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Sigma Force 05 - Das Messias-Gen

Titel: Sigma Force 05 - Das Messias-Gen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: James Rollins
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noch verstaubte Flaschen standen.
    Es war, als wären die Stadtbewohner eines Tages einfach fortgegangen, ohne sich auch nur umzuschauen.
    Der Anlass war unschwer zu erraten. Von dieser erhöhten Position aus war der Karatschai-See mit seinen morastigen Ufern deutlich zu erkennen. Er funkelte trügerisch in der Sonne, und nichts deutete darauf hin, welche Gefahr von ihm ausging. Monk warf einen Blick auf das von seinem Rucksack baumelnde Dosimeter. Inzwischen hatte es sich dunkelrot gefärbt. Er überprüfte es alle paar Minuten.
    »Wir dürfen uns nicht länger als eine Stunde hier aufhalten«, sagte Konstantin. »Hier ist es sehr gefährlich. Wir müssen möglichst schnell unter die Erde.«
    Monk nickte und sah nach oben. Der Bergwerkseingang lag anderthalb Kilometer höher. Er konnte die Vorgebäude aus Stahl ausmachen und die skelettartigen Kräne, die ein größeres Gebäude umgaben, das sich an den Berg schmiegte. Das Hauptgebäude wurde von zwei großen Metallrädern, sogenannten Schaufelrädern, flankiert, mit denen der Aushub nach oben befördert worden war. Der Kies, der unter ihren Füßen knirschte, stammte vermutlich aus diesem Bergwerk.
    Monk ging schneller.
    Als die Serpentinenstraße eine scharfe Biegung beschrieb, tauchte vor ihnen am Hang ein weiteres Gebäude auf. Die Mühle ragte drei Stockwerke hoch auf, das höchste Gebäude im näheren Umkreis. Sie war aus Baumstämmen erbaut und hatte ein Blechdach. Das mit Moos und Flechten überwachsene
hölzerne Wasserrad hatte sich aus der Verankerung gelöst und war in den Fluss gestürzt. Offenbar hatte es sich bei einer Überschwemmung losgerissen.
    Plötzlich schrie Kiska auf.
    Monk fuhr herum. Pjotr stand stocksteif da, die Augen vor Entsetzen geweitet.
    Monk krampfte sich die Brust zusammen.
    Nein … nicht hier.
    Marta hüpfte um den Jungen herum, sie spürte seine Anspannung. Wie Monk wusste auch sie nicht, woher die Gefahr drohte - doch ihnen beiden war klar, was der Junge spürte.
    Vor Monks geistigem Auge blitzte das Bild des angreifenden Tigers mit dem zerfledderten Ohr auf.
    Zakhar.
    Eigentlich war es ausgeschlossen, dass das Tier ihnen durchs offene Wasser gefolgt war. Aber Tiger waren gute Schwimmer. Die Raubkatze hatte anscheinend den Sumpf durchquert und lauerte nun im Hinterhalt ihrer Beute auf. Monk traute das Zakhar ohne Weiteres zu.
    Er musterte das hohe Gras, das Durcheinander der Gebäude. Der Tiger konnte sich überall versteckt haben. Monk bekam eine Gänsehaut, und er meinte, den Blick der Raubkatze körperlich zu spüren. Sie waren hier ohne Deckung. Und sie hatten keine einzige Waffe dabei. Den Dolch hatten sie verloren, als Marta Arkadij angegriffen hatte.
    »Zurück«, sagte Monk und zeigte auf das Backsteingebäude. »Geht langsam zu dem Laden.«
    Trotz seiner Fenster bot das Gebäude den besten Schutz. Vielleicht würden sie in den Regalen etwas finden, womit sie sich verteidigen konnten. Monk zog Pjotr an seine Seite. Der Junge zitterte am ganzen Leib. Dicht aneinandergedrängt gingen sie den Weg zurück, den sie sich durchs Gras gebahnt hatten.

    Monk blickte sich immer wieder um, vor allem deshalb, weil Pjotr sich ständig umschaute. Er vertraute auf die Intuition des Jungen. An der Stelle, wo die Straße eine Biegung zum Bergwerksgebäude beschrieb, lag die Mühle. Monk wusste, dass Tiger höher gelegene Punkte bevorzugten: einen großen Felsbrocken, einen Ast, eine Felsleiste, irgendeine Stelle, von der aus sie ihre Beute anspringen konnten.
    Als spürte er, dass er entdeckt worden war, glitt mit geschmeidigen Bewegungen ein Tiger aus einem der oberen Fenster an der Rückseite der Mühle. Hätte Monk nicht genau hingeschaut, wäre er ihm entgangen. Der Tiger verschwand im hohen Gras.
    »Lauft!«, drängte er Konstantin und Kiska.
    Monk nahm Pjotr auf die Arme.
    Die beiden Kinder rannten los, beflügelt von ihrer Todesangst und einem heftigen Adrenalinstoß. Monk und Marta folgten ihnen.
    Hinter ihnen knarrte ein Brett, als etwas Schweres vom Wasserrad absprang. Der offene Eingang des Ladens war nur dreißig Meter entfernt. Trotzdem würde es knapp werden. Er hoffte, dass es dort eine begehbare Gefrierkammer gab, in der sie sich verbarrikadieren konnten.
    Plötzlich knallte ein Gewehrschuss.
    Vor seinen Füßen spritzte Kies hoch.
    Monk warf sich zur Seite, rollte sich im hohen Gras ab und drückte Pjotr an sich. Er wälzte sich weiter und landete hinter einem verrosteten Laster.
    Der Heckenschütze hatte vom unteren

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