Signal: Roman (German Edition)
konnte man seine Ungläubigkeit anhören. »›Erdmännchen‹, Sir?«
»Yebo, Erdmännchen. Irgendjemand hat irgendwo ganz gehörig in die Magifizierungskiste gegriffen. Zumindest müssen wir uns nicht mehr mit den Eindringlingen auseinandersetzen. Um die hat sich bereits jemand gekümmert.«
»Inwiefern gekümmert, Sir?«, erkundigte sich der andere Mann. »Und wer, Sir?«
Kruger zögerte einen Moment. »Die Einheimischen. Und nicht die, an die Sie jetzt denken. Sobald Sie gelandet sind, kommen Sie her, dann können Sie es sich mit eigenen Augen ansehen.«
Er senkte den Arm und beendete die Verbindung. Dannentfernte sich Kruger langsam zu Fuß von dem abgestürzten Schweber. In einigen der toten Menschen steckten so viele Condondorne, dass sie schon fast selbst wie Wüstenkakteen aussahen. Einer der Toten hielt noch immer seine Waffe umklammert, während die anderen unbewaffnet waren. Entweder waren sie in Panik geraten und aus dem Schweber geflohen, während er angegriffen wurde, sodass die restlichen Waffen der Eindringlinge noch im Inneren lagen, oder irgendjemand hatte ihre Waffen weggebracht.
Konnte ein Erdmännchen mit einer Waffe zielen und diese abfeuern, obwohl sie eigentlich für die Benutzung durch einen Menschen gedacht war? Kruger dachte darüber nach. Selbst eine kleine Waffe wäre zu groß, zu schwer, zu unhandlich. Aber wenn mehrere der beweglichen Erdmännchen zusammenarbeiteten, dann …
Da er, seitdem sie an diesem verfluchten Ort gelandet waren, noch keinen einzigen angenehmen Gedankengang gehabt hatte, freute er sich darauf, in die Bequemlichkeit seiner Wohnung und seines Büros in Nerens zurückzukehren.
Zumindest konnte er in seinem Bericht eine komplette Beschreibung der Eindringlinge abgeben. Auch wenn sie einzeln nicht besonders aussagekräftig waren, so gab es im Computer ihres Schwebers mehr als genug Informationen, um sie als Team zu identifizieren, das im Auftrag der Yeoh-Triade aus Guangzhou operierte. Allerdings hatte Kruger keine Ahnung, wonach die Triade im Sperrgebiet gesucht hatte. Vielleicht hatte ihnen jemand einen Hinweis auf ein Diamantenvorkommen gegeben, und dieses Team hatte der Sache auf den Grund gehen sollen. Wenn sie in die verbotene Zone geflogen waren, nur um Informationen zu bestätigen und danach wieder zu verschwinden, dann konnten sie durchaus davon ausgehen,dass ihnen das gelang, bevor er und seine Leute ihr Eindringen überhaupt bemerkten. Diese Theorie wurde noch dadurch untermauert, dass im Schweber kein Hinweis auf irgendwelche Bergbauausrüstung gefunden werden konnte.
Natürlich konnte ihr Eindringen auch absolut nichts mit Diamanten oder dem Bergbau zu tun haben. Da niemand mehr übrig war, den man hätte verhören können, konnte er nur noch über den eigentlichen Zweck ihrer Reise spekulieren. Nun war dies eine Angelegenheit des SAHV -Geheimdienstes, und sie ging ihn nichts mehr an. Er sorgte dafür, dass seine Leute alles aufzeichneten, während sie über das sandige Feld des Todes wanderten. Ansonsten würde ihnen in der Nerens-Anlage doch niemand auch nur ein Wort glauben. Mörderische Erdmännchen – ja, klar! Dieser Het Kruger war schon ein Witzbold!
Doch das war kein Witz. An den sieben Leichen war überhaupt nichts witzig. Er fragte sich, ob die Begegnung, die hier stattgefunden hatte, einen Einzelfall darstellte oder ob er in Zukunft mit brandneuen Sicherheitsproblemen zu rechnen hatte. Er musste unbedingt herausfinden, welche Gifte bei Erdmännchen effektiv wirkten. Oder waren diese stark magifizierten Tiere so weit manipuliert worden, dass sie genug wussten, um Fallen zu erkennen und zu umgehen?
Alles bloße Spekulation, sagte er sich und drehte sich zum wartenden Schweber um. Die Ethik der Magifizierung von Tieren, wie stark und was genau man manipulieren konnte, wurde seit Langem debattiert. Ihre praktischen Aspekte standen jedoch seltener im Rampenlicht. Hier war das perfekte Beispiel dafür, wie eine solche biologische Manipulation aus dem Ruder laufen konnte. Früher war es bei der Sicherung der Anlage nur darauf angekommen, sich mit invasiven Artenauseinanderzusetzen. Jetzt entwickelte man eigene invasive Arten in Labors und illegalen Manipzentren.
Die entsprechenden internationalen regulierenden Behörden hatten zuversichtlich behauptet, dass das Ciudad Simiano in Mittelamerika das Ende derartiger gedankenloser Forschung und damit zusammenhängender Experimente darstellen würde. Er verzog das Gesicht. Am liebsten
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