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Sigma Force 05 - Das Messias-Gen

Titel: Sigma Force 05 - Das Messias-Gen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: James Rollins
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hatte Mühe, seine Augen und seine Gedanken zu fokussieren. Die Welt verdunkelte sich, und der Schmerz ging in Kälte über.
    Er wollte etwas sagen, den Ort nennen. »Tschela … insk …« Seine Finger wanderten über den Boden, malten zwei Zahlen in sein eigenes Blut: 88.
    Lisa ergriff seine Hand. »Halten Sie durch, Juri.«
    Er wünschte, er hätte es um Sascha und aller anderen willen gekonnt.
    Die Dunkelheit verdichtete sich; Stimmfetzen tönten hohl aus einem langen Tunnel hervor.

    Mit dem letzten Atemzug schenkte er Kat das Einzige, das er noch geben konnte.
    Hoffnung.
    »Er lebt …«
     
    Benommen hielt Kat Juris Kopf im Schoß. Hatte sie ihn richtig verstanden? Sie blickte auf seine offenen, glasigen Augen. Zuletzt war er ganz aufgeregt gewesen, als habe er sein Gewissen erleichtern wollen. Er hatte sogar Russisch geredet. Seit ihrer Zeit bei der Marineaufklärung sprach Kat fließend Russisch. Einen Teil seiner Worte hatte sie verstanden.
    Noch mehr rebojonka.
    Noch mehr Kinder.
    Kinder wie Sascha.
    Sie betrachtete das Mädchen im Bett, das jetzt von Malcolm bewacht wurde.
    Juri hatte noch mehr gebrabbelt, hatte etwas aufschreiben wollen, doch das war vollkommen unverständlich gewesen. Was hatte er ihr sagen wollen?
    Kat wandte sich Lisa zu.
    Ihre Freundin kniete in einer Blutlache. »Er hat mir das Leben gerettet«, murmelte sie und legte Juri die Hand auf die Brust. Da sie mit Erster Hilfe beschäftigt gewesen war, hatte sie Juris letzte Worte nicht mitbekommen.
    McBride, der hinter Lisa am Boden lag, hatte aufgehört zu zucken. Seine Augen waren ebenso leblos und glasig wie Juris, doch er atmete noch.
    Kat konnte sich nicht mehr auf den Beinen halten. Sie setzte sich, und ihr Blick fiel auf Sascha und den Stapel Zeichnungen.
    Juris Worte tönten ihr in den Ohren.
    Er lebt.
    Er hatte ihr die Hand gedrückt.

    Eine Botschaft für sie persönlich.
    Sie wusste, wen Juri gemeint hatte, doch das war unmöglich.
    Gleichwohl hatten seine letzten Worte etwas in ihr freigesetzt und neu entfacht, was niemals vollständig erkaltet war. Sie atmete schwer. Mit jedem Atemzug wurde das Feuer in ihrem Innern stärker, brannte die Zweifel hinweg und brachte Licht in die dunklen Winkel ihres Herzens. Einerseits fürchtete sie, die Dunkelheit aufzugeben; im Schatten war Sicherheit. Doch sie wollte die neuen Flammen nicht ersticken.
    Das Feuer veranlasste sie aufzustehen.
    Sie hob die Waffe vom Boden auf, die der Wachmann fal - len gelassen hatte, straffte sich und sagte: »Hier ist es nicht sicher. Wir müssen uns zu einem Ausgang durchschlagen. Wenn uns das nicht gelingt, müssen wir uns irgendwo verbarrikadieren.«
    Als Lisa die Infusionskanüle vom Arm des Mädchens löste, fiel Kats Blick auf das aufgeschlagene Malbuch, das auf dem Nachttisch lag. Mit grünem Buntstift war darin ein Mann auf einem Floß abgebildet.
    Es war unmöglich und doch die Wahrheit.
    Monk …
    Er lebt .

10:07 Südural
    DER AMERIKANER HÄTTE eigentlich tot sein sollen.
    Borsakow ärgerte sich über den Fehlschuss. Er lag im Schatten eines Schuppens auf dem Bauch. Die Waffe lag vor ihm, seine Wange ruhte am Kolben.

    Dass die Zielpersonen ihm auf einmal entgegenrennen könnten, damit hatte er nicht gerechnet. Er hatte sich neu positionieren müssen und abgedrückt, bevor er richtig gezielt hatte. Außerdem vermutete er, dass sich das Zielfernrohr im Sumpf verstellt hatte. Seitdem hatte er keine Gelegenheit gehabt, die Waffe zu testen und die Zielvorrichtung neu zu justieren. Mit den Schüssen hatte er die Flüchtigen gewarnt.
    Doch jetzt saßen sie in der Falle.
    Zwei Kinder und die Schimpansin versteckten sich in dem Backsteingebäude. Der Amerikaner und der Junge kauerten hinter dem Laster. Im Schutz des hohen Grases kroch Borsakow zurück. Er brauchte nur die Straße zu überqueren, dann hätte er freie Sicht auf den Amerikaner.
    Diesmal würde er nicht danebenschießen.
    Geduckt schlich er über die Straße und blieb so lange wie möglich in Deckung. An der anderen Straßenseite angelangt, kauerte er sich hinter ein umgekipptes Fass. Mit angelegtem Gewehr beugte er sich vor.
    Jetzt hatte er freie Sicht auf den Laster, der ein Stück weiter auf der Straße stand.
    Borsakow krampfte verwirrt und verärgert die Finger ums Gewehr.
    Da war niemand.
    Der Amerikaner und der Junge waren verschwunden.
     
    Pjotr kauerte im Fußraum. Monk hatte ihn zuvor hochgehoben und durchs halb offene Fenster geschoben, dann hatte er sich zwischen die beiden

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