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Sigma Force 05 - Das Messias-Gen

Titel: Sigma Force 05 - Das Messias-Gen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: James Rollins
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Unterkiefer fehlte. Er drehte ihn um. Im vorspringenden Oberkiefer saßen Raubtierzähne. »Das ist kein Menschenschädel«, sagte er. »Größe und Form der Hirnschale lassen auf einen Affen schließen. Vielleicht einen Schimpansen.«
    Kowalskis Gesichtsausdruck wurde noch verdrießlicher. »Na großartig«, brummte er. »Schon wieder Affen.«

    Gray wusste, dass der Hüne im Verlauf eines früheren Einsatzes eine Abneigung gegen Affen entwickelt hatte. Damals war es um Paviane gegangen … oder um Gorillas. Genaues war von Kowalski nicht zu erfahren.
    »Aber … was ist denn das?« Elizabeth zeigte auf die Schädelseite.
    Es war nicht zu übersehen. Unmittelbar über dem Ohrkanal war am Schläfenbein eine gebogene Stahlplatte befestigt.
    »Ich weiß nicht«, sagte Gray. »Vielleicht eine Hörhilfe. Eine mit Cochlea-Implantaten.«
    »Bei einem verdammten Affen?«, meinte Kowalski.
    Gray hob die Schultern. »Das werden wir später untersuchen.«
    »Weshalb hat mein Vater den Schädel hier versteckt?«
    Gray schüttelte den Kopf. »Das weiß ich nicht. Aber jemand wollte ihn daran hindern. Und es wird immer noch danach gesucht.«
    »Was machen wir jetzt?«
    »Wir verschwinden von hier. Bevor jemand mitbekommt, dass wir den Schädel gefunden haben.«
    Gray suchte kurz den Rest der Palette ab, für den Fall, dass der Professor noch mehr zurückgelassen hatte. Zum Beispiel eine Notiz mit einer kurzen Erklärung. Hoffen konnte man immer. Er leuchtete in den Hohlraum des umgekippten Omphalos.
    Nichts.
    Als er die Taschenlampe wegschwenkte, fiel ihm etwas ins Auge. Es wirkte wie eine spiralförmige Rille, die in die Oberfläche eingemeißelt war. Sie begann am Rand und setzte sich korkenzieherartig bis zur Öffnung fort. Er beugte sich vor, fokussierte den Strahl und leuchtete auf die Schrift.

    Elizabeth schaute ebenfalls hin. »Altes Sanskrit.«
    Gray richtete sich wieder auf. »Was hat Sanskrit in dem Omphalos zu suchen?«
    »Wen interessiert das schon?«, brummte Kowalski. Er wies mit dem Daumen zur Tür. »Denken Sie an die Bombendrohung. Sollten wir nicht allmählich unseren Arsch hier rausschaffen?«
    Gray straffte sich. Der Mann hatte recht. Sie hatten schon genug Zeit vertrödelt. Die Räumung des Gebäudes war möglicherweise schon …
    Vom Gang her war ein gedämpfter Ruf zu vernehmen.
    Kowalski verdrehte die Augen: Ich hab’s euch ja gesagt .
    »Was sollen wir jetzt machen?«, fragte Elizabeth.

19:37
    Painter klopfte gegen die halb offene Bürotür des Gerichtsmediziners.
    »Kommen Sie rein!«, rief Malcolm. »Jones, haben Sie die Daten …?«
    Painter drückte die Tür weiter auf, während Malcolm auf dem Schreibtischstuhl herumschwenkte. Er trug immer noch einen blauen Laborkittel. Die Brille hatte er auf den Kopf hochgeschoben. Er rieb sich gerade den Nasenrücken, als er bemerkte, wer ihm da einen Besuch abstattete.

    Seine Augen weiteten sich. »Direktor …« Er wollte sich erheben, doch Painter bedeutete ihm, er solle sitzen bleiben.
    »Brant hat mir gesagt, dass Sie angerufen haben. Ich war gerade auf dem Weg von der Videoüberwachung zu meinem Büro.«
    »Gibt es Bilder vom Heckenschützen?«
    »Bislang nicht. Wir sichten die Aufzeichnungen noch. Aber es gibt massenhaft Videos. Und ein paar Stellen lassen sich Zeit mit der Übermittlung.«
    Seit 9/11 war die Videoüberwachung der Hauptstadt ausgebaut worden. In einem Zehnmeilenumkreis ums Weiße Haus wurde jeder Quadratzentimeter der Straßen, Parks und Plätze überwacht. Und auch sechzig Prozent der Innenräume. Dr. Archibald Polk war bei seinem Weg über die Mall gleich von mehreren Kameras erfasst worden. Die bisherige Auswertung hatte bestätigt, was Gray bereits mit seinem Geigerzähler herausgefunden hatte. Allerdings gab es immer noch Lücken. Auf den Videos war zwar zu sehen, wie Polk in Grays Armen zusammengebrochen war, doch auf keinem Bild sah man den Schützen oder ein aufblitzendes Mündungsfeuer.
    Das war ärgerlich.
    Painter vermutete, dass der Heckenschütze über die Kameras Bescheid gewusst und sich eine Überwachungslücke zunutze gemacht hatte. Oder noch schlimmer, jemand hatte sich an den Videoaufzeichnungen zu schaffen gemacht und alle Hinweise auf den Todesschützen gelöscht.
    Dies alles deutete darauf hin, dass Professor Polks Mörder hier in Washington mächtige Komplizen hatte. Aber wer mochte das sein? Wenn Polks Ermordung mit seiner Vorgeschichte bei den Jasons in Verbindung stand, öffnete dies eine Büchse der Pandora.

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