Signal: Roman (German Edition)
momentannachgingen, war von einem Firmensatelliten ausgelöst worden, der im synchronen Orbit über der zentralen und unteren Namib stationiert war. Dieser konnte zwar alle paar Tage einen kompletten, hochaufgelösten Scan der Region anfertigen, war aber bei Weitem nicht perfekt. Jedoch machte er es jedem Fahrzeug, das größer als ein Kinderschlitten war, unmöglich, sich lange genug in der Gegend aufzuhalten, um Schaden anrichten zu können. Es war theoretisch möglich, dass ein gut ausgerüsteter Eindringling schnell ins Gebiet gelangte und rasch wieder verschwand, ohne dass er von dem in Nerens beheimateten Sicherheitspersonal entdeckt wurde. Wenn ein solcher Übeltäter mutig genug war, sein Leben für ein paar Vidaufnahmen und einige Fotos zu riskieren, dann hatte Kruger nichts als Bewunderung für ihn übrig. Das war wahre Hingabe, und derart kurzzeitige Übertretungen des Firmenkodex bereiteten ihm keine Sorgen.
Jene, die in der Hoffnung herkamen, sich längere Zeit im Sperrgebiet aufhalten zu können, waren es, die seine und die Alarmglocken der Anlage klingeln ließen. Die meisten waren auf Diamanten aus. Einige suchten nach Wildtieren, die sie auf dem Schwarzmarkt verkaufen wollten. Eine tausend Jahre alte Welwitschia mirabilis war wohlhabenden Pflanzensammlern eine ganze Menge Subsist wert. Auch Industriespionage war nicht undenkbar, aber während seiner Dienstzeit als Sicherheitschef war ihm noch kein Eindringling untergekommen, der das Sperrgebiet aus diesem Grund betreten hatte. Nur wenige außerhalb des inneren Kreises des SAHV wussten überhaupt, dass sich in Nerens eine Forschungs- und Entwicklungsanlage befand, und selbst diese Personen hatten keinen Grund zu der Annahme, dass dort etwas anderes als Bergbaustudien durchgeführt wurden.
Am frühen Morgen war die Namib wunderschön, wo immer man sich auch in ihr aufhielt, in welche Richtung man auch sah und in welcher Jahreszeit man sich gerade befand. Dabei war es natürlich hilfreich, offen für die Schönheit des Wüstengebiets zu sein. Nicht jeder fand den Mangel an grünen Pflanzen ansprechend. Kruger liebte die Friedlichkeit und die Einsamkeit, die ineinander übergehenden Farben der Steine, die Art, wie der Wind die Barchandünen oben abschnitt. Das Geld.
Seine Arbeit bestand zum größten Teil aus Routineüberprüfungen von Prozeduren und Ausrüstungsgegenständen, wobei er nie etwas fand. Die Abläufe wiederholten sich, er empfand sie jedoch als befriedigend. Ein anderer Mann hätte sich vielleicht zu Tode gelangweilt, doch Kruger sah es anders. Da er in seiner Jugend mehr als genug Action miterlebt hatte, war er nun zufrieden damit, seinen überaus gut bezahlten Beinaheruhestand zu genießen. Natürlich bekam er es in der Anlage hin und wieder mit Anblicken und Geräuschen zu tun, die ihn erstaunten und verwirrten, doch es gehörte nicht zu seiner Aufgabe, über ihre Bedeutung nachzudenken. Nachdem er selbst angeschossen worden war, wusste er, dass das Schießen auf andere Leute, während man selbst den Schüssen auswich, ein Szenario war, das in Vidumgebungen besser aufgehoben war als im wirklichen Leben. Kugeln taten weh, angeschossen zu werden war schmerzhaft, und das Verlieren von Körperteilen war selbst in einer Zeit, in der sie problemlos ersetzt oder ergänzt werden konnten, bei Weitem nicht so aufregend oder anregend, wie es einige seiner jüngeren und weniger erfahrenen Kollegen anzunehmen schienen.
Daher war er dankbar, als ihn seine Scannerüberwacherin informierte, dass an der Position, zu der sie soeben flogen, um sie zu überprüfen, keine Bewegung zu registrieren war.
»Vor uns ist alles ruhig, Sir«, sagte die Frau gerade. Mit der rechten Hand passte sie die Position des Überwachungshelms, der ihren gesamten Kopf bedeckte, leicht an. Die drei schlanken, teilweise aus Metall und teilweise aus Fleisch bestehenden Tentakel, die aus ihrer linken Schulter ragten, waren tief und drahtartig mit der Konsole vor ihr verbunden.
»Gar nichts zu entdecken?« Kruger sprach leise in das winzige Vorecmikrofon, das sich direkt vor seinem Mund befand.
»Nichts, Sir. Da befindet sich ein Schweber, insofern war der Bericht korrekt. Ich kann ihn jetzt sehen. Die Silhouette ist klar genug, damit ich die Zusammensetzung analysieren kann, aber es bewegt sich nichts. Es gibt auch keine Wärmesignaturen aus dem Fahrzeug, und in der Nähe sind keine zweifüßigen Gestalten zu erkennen. Es ist alles … ruhig.«
»Vielleicht schlafen
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