Sigma Force 05 - Das Messias-Gen
erfüllt von einer abgründigen Befriedigung. Er hatte den Mann getroffen und ihn ausgeschaltet. Er würde die Angelegenheit zu Ende bringen und den Amerikaner zum Ausgleich für den Tod seiner Kameraden leiden lassen: mit einer Kugel durch die Kniescheibe und vielleicht noch einer zweiten durch die Schulter.
Als Borsakow den nächsten Schritt machte, vernahm er hinter sich das Knirschen von Kies, das Rascheln des Grases, eine Art Rauschen.
Doch es kam nicht vom Wind.
Er wusste, was es war.
Borsakow drehte sich um und feuerte, ohne zu zielen. Er drückte den Abzug durch und schwenkte das tackernde Gewehr in weitem Bogen. Wildes Gebrüll durchschnitt die Feuerstöße,
als Zakhar aus dem Gras hervorschnellte und ihm entgegenstürmte; in weiten Sätzen, mit ausgefahrenen Krallen, die geschwungenen gelblichen Fangzähne gebleckt.
Borsakow feuerte ohne Unterlass. Blut drang aus dem gestreiften Fell - doch er wusste, dass er das Ungeheuer nicht mehr würde aufhalten können.
Der Tiger war rasend vor Wut und Schmerz, Rachedurst und Hunger, Mordlust und Jagdfieber.
Borsakow schrie aus vollem Halse, ein gutturaler, primitiver Laut, Ausdruck von kreatürlicher Todesangst.
Dann warf der Tiger ihn zu Boden.
Monk richtete sich etwas höher auf und beobachtete, wie der Tiger den Soldaten zerriss. Er musste an den Bär denken, der am Tag zuvor die großen Wölfe zerfleischt hatte. Als mit einem schmatzenden Laut die Knochen brachen, verstummte das Gebrüll des Mannes. Der Tiger hatte ihn beim Hals gepackt und schüttelte ihn wie eine Stoffpuppe. Blut spritzte umher.
Monk hatte genug gesehen und rannte auf den Tiger zu. Sein linkes Bein schmerzte höllisch und blutete stark.
Als achthundert Pfund Muskeln und Tatzen den Soldaten unter sich begraben hatten, war das Gewehr fortgeschleudert worden. Jetzt lag es zwischen dem Tiger und Monk. Ohne die Waffe waren er und die Kinder verloren.
Der Tiger fauchte ihn drohend an.
Zakhar fixierte Monk. Monk konnte in seinen schwarzen Augen lesen, dass er in ihm den Mörder seines Bruders erkannte. Der Tiger kauerte mit angespannten Muskeln über dem zerfetzten Russen. Er bleckte die Zähne, sein Fell war gesträubt. Blut strömte dem Tiger über Brust und Flanken und überdeckte die Streifen. Allein die Wut erhielt die Raubkatze noch am Leben.
Monk ließ sich neben der Waffe auf die Knie fallen und hob sie auf. Da er nur über eine Hand verfügte, verhedderte er sich im Tragriemen und hatte Mühe, an den Abzug heranzukommen.
Er würde es nicht mehr rechtzeitig schaffen.
Zakhar spannte die Hinterbeine an zum tödlichen Sprung - als von der Straße her Raubtiergebrüll ertönte. Es war nicht laut, doch die Wut und die Qual waren unverkennbar. Dieses Gebrüll hatte Monk vor wenigen Stunden gehört.
Arkadijs Todesschrei.
Zahkar hatte das Gebrüll seines Bruders ebenfalls wiedererkannt. Er sprang hoch, drehte sich in der Luft und landete in geduckter Haltung, mit gerecktem Schwanz. Die Raubkatze fauchte, weniger vor Wut denn vor Verwirrung.
Monk hob das Gewehr und zielte auf die Metallplatte am Hinterkopf des Tieres. Er traf unmittelbar darunter.
Nur wenige Schritte entfernt, steigerte sich Zakhars Fauchen zu einem Gebrüll, teils Schmerzensschrei, teils Ausdruck von Trauer und Sehnsucht nach seinem toten Bruder.
Monk zielte noch einmal und drückte ab.
Der Tiger zuckte, dann brach er im Gras zusammen.
Monk sank neben ihm nieder und stützte sich mit dem Armstumpf ab. Er schulterte das Gewehr. Er wusste, dass er gut gezielt hatte, ein Gnadenschuss durch die Schädelbasis. Er sah nach seiner eigenen Verletzung. Die Kugel des Soldaten hatte ihn am Oberschenkel getroffen, doch es war ein glatter Durchschuss.
Er würde überleben.
Monk atmete mehrmals tief durch, dann richtete er sich mühsam auf.
Auf der Straße tauchten Konstantin und Kiska auf. Monk wusste, dass er sein Leben der kleinen Kiska und ihrer Fähigkeit verdankte, Stimmen perfekt zu imitieren. Sie hatte Arkadijs
Gebrüll nachgeahmt und es mit einem zusammengerollten Blechstück verstärkt, das Konstantin nun ins Gras warf.
Marta kam aus dem Laden und lief geradewegs zum Laster.
Sie würden Pjotr herausholen und dann weiterziehen. Monk setzte sich hinkend in Bewegung und musterte das oberhalb der Siedlung gelegene Bergwerk. Sie hatten noch einen beschwerlichen Anstieg vor sich, doch zuvor musste Monk noch etwas anderes erledigen. Er humpelte zu Zakhar hinüber, legte dem Tiger die Hand auf die blutige Schulter
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