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Sigma Force 06 - Das Flammenzeichen

Sigma Force 06 - Das Flammenzeichen

Titel: Sigma Force 06 - Das Flammenzeichen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: James Rollins
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»Wie ich schon sagte, in diesem Geschäft nimmt man das Geld, das man kriegen kann.«
    »Und was haben die Extremophilen damit zu tun?«
    Gray kannte den Begriff. Extremophile waren Mikroorganismen, die sich Umweltbedingungen angepasst hatten, die normalerweise als lebensfeindlich betrachtet wurden. Größtenteils handelte es sich um Bakterien, die in toxischen Umgebungen lebten, zum Beispiel in Tiefseegräben oder Vulkankratern. Einige dieser einzigartigen Organismen versprachen für die Zukunft neuartige Wirkstoffe.
    Die Industrie war bereits darauf aufmerksam geworden, und in der Folge hatte sich ein ganz neuer Geschäftszweig herausgebildet, das sogenannte Bio-Prospecting. Anstatt nach Gold zu suchen, hatte man es jetzt auf etwas abgesehen, das mindestens ebenso wertvoll war: auf neue Patente. Das Bio-Prospecting war inzwischen ein florierendes Geschäft. Auf Basis der Extremophilen waren bereits neuartige Detergenzien für den
industriellen Einsatz, Reinigungsmittel, Medikamente und sogar ein Enzym patentiert worden, das weltweit bei der DNA-Bestimmung von Fingerabdrücken eingesetzt wurde.
    Was aber hatte das alles mit den Torfmumien zu tun?
    Wallace versuchte, es zu erklären. »Das geht auf meine Anfangshypothese zurück, die ich meinen potenziellen Geldgebern dargelegt habe. Eine Hypothese, das ›Doomsday Book‹ betreffend.«
    Gray war nicht entgangen, dass Wallace diesmal vom ›Doomsday Book‹ gesprochen hatte, nicht vom Domesday Book . Offenbar hatte der Professor mit seinem Gespür für Dramatik bei der Geldbeschaffung auf den farbigeren Namen zurückgegriffen.
    »Wie ich schon sagte, die Orte, die im Buch auf Lateinisch als verwüstet gekennzeichnet wurden, sind von der Landkarte getilgt worden – im übertragenen wie im wörtlichen Sinn. Was hat die damaligen Volkszähler zu diesem drastischen Schritt veranlasst, wenn nicht die Gefahr, die von den Siedlungen ausging?«
    »Wie zum Beispiel eine Seuche oder Krankheit«, meinte Gray.
    Wallace nickte. »Möglicherweise gänzlich unbekannten Typs. Das waren abgelegene Orte. Wer weiß schon, was da aus dem Moor zum Vorschein gekommen ist? Torfmoore sind Brutherde für alle möglichen Mikroorganismen. Für Bakterien, Pilzgewächse, Schleimpilze.«
    »Dann wurden Sie also als Archäologe und Bioprospektor angeheuert.«
    Wallace zuckte mit den Schultern. »Da bin ich nicht der Einzige. Großkonzerne versichern sich immer häufiger der Hilfe von Archäologen. Wir graben an alten Orten, die lange von der Außenwelt isoliert waren. Im vergangenen Jahr hat eine amerikanische Chemiefirma in einem soeben geöffneten ägyptischen Grab einen Extremophilen entdeckt. Das ist groß in Mode, verstehen Sie.«

    »Und diese Ausgrabung wurde von der Universität Oslo finanziert. «
    »Nein. Die finanziellen Mittel sind in Oslo ebenso knapp wie bei allen anderen Universitäten. Heutzutage kommt das meiste Geld von privaten Sponsoren.«
    »Und welche Firma finanziert Sie?«
    »Eine Biotech-Firma, die sich überwiegend mit genetisch modifizierten Organismen beschäftigt. Mit Saatgut und was weiß ich.«
    Gray krampfte die Hände um den Rand der Tischplatte. Natürlich . Biotech-Firmen waren bei der Jagd nach Extremophilen an vorderster Front. Das Bio-Prospecting war ihr Lebensblut. Sie streckten die Fühler in alle Richtungen und auf alle Forschungsfelder aus. Dazu gehörte auch die Archäologie.
    Gray glaubte bereits zu wissen, wer Wallace’ Arbeit finanzierte.
    Er sprach den Namen der Firma laut aus. »Viatus.«
    Wallace machte große Augen. »Woher wissen Sie das?«
    23:44
    SEICHAN STAND DRAUSSEN vor der Zelthütte. Sie hielt eine Zigarette in der Hand, die sie anzuzünden vergessen hatte. Die Sterne funkelten am Nachthimmel wie Glasperlen. Sie atmete tief den Torfrauch ein, der von den Öfen des Lagers und den im Erdreich schwelenden Feuern stammte.
    Die vereisten Menhire des Steinkreises wirkten wie aus Silber gegossen.
    Sie dachte an die beiden Toten, die im Torf begraben gewesen waren. Aus irgendeinem Grund musste sie dabei an den Museumskurator denken, den sie in Venedig getötet hatte –
oder vielmehr an dessen Frau und Kind. Sie stellte sich vor, die beiden wären hier bestattet worden. Als ihr bewusst wurde, dass sie Schuldgefühle hatte, wehrte sie sich kopfschüttelnd gegen die sentimentale Anwandlung. Sie hatte einen Auftrag zu erfüllen.
    Allerdings waren ihre Gewissensbisse heute Abend besonders quälend.
    Sie sah auf ihre Linke hinunter. Damit hielt sie

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