Sigma Force 06 - Das Flammenzeichen
Bodenmuster noch von Nüchternheit sprechen konnte. Was das Kreuz betraf, hatte der Professor jedoch recht. Es hatte mehr Ähnlichkeit mit einem Werkzeug als mit einem religiösen Symbol.
An seiner Bedeutung bestand allerdings keinerlei Zweifel.
Rachel blickte nach oben. »Das Kreuz steht zwischen Spirale und gevierteltem Kreis.«
Gray leuchtete die Kuppel ab. Dabei fiel ihm etwas auf, was er bislang übersehen hatte. Die in vier Segmente unterteilte Kuppel war nicht vollkommen schmucklos. Im Schein der Taschenlampe funkelten in die Decke eingelassene Quarzkristalle.
Als er die Taschenlampe umherschwenkte, wurde ihm klar, was er da vor sich sah.
»Das ist ein Abbild des Sternenhimmels«, sagte Rachel.
Gray nickte. Die Quarzstücke bildeten Sternbilder. Die unterschiedlich großen Kristalle schufen die Illusion von Räumlichkeit.
Allerdings hatten sie keine Zeit, das Kunstwerk eingehender zu bewundern, was Seichan ihm in Erinnerung rief. »Was ist mit dem Schlüssel? Auf der Insel Bardsey haben Sie vermutet, im Kreuz sei die Information zum Aufbewahrungsort
verschlüsselt. Könnte es sich hier vielleicht ähnlich verhalten? Schauen Sie sich das Kreuz doch mal an.«
Sie zeigte auf das Kreiselement des Kreuzes. Das Bronzerad war ähnlich wie das Kreuz auf Bardsey mit tiefen Linien gefurcht.
Wie die Markierungen bei einem Kombinationsschloss.
Gray nahm an, dass Seichan richtig vermutete, doch genau da lag das Problem.
Er kannte die Kombination nicht.
Beim letzten Mal wären sie beim Versuch, am Kreuz zu drehen, beinahe umgekommen.
Den besorgten Mienen nach zu schließen, hatten auch die anderen den Vorfall noch in unguter Erinnerung.
»Wir müssen es versuchen«, sagte Wallace.
»Und sollten Sie eine Falle auslösen«, sagte Seichan, »kann Kowalski wie beim letzten Mal den Hebel herumreißen.«
Gray schüttelte den Kopf. »Selbst wenn es funktionieren sollte, säßen wir trotzdem in der Patsche. Entweder retten wir durch Betätigung des Hebels unseren Arsch, oder der Treppenabgang wird wieder geöffnet.«
Er musterte die anderen vielsagend. Dann würden ihnen die Söldner nachsetzen.
»Aus dem Regen in die Traufe«, bemerkte Wallace säuerlich.
Gray wandte sich wieder dem Kreuz zu. »Wir haben einen Versuch. Geht der schief, sieht’s übel aus für uns.«
Rachel führte ein schlagendes Argument dafür an, es trotzdem zu versuchen. »Wenn wir nichts tun, sieht’s auch nicht rosig aus.«
Kowalski gab ebenfalls seine Meinung zum Besten. Er brummte etwas in seinen Bart, war aufgrund der Akustik aber deutlich zu verstehen.
»Wenn hier noch jemand rumunkt, bin ich weg.«
15:48
KRISTA BEOBACHTETE ZUSAMMEN mit Khattab, wie der Sprengstoffexperte C-4-Plastiksprengstoff ins letzte Loch drückte. Der Mann arbeitete mit bloßen Fingern und formte den Sprengstoff so geschickt wie ein Bildhauer. Als die Ladung platziert war, schob er noch einen Funkenzünder hinein, der per Funk gesteuert wurde.
Dann bedeutete er den anderen zurückzutreten.
Sie begaben sich in den Garten.
Wenn die Sprengladungen hochgingen, wollten sie nicht im Kreuzgang sein. Der Sprengstoffexperte hatte darauf hingewiesen, dass der Gang einstürzen und den Zugang zum Geheimgang unter sich begraben könnte.
»Bereit?«, fragte Khattab.
Krista winkte ungeduldig.
Khattab nickte, worauf der Sprengstoffexperte den Sender hob und den Zündknopf drückte.
15:49
ALS ES KRACHTE, ließ Rachel sich auf ein Knie niederfallen – nicht weil der Boden gebebt hätte, sondern aus purer Angst. Die Explosion hatte sie völlig unvorbereitet getroffen. Das dicke Gemäuer dämpfte das Geräusch, doch es knallte immer noch so laut wie ein Gewehrschuss.
»Sie versuchen, sich den Zugang freizusprengen«, sagte Seichan und blickte in den Tunnel hinein.
»Auf sie mit Gebrüll!«, rief Kowalski und rannte mit vorgehaltenem Gewehr in den Gang hinein. Allerdings stand er allein gegen einen ganzen Trupp Kämpfer.
Rachel ließ sich auf den Hintern plumpsen. Das Fieber war stärker geworden. Sie hatte Schüttelfrost. Das Herz hämmerte ihr in der Brust, und sie hatte das Gefühl, ihr Gehirn dehne sich mit jedem Herzschlag aus und ziehe sich wieder zusammen. Außerdem war ihr übel.
Gray musterte sie besorgt. Sie winkte ab und bedeutete ihm, er solle mit der Untersuchung des Kreuzes fortfahren. Schon seit zehn Minuten betrachtete er es, ohne es zu berühren. Immer wieder umkreiste er es. Manchmal beugte er sich dicht heran; dann wieder fixierte er es aus
Weitere Kostenlose Bücher