Signal: Roman (German Edition)
weiß.«
So gut es ihr unter diesen Umständen möglich war, deutete sie mit dem Kinn auf Whispr. »Mein Freund ist mein Assistent, und ich bin Wissenschaftlerin. Allerdings eine praktizierende.« Sie holte tief Luft. »Wir wollen in die SAHV -Anlage in Nerens eindringen.«
Whispr, der sich gerade erst von dem Tritt erholte, riss die Augen auf. Hatte seine intellektuell brillante, aber gesellschaftlich naive Gefährtin jetzt völlig den Verstand verloren? Jetzt musste ihr Kidnapper nur noch beim SAHV anrufen und sie ausliefern. Es gab zweifellos eine Belohnung für Menschen, die Eindringlinge in der verbotenen Zone meldeten. Nur …
Wenn Quaffer die Firma darüber informierte, dass sie indieses Gebiet eingedrungen waren, dann würde er auch erklären müssen, was er im Sperrgebiet zu suchen hatte. Vielleicht ließen sie ihn gehen, vielleicht zahlten sie ihm eine Belohnung, oder sie exekutierten ihn ebenso wie die Menschen, die er verraten hatte. Nur um sicherzugehen, dass alles ruhig und friedlich blieb und dass der starrköpfige Führer nicht nach seiner Rückkehr in Orangemund anderen seiner Art von der sichersten Route ins Landesinnere erzählte. Niemand würde die Handlungen der Firma in einem solchen Fall infrage stellen. Ihre Rücksichtslosigkeit und ihre Methoden waren seit Langem etabliert und allseits bekannt. Eine solch extreme Reaktion wäre dem Führer gegenüber natürlich unfair, wenn er erst einmal tot war, konnte ihm das auch völlig egal sein.
Der Freewalker tat Ingrids Erklärung nicht von vorneherein ab, sondern dachte erst einmal einige Minuten darüber nach. Dann ging er zielsicher zu der Ärztin, bis er direkt neben ihrem gefesselten Körper stand.
»Eins muss ich Ihnen lassen, Frau: Das ist die wohl lächerlichste Erklärung dafür, dass man sein Leben in der Namib riskiert, die ich je gehört habe. Sie ist so lächerlich, dass sie fast schon wahr sein könnte. Fast.« Er beugte sich über sie, sodass sich sein teilweise geleerter Wassersack gegen sein Rückgrat und seine Rippen drückte. »Warum im Namen von Mandelas Mandala wollen Sie sich denn nur in Nerens einschleichen? Das unautorisierte Betreten des Sperrgebiets bedeutet schon den so gut wie sicheren Tod. Zu versuchen, Nerens zu infiltrieren, bedeutet, das ›so gut wie‹ zu streichen. Erklären Sie mir das bitte, hübsche Frau!«
Sie starrte ihn aus ihren erst vor Kurzem farbveränderten Augen an und war auf ihre ruhige Art widerspenstig. »Das müssen Sie nicht wissen.«
Während in seinem Inneren alles in Aufruhr war, wartete Whispr auf den unausweichlichen heftigen Tritt gegen den Körper seiner Begleiterin. Dass dieser nicht erfolgte, sprach sowohl für Quaffers Unsicherheit als auch für sein Erstaunen darüber, dass ihn die hilflose Frau, die zu seinen Füßen lag, derart offen herausgefordert hatte. Als er schließlich eine Reaktion zeigte, war diese überaus unerwartet.
Er lachte. Sein Lachen spiegelte sein Erstaunen und eine perverse Art der Bewunderung wider.
»Ich habe mich geirrt. Sie sind nicht clever, Sie sind verrückt!« Er sah zu dem immer nervöser werdenden Whispr hinüber. »Und ob Sie ihr nun folgen oder sie anführen, Stockmann, Sie sind ebenfalls völlig irre!« Er senkte die Stimme, ließ sich auf ein Knie nieder und senkte sein Gesicht, sodass es dicht vor dem seiner Gefangenen schwebte.
»Hören Sie mir gut zu, rothaarige Lady. Hören Sie mir ganz genau zu. Niemand kommt in die Nerens-Anlage hinein, der nicht von der Firma autorisiert ist. Niemand! Das haben schon andere versucht. Wenn man in Orangemund lebt und die Augen und Ohren aufsperrt, dann erfährt man, dass jeder, der das versucht hat, sterben muss oder noch Schlimmeres erleidet.« Er nickte. »Ja, es gibt schlimmere Dinge als den Tod.« Dann stand er auf, stemmte seine Hände in die Hüften und schüttelte sich, wobei sich das Wasser in seinem Rückensack anpasste, wie es ein Rucksack bei einem Natural tun würde. »Sie haben mir genug Lügen erzählt. Es wird langsam warm, und ich werde müde. Keine weiteren Lügengeschichten mehr. Und keine Witze.« Er hob den rechten Fuß. Dieses Mal zog er das Bein jedoch nicht zurück, um sie zu treten. Stattdessen senkte er langsam seinen Stiefel, bis er direkt über Ingrids Nase schwebte. Die ausgetretene Sohle konnte eine MengeSchaden anrichten, wenn er sein Bein entsprechend belastete.
»Wo … sind … die … Diamanten? Wo ist die Mine oder das Feld oder das Vorkommen?« Sein Fuß
Weitere Kostenlose Bücher