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Sigma Force 05 - Das Messias-Gen

Titel: Sigma Force 05 - Das Messias-Gen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: James Rollins
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einen surrealen Haufen Musikinstrumente.
    Trotz der vielen Hindernisse legte Gray ein halsbrecherisches Tempo vor und preschte so waghalsig um die Ecken, dass der Beiwagen abhob. Kowalski jauchzte dann lauthals auf. Sie kamen an einem Soldaten auf Patrouille vorbei, der grüßend das Gewehr hob; ein andermal machte Gray in einem zerbrochenen Fenster ein erschrecktes Gesicht aus, offenbar einen der vielen Plünderer.
    Als sie den Stadtrand von Prypjat erreichten, flüchteten drei Rehe vor dem knatternden Motorrad. Gray raste dem Horizont entgegen. Er hielt auf den hoch aufragenden Schornstein des Reaktors zu. Trotz des Motorenlärms hörte er von Lautsprechern verstärkte Wortfetzen, die von der Tribüne herüberwehten. Masterson zufolge plante der Duma-Abgeordnete Nicolas Solokow einen Angriff auf die Ehrengäste, die der Versiegelung des Reaktors von Tschernobyl beiwohnen wollten.
    Aber was genau hatte der Mann vor?
    Worum ging es bei der Operation Uran?
    Während Gray über die frisch asphaltierte Straße bretterte, musterte er den vor ihm aufragenden Reaktorbau. Sein Blick wurde von einem Gebilde angezogen, das an eine riesenhafte Nissenhütte erinnerte. Der gewölbte stählerne Hangar reflektierte den morgendlichen Sonnenschein wie ein Spiegel.

    Und er bewegte sich.
    Das Sonnenlicht floss wie Öl über die geschwungene Oberfläche. Langsam schob sich die Hülle über den Reaktor. Der größte Teil der Anlage war betongrau oder weiß getüncht, doch an der einen Seite fiel ihm ein klotziges Gebilde ins Auge, das schwarz war wie ein fauler Zahn. Das war das Grab des Reaktors Nummer vier, ein gewaltiger schwarzer Sarkophag. Der an einem Ende offene Hangar schickte sich an, das Gebilde zu verschlucken.
    Während er dem Kraftwerk immer näher kam, ging Gray im Geiste die verschiedenen Möglichkeiten durch. Archibald Polk hatte an einer tödlichen Strahlenvergiftung gelitten, die er sich vermutlich hier zugezogen hatte. Bei Nicolas’ Plan musste der havarierte Reaktor eine Rolle spielen. Anders konnte es nicht sein.
    Masterson hatte ihn darauf hingewiesen, dass in Anbetracht der hohen Zahl von Politikern im Umkreis der Tribüne mit hohen Sicherheitsvorkehrungen zu rechnen sei. Die Tribüne war etwa fünfhundert Meter vom Reaktor entfernt. Gray überlegte, ob er die Tribüne oder den Reaktor ansteuern sollte. Und wenn er sich hinsichtlich des Reaktors täuschte? War vielleicht unter der Tribüne eine Bombe versteckt?
    Als das Motorrad die Freifläche zwischen Prypjat und Tschernobyl erreichte, vernahm er eine hohl dröhnende Lautsprecherstimme, welche die weltweite nukleare Zusammenarbeit rühmte. Die Stimme war unverkennbar. Gray hatte schon an mehreren Empfängen im Weißen Haus teilgenommen.
    Das war der Präsident der Vereinigten Staaten.
    Gray bezog das in seine Überlegungen ein. Der Secret Service hatte den Veranstaltungsort sicherlich mehrfach abgesucht und bei den Sicherheitsvorkehrungen strengste Maßstäbe angelegt. Außerdem waren bestimmt an allen Seiten des
Reaktors Agenten postiert, die nach Gefahren Ausschau hielten.
    Gray musterte die zahlreichen abgestellten Fahrzeuge und das Meer der Satellitenantennen. Der Tribünenbereich war mit Gittern und Toren abgesperrt, davor patrouillierten Wachposten - zu Fuß und in offenen Jeeps. Grays Verkleidung mochte aus der Entfernung ihre Wirkung nicht verfehlen, doch er bezweifelte, dass er damit bis zur Tribüne würde vordringen können. Er konnte sich nicht ausweisen und hatte keinen Passierschein.
    Während er die verschiedenen Möglichkeiten gegeneinander abwog, staunte er über das gewaltige Ausmaß des Projekts. Der riesige stählerne Hangar bewegte sich langsam an zwei Schienen entlang und wurde von walgroßen Hydraulikwinden gezogen. Er hatte den havarierten Reaktor bereits erreicht und schob sich nun darüber. Das im Sonnenschein gleißende Stahlgebilde ragte so hoch in den Himmel, dass die Freiheitsstatue auf ihrer eigenen Schulter hätte stehen können, ohne ans Dach zu stoßen.
    Selbst Kowalski stieß angesichts der Dimensionen des rollenden Hangars einen anerkennenden Pfiff aus. Er beugte sich zu Gray hinüber und rief: »Wie sieht eigentlich unser Plan aus?«
    Gray hob den Arm und hieß ihn schweigen. Eine andere Stimme unterbrach die Ansprache des Präsidenten. Auch dieser Sprecher war Gray bekannt. Er sprach Russisch, dann wiederholte er alles auf Englisch, damit er auch vom internationalen Publikum verstanden wurde.
    Nicolas Solokows Stimme

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