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Sigma Force 05 - Das Messias-Gen

Titel: Sigma Force 05 - Das Messias-Gen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: James Rollins
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Flamme.
    »Hübsch«, meinte Kowalski. »Schade, dass ich keine Zigarre dabei habe.«
    »Ich hab meine Zigaretten auch vergessen«, murmelte Elizabeth.
    Kowalski musterte sie überrascht.
    Ehe er etwas sagen konnte, strömte auf einmal heller Lichtschein die Treppe herunter. Die Alarmsirene war lauter geworden. Ihre Verfolger hatten die Tür aufgebrochen.
    »Beeilung.« Gray wandte sich nach rechts. »Bleiben Sie dicht bei mir.«
    Elizabeth hielt sich an Grays Schulter fest, Kowalski folgte dichtauf. Sie hielt das Feuerzeug hoch. Das Licht der flackernden
Flamme reichte nur ein paar Schritte weit. Gray trabte den Tunnel entlang. Er hatte den Arm gereckt und streifte mit den Fingerspitzen die Deckenrohre. Er nahm die erste Abzweigung, damit man sie von der Treppe aus nicht mehr sehen konnte.
    Ein Hund schlug an.
    Gray rannte los.
    Elizabeth flatterte der Kittel hinterher. Als sie um eine weitere Biegung kamen, brannte sie mit ihrem Feuerzeug ein Loch in die herabhängenden Spinnweben.
    »Wo laufen wir eigentlich hin?«, fragte Kowalski.
    »Einfach nur weg«, antwortete Gray.
    »Das ist Ihr ganzer Plan? Weglaufen?«
    Hinter ihnen ertönte wütendes Gekläff. Es wurde laut gerufen. Man hatte ihre Spur entdeckt.
    »Vergessen Sie, was ich gesagt habe«, meinte Kowalski. »Ich glaube, weglaufen ist im Moment genau das Richtige.«
    Dicht aneinandergedrängt rannten sie durch die labyrinthischen Gänge.
     
    An der anderen Stadtseite saß Juri unter einem ausladenden Kirschbaum auf einer Bank. Es tat gut zu sitzen. Er hatte Schmerzen in den Knien, und sein Kreuz drohte zu verkrampfen. Er hatte bereits vier Tabletten Aleve ohne Wasser geschluckt. Daheim hatte er stärkere Medikamente, doch die hatte er sich nicht in die Staaten mitzunehmen getraut. Er freute sich schon auf die Rückkehr in den heimischen Bau.
    Er streckte ein Bein aus und massierte das Knie.
    Die tiefstehende Sonne warf lange Schatten auf den Weg. Kinder und deren Eltern säumten den Rand und zeigten auf ein hinter der Mauer gelegenes Tiergehege. Dort hatte man einen kleinen Ausschnitt des chinesischen Waldlands nachgebildet: Eine kleine Felszunge war in Grotten, Teiche und
dunstverschleierte Bäche unterteilt. Büsche, Trauerweiden, Korkeichen und mehrere Bambusarten bedeckten die steilen Hänge. Die beiden Bewohner des Geheges, die Riesenpandas Mei Xiang und Tian Tian, waren eine chinesische Leihgabe und standen im Mittelpunkt der Aufmerksamkeit der letzten Zoobesucher.
    Eine davon war Sascha.
    Das Mädchen hatte die verschränkten Arme leicht auf die Steinmauer gestützt. Mit einem Fuß tippte sie rhythmisch auf den Betonboden. Die Bewegung wurde allmählich langsamer.
    Ganz wie er gehofft hatte.
    Juri war nach der Vorstellung, die Sascha Mapplethorpe gegeben hatte, mit ihr in den Zoo gegangen. Aus langer Erfahrung wusste er, dass Tiere auf seine Schützlinge eine beruhigende Wirkung ausübten. Zumal auf Sascha. Juri sah keine Veranlassung, die BDNF-Konzentration in ihrer Rückenmarksflüssigkeit zu bestimmen. Nach einer dermaßen intensiven Episode hatte die Neurotrophinkonzentration bei ihr wahrscheinlich ein lebensgefährliches Maß erreicht. Damit hatte er nicht gerechnet. Auf ihre Vorstellung war er nicht vorbereitet gewesen. Folglich hatte er beschlossen, sie rasch zu beruhigen. Fernab der gewohnten Umgebung war sie besonders erregbar und verletzlich. Es bestand die Gefahr, dass es zu dauerhaften Hirnschäden kam. Das wäre nicht das erste Mal gewesen. Sie hatten Jahrzehnte gebraucht, um herauszufinden, dass die Interaktion mit Tieren eine palliative Wirkung auf die geistige Gesundheit autistischer Kinder hatte.
    Während Mapplethorpe das Museum für Naturgeschichte durchkämmte, war Juri mit Sascha in den berühmten zoologischen Garten gegangen. Eine bessere Entsprechung der Menagerie war in dieser fremden Stadt nicht zu finden.

    Saschas nervöse Fußbewegung wurde noch langsamer. Sie kam allmählich zur Ruhe. Die Schuhkappe war allerdings bereits stark verschrammt. Besser die Schuhe als ihre Psyche.
    Juri spürte, wie sich die Verspannung in seinen Schulterblättern lockerte. Mit dem nächsten Flugzeug würde er sie nach Russland zurückbringen. Im Bau würde er eine umfassende körperliche Untersuchung durchführen: Blutchemie, Urinanalyse, eine CT-Aufnahme des Schädels. Er musste sich vergewissern, dass keine dauerhaften Schäden aufgetreten waren.
    Vor allem aber musste er herausfinden, wie es ihr gelungen war, von sich aus eine Episode

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