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Sigma Force 06 - Das Flammenzeichen

Sigma Force 06 - Das Flammenzeichen

Titel: Sigma Force 06 - Das Flammenzeichen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: James Rollins
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Aberdaron, Wales
    GRAY LIESS DEN SUV den Hügel hinunterrollen, auf die Kirche zu. Sie waren die ganze Nacht durchgefahren, hatten sich am Steuer abgewechselt und zwischendurch ein Nickerchen gemacht. Alle wirkten erschöpft.
    Gray beobachtete im Rückspiegel Rachel, die aus dem Fenster sah. Sie hatte überhaupt nicht geschlafen und dunkle Ringe unter den Augen. Immer wieder fasste sie sich an den Bauch, aus Angst vor dem Biotoxin, das sie nach drei Tagen töten würde.
    Auf der anderen Wagenseite saß die Frau, die sie vergiftet hatte. Seichan wirkte recht gelassen. Sie hatte fast die ganze Nacht über geschlafen. Offenbar rechnete sie nicht damit, dass jemand flüchten könnte. Sie konnten es nicht einmal riskieren, Hilfe herbeizurufen. Wenn Seichan in Gewahrsam genommen worden wäre, hätte dies Rachels Tod bedeutet.
    »Professor«, sagte Gray so laut, dass Wallace, der zwischen den beiden Frauen saß, sich regte. Rufus reckte den Kopf aus dem Gepäckraum.
    »Sind wir da?«, fragte Wallace mürrisch.
    »Bald.«

    »Wird allmählich auch Zeit.«
    Es war eine lange Nacht gewesen. Mit den Ponys waren sie vom Lake District losgeritten, und Dr. Boyle hatte ihnen den Weg gewiesen. Kurz vor Sonnenaufgang hatten sie das Dorf Satterthwaite erreicht, wo sie die Ponys auf dem Feld eines Farmers zurückgelassen hatten. Gray hatte einen alten Land Rover geknackt.
    Während des langen Ritts hatte Gray den Professor über den Gegenstand ausgefragt, den sie zu finden hofften: den Schlüssel zum »Doomsday Book«. Wallace hatte von einem Mythos berichtet, wonach in dem lateinischen Text ein Hinweis auf einen großen Schatz enthalten sei.
    »Das ist alles Blödsinn, das können Sie mir glauben«, hatte Wallace mit Blick auf Seichan gemeint.
    Sie hatte nur mit den Achseln gezuckt. Auch Seichan hatte ihre Anweisungen.
    Da sie irgendwelche Anhaltspunkte brauchten, hatte Gray Wallace über Pater Giovannis Reisen ausgefragt. Vor allem hatte er wissen wollen, wohin der Archäologe im Dienste des Vatikans nach dem Besuch des Steinkreises im Torfmoor gereist war. Wallace konnte dazu nur wenig sagen, da Pater Giovanni im Laufe der Zeit immer verschlossener geworden war. Einen Hinweis hatte der Professor ihnen allerdings geben können.
    »Nach der Entdeckung im Lake District wollte Marco einen anderen Ort erkunden, der im Domesday Book als verwüstet gekennzeichnet ist, und zwar wollte er dem ältesten Eintrag nachgehen.«
    Wallace hatte des Weiteren erklärt, dass als Erstes eine Insel in der Irischen See im Domesday Book als »verwüstet« gekennzeichnet worden sei. Die Insel Bardsey lag an der walisischen Küste. Wallace zufolge hatte Pater Giovanni dort mit einem Priester sprechen wollen, der sich mit der Inselgeschichte auskannte.

    Dorthin wollten sie. Sie waren die ganze Nacht über vom Lake District aus nach Süden bis nach Liverpool gefahren und von dort aus weiter nach Wales. Ihr Ziel lag an der Spitze der walisischen Halbinsel, die wie ein Finger nach Irland wies.
    Die Insel Bardsey lag ein paar Kilometer von der Küste entfernt. Vor dem Hintergrund des sich verdunkelnden Himmels zeichnete sich ein graugrüner Buckel ab. Es war eine kleine Insel, mit einem Durchmesser von nur dreieinhalb Kilometern. Ein Regenschauer ging darauf nieder und wanderte langsam weiter zur Küste.
    Zum Glück lag ihr gegenwärtiges Ziel sehr viel näher. Die Kirche Saint Hywyn lag oberhalb des Strandes, Wind und Wellen zugewandt. Hier hatte Pater Giovannis Suche begonnen.
    Gray steuerte den Parkplatz an.
    Die Kirche war ein graues Gemäuer mit Schindeldach. Große Spitzbogenfenster gingen auf den abweisend wirkenden Friedhof hinaus. Zu Füßen der Kirche lag ein Fischerdorf mit bunten Häusern und verwinkelten Gassen.
    Alle stiegen aus, vertraten sich die Beine und zogen im kalten Wind, der vom Meer her wehte, die Schultern hoch. Wellen schlugen an den Strand. Es roch nach Tang und nach Salz.
    »Ich bleibe im Wagen«, sagte Seichan. »Damit er nicht gestohlen wird.«
    Gray übersah sie geflissentlich. Er unterdrückte seine aufflammende Wut, nicht weil er Seichan nicht provozieren wollte, sondern weil sie keine Antwort verdient hatte.
    Erleichtert darüber, sie zumindest vorübergehend los zu sein, ging Gray mit den anderen zum Pfarrhaus. Unterwegs hatte er über Seichans Handy einen Gesprächstermin mit Timothy Rye, dem Pfarrer, vereinbart. Der Pfarrer hatte zunächst freudig auf sein Interesse reagiert, bis er den Grund ihres Besuchs erfahren

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