Signal: Roman (German Edition)
setzte sich so schnell auf, dass sie einen Schritt nach hinten machen musste, um nicht umzufallen.
»Wa… hä?«
»Ich gebe dir gleich ein ›Wa … hä‹, du erbärmlicher, gefühlloser Bastard! Ich dachte schon, du würdest mich im Stich lassen! Ich dachte, du lässt mich hier in der Wüste zum Sterben zurück, während du deinen jämmerlichen knochigen Arsch zurück nach Orangemund bewegst! Ich dachte …«
»Oh, du hast mich vermisst«, gurrte er und unterbrach ihre Schimpftirade.
Sie wollte schon weitersprechen, hielt dann jedoch inne, sah ihn einen Moment lang an und wandte danach den Blick ab. »Ich habe mich so alleine gefühlt, dass ich einen eiternden Leguan vermisst hätte. Ich hatte Angst .«
»Okay, okay. Ich bin hier. Ich würde mir zwar wünschen, irgendwo anders zu sein, aber ich bin trotzdem hier. Du kannst dich jetzt entspannen, da du weißt, dass du nicht alleine sterben, sondern dabei Gesellschaft haben wirst. Aber entschuldige, dass ich mich deswegen nicht auch besser fühle.«
Ihr Herzschlag wurde langsamer, und sie sah auf ihn herab. »Was ist passiert? Warum bist du hier?« Sie verzog das Gesicht. »Normalerweise kannst du mir gar nicht nahe genug sein, wenn wir uns zum Schlafen hinlegen, dann muss ich dich meist sogar zwingen, Abstand zu halten.«
Er schüttelte den Rest der kleinen Düne ab, die sich über seinem Körper aufgehäuft hatte, und sah ihr nicht in die Augen. »Ich dachte, ich könnte verhindern, dass du so viel Sand abbekommst, wenn ich mich windaufwärts mit dem Rücken zum Sturm hinsetze, damit du ein wenig schlafen kannst. Genau das habe ich auch getan. Dann bin ich eingeschlafen. Und umgefallen.«
»Ich erinnere mich auch nicht mehr daran, wie ich eingeschlafen bin«, murmelte sie. »Wir waren wohl beide ziemlich k.o.«
»Allerdings habe ich den Fehler gemacht, meinen Rucksack neben mich zu stellen«, fügte er hinzu und deutete darauf. »Ich hätte mich darauf legen sollen oder zumindest die Riemen festbinden. Ich habe nicht damit gerechnet, dass der Wind stark genug ist, um ihn wegzuwehen, und erst recht nicht, dass er ihn mitnimmt und woanders wieder zu Boden fallen lässt.«
Zusammen gingen sie zu der Stelle hinüber, an der sein Rucksack lag. Einige Lebensmittel fehlten. Der Wind hatte sie inzwischen vermutlich fast bis zur Makgadikgadi getragen, dachte sie wehmütig. Glücklicherweise waren all die Nahrungsergänzungen, die Whispr benötigte, damit sein Meld-Verdauungssystem richtig funktionierte, noch gut verstaut. Wenn sie ihre Vorräte kombinierten, hatten sie noch genug Lebensmittel für einige Tage. Seine Wasserflasche war noch intakt. Sein Verbandskasten war zwar vom Wind aus der Tasche gesaugt worden, lag jedoch in der Nähe, intakt und sogar noch versiegelt.
Die Erleichterung darüber, so viel Nahrung und Wasser gefunden zu haben, verwandelte sich in Verzweiflung, als sie seinen Kommunikator schließlich fanden. Vom Wind aufgewirbelte kleine Steine hatten sein Schutzgehäuse beschädigt. Obwohl er verschiedene Befehle eingab und diverse Kontakte berührte, blieb der kleine Bildschirm leer, und der integrierte dreidimensionale Projektor wurde nicht aktiviert. Auch auf Stimmbefehle reagierte das angeschlagene Gerät nicht.
»Kannst du es reparieren?« Sie starrte das kompakte Glassin-Rechteck hoffnungsvoll an.
Sein Lachen klang verbitterter und höhnischer, als sie es je aus seiner dürren Kehle gehört hatte. »Ich sollte mich wohl geschmeichelt fühlen, dass du genug von mir hältst, um so eine Frage überhaupt zu stellen, Doc. So gern ich sie auch bejahen würde, so schätzt du mich leider völlig falsch ein. Ich stehle solche Dinger nur.« Er reichte es ihr. »Ich kann sie aber nicht reparieren.« Mit einer Armbewegung schloss er die fernen Berge mit ein. »Doch das ist kein Problem. Wir gehen einfach in den nächsten Laden und kaufen einen neuen.«
»Das ist es, was mich all das durchstehen lässt«, knurrte sie ihn an. »Dein beißender Humor.«
Er wollte schon etwas erwidern, fing dann aber völlig unerwartet an, irritierend einschmeichelnd zu grinsen. »Wütend zu sein ist gesünder, als Angst zu haben. Also nur zu, fauch mich an, so viel du willst. Ich kann es ertragen. Ich bin daran gewöhnt, den Sandsack zu spielen.«
Sie seufzte und schüttelte den Kopf. »Warum kannst du nicht mal bei einem psychologischen Zustand bleiben, dem sarkastischen oder dem bedauernswerten? Ich weiß nie, womit ich als Nächstes rechnen muss.«
Er
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