab; offenbar befanden sie sich in einem leer stehenden Gefängnis. Durch die offenen Türen einiger Zellen sah er Wasserlachen, umgekippte verrostete Bettgestelle und Abfallhaufen in den Ecken. Im Vergleich dazu wirkte ihre Unterbringung recht komfortabel.
    Der Gang endete an einem Wachhäuschen. Gray blickte auf einen unkrautüberwucherten Gefängnishof hinaus. In der Ferne ragte der hohe Schornstein des Reaktors von Tschernobyl auf.
    Hinter Gray knarrte ein Stuhl, ein irgendwie beunruhigender Laut.
    Er wandte sich um. Mitten im Raum stand ein Tisch. Dahinter saß Masterson, wiederum ganz in Weiß gekleidet, ausgeruht und selbstgefällig. Gray musste sich beherrschen, sonst hätte er sich auf ihn geworfen. Doch er brauchte Informationen, und Kooperation war anscheinend der sicherste Weg, sie zu erhalten.

    Man schob Gray zu einem Stuhl vor dem Tisch, und er setzte sich. Ein Soldat hielt ihm seine Waffe an den Hinterkopf.
    Noch eine zweite Person erwartete ihn in dem Raum. Sie stand hinter dem Tisch. Ihr schwarzes Haar umrahmte ein rauchgraues, stoisches, emotionsloses Gesicht. Sie war mit einem schwarzen Kostüm bekleidet, das zum Kleidungsstil des Mannes passte, der Gray hierhergeleitet hatte. Der Fremde trat zum Tisch und setzte sich, nachdem er Masterson kaum merklich zugenickt hatte.
    Er faltete die Hände auf der Tischplatte. »Ich bin der Abgeordnete Nicolas Solokow. Vielleicht haben Sie bereits von mir gehört.«
    Gray schwieg, worauf der Mann enttäuscht den Mund verzog.
    »Mein Name sagt Ihnen nichts? Nun, das wird sich ändern«, sagte er. Er deutete auf die schlanke Frau. Mit steifer Anmut näherte sie sich Gray. Neben seinem Stuhl ließ sie sich auf die Knie nieder, neigte den Kopf und ergriff seine Hand. Bevor sie ihn berührte, hob sie

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