Sigma Force 05 - Das Messias-Gen
Die Jasons mischten bei allen möglichen Geheimprojekten mit, bei solchen in der Grauzone und bei tiefschwarzen.
Painter wusste, dass er heute Nacht keinen Schlaf bekommen würde.
Und die anderen auch nicht.
»Gibt es schon was Neues von Gray?«, fragte Malcolm, nahm einen Aktenstapel vom Stuhl und forderte Painter auf, Platz zu nehmen.
»Er durchsucht gerade das Museum für Naturgeschichte. Polks Fährte führt dorthin.«
»Hoffentlich wird er fündig, aber das war mit ein Grund, weshalb ich Sie angerufen habe. Es könnte nämlich sein, dass ich auf einen weiteren Hinweis gestoßen bin.«
Painter zog die Augenbrauen nach oben. Malcolm drehte den Computermonitor herum, damit er besser sehen konnte.
»Was haben Sie herausgefunden?«, fragte Painter.
»Etwas Seltsames. Ich weiß wirklich nicht, was ich davon halten soll, aber es bietet vielleicht einen Ansatzpunkt für eine Untersuchung. Da das Opfer radioaktiv verstrahlt war, habe ich nach einem Hinweis auf die Strahlenquelle gesucht. Die Untersuchung von Polks Verdauungstrakt und dessen Leber hat ergeben, dass er keine radioaktiven Stoffe zu sich genommen hat.«
»Also wurde sein Essen nicht mit Polonium-210 oder dergleichen vergiftet?«
Malcolm nickte. »Aufgrund der ausgeprägten Radiodermatitis war ich mir ziemlich sicher, dass er durch eine Umweltstrahlenquelle verstrahlt wurde. Er muss sich in einer heißen Zone aufgehalten haben. Die Mikroanalyse seines Haars hat ergeben, dass es sich um ein aktuelles Ereignis handelt. Die Verstrahlung liegt noch keine Woche zurück.«
»Aber wo …?«
Malcolm bat mit erhobener Hand um Geduld und rief auf dem Monitor eine Weltkarte auf. »In den tiefen Lungentaschen wurden radioaktive Teilchen gefunden. Die haben sich dort
abgelagert wie der Kohlenstaub in der Lunge eines Bergarbeiters. Ich habe sie mit dem Massenspektrometer untersucht und konnte die ungefähre Zusammensetzung der Isotope bestimmen.«
Er zeigte auf den Monitor. Auf der linken Bildschirmseite begannen Daten zu scrollen. »Die Isotopenzusammensetzung dient häufig als charakteristischer Fingerprint. Ich brauchte lediglich in der IAEA-Datenbank in Wien nachzusehen.«
Am oberen Rand des Suchfensters wurde der Name der Organisation angezeigt: INTERNATIONALE ATOMENER-GIEORGANISATION.
»Diese Organisation überwacht Strahlenquellen in der ganzen Welt: Bergwerke, Reaktoren, Industrieanlagen. Entgegen der landläufigen Meinung ist Strahlung nicht gleich Strahlung. Wir haben es hier mit einem Material zu tun, das permanent zerfällt und dessen Isotopenzusammensetzung je nach Herkunft und Verarbeitung variiert. Daraus ergibt sich eine charakteristische Strahlensignatur.«
»Und die Teilchen in der Lunge des Professors?«
»Ich habe die IAEA-Datenbank durchsucht und bin fündig geworden.«
»Wissen Sie, wo Polk verstrahlt wurde?«
Malcolm nickte. Das Scrollen hörte auf, und die Weltkarte zoomte an einen Ort in der Ukraine. In einem weißen Kästchen wurde der Name angezeigt, der ein Synonym war für Strahlenkatastrophen.
TSCHERNOBYL
Was hatte Archibald Polk in Tschernobyl gemacht? Weshalb hatte er bei dem havarierten Reaktor eine tödliche Strahlendosis abbekommen? Der Reaktor sollte diese Woche unter
einem neuen Sarkophag versiegelt werden, einer gewaltigen, gegliederten Stahlkuppel. War Polk auf der Baustelle lebensgefährlich verstrahlt worden?
Ehe Painter Malcolm danach fragen konnte, begann sein Handy zu vibrieren. Er nahm es aus der Gürtelhalterung und las den Namen des Anrufers vom Display ab. Es war sein Assistent. Er runzelte die Stirn und klappte das Handy auf.
»Was gibt es, Brant?«
»Direktor, soeben hat das Heimatschutzministerium Alarm gegeben. Für das Museum für Naturgeschichte liegt eine Bombendrohung vor.«
Painter krampfte die Hand ums Handy.
Das Museum für Naturgeschichte … dorthin hatte Gray gewollt.
Das ließ nichts Gutes ahnen.
»Stellen Sie mich zu Gray durch.«
Er wartete mit dem Handy am Ohr. Malcolm musterte ihn verblüfft.
Stammte die Warnung von Gray? Oder von jemand anderem?
Auf jeden Fall stimmte dort etwas nicht.
Die Bestätigung erfolgte in der nächsten Sekunde.
Auf einmal tönte wieder Brants Stimme aus dem Handy. »Sir, Gray meldet sich nicht.«
19:56
Als sie sich der Laderampe des Museums näherten, musterte Elizabeth Polk Gray Pierce von der Seite. An der linken Gesichtsseite hatte er eine verblasste Quetschung. Aufgrund seiner starken Sonnenbräune war kaum mehr etwas davon zu
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