Signal: Roman (German Edition)
Illusionen hin. Er war hier, weil er sich Subsist erhoffte, nichts weiter. Seine Gedanken wurden nicht von überhöhten Erwartungen getrübt. Auf gewisse Weise beneidete sie ihn. Eine Seele frei von Neugier musste etwas sehr Friedliches an sich haben.
Ihre Sorge rückte in den Hintergrund und machte Müdigkeit Platz, als sie eine Anhöhe erreichten und ein geschütztes Flussbett in Sicht kam. Sie hatten schon viele davon gesehen und durchquert, aber dieses hier war anders als die vorangegangenen. Der entscheidendste Unterschied war, dass es überwiegend grün anstelle von braun und gelb aussah. Natürlich nicht über die volle Länge seines geschwungenen Verlaufs und auch nicht einmal der überwiegende Teil. Aber hier und da standen ein hoher Busch, einige Riedbüschel oder sogar einige vereinzelte Elfenbeinpalmen, die kleinere Wüstenpflanzen überragte. Drei merkwürdige huftierartige Gestalten mit hoch aufragenden Hörnern blieben stehen und sahen den Neuankömmlingen entgegen, um dann im Galopp auf den nächsten Felsgrat zuzuhalten. Während die beiden müden Reisenden sie beobachteten, verschwanden die drei Spießböcke hinter einer Felswand, wobei sie die letzten Meter in gemütlicherer Gangart zurücklegten.
Ingrid und Whispr waren sich einig, dass dieses kleine Wüstenparadies eines der letzten großen Wasserlöcher sein musste, die auf Ouspels Karte eingezeichnet gewesen waren.
»Ich erinnere mich sogar noch an den verdammten Namen.« Whispr musste sich zurückhalten, um sich nicht einfach kopfüber in den einladenden Garten zu stürzen. »Kokerboom-Oase.«
»Dann sind wir nicht mehr weit von Nerens entfernt.« Man konnte ihrer Stimme anhören, dass sie ihre Aufregung nur mühsam unter Kontrolle halten konnte.
»Stimmt. Wir können uns jetzt jeden Tag freudig darauf einstellen, gefangen genommen zu werden.« Er leckte sich die Lippen, als sie den Abhang hinuntergingen, auf dem sie gestanden hatten, um dann über den weichen Sand des größtenteils ausgetrockneten Flussbettes zu gehen. »Ich weiß schon, was ich mir als Henkersmahlzeit wünsche. Vorausgesetzt, der SAHV gesteht den Verurteilten eine Henkersmahlzeit zu.«
Der Anblick des Wassers, das zwischen dem ganzen Grün aus dem Sand floss, war dermaßen einladend, dass Ingridbeschloss, auf das zweifelhafte Vergnügen eines Streits mit Whispr zu verzichten. Das Wasser hatte einen Teich und keinen Fluss gebildet und war dank der nicht vorhandenen Menschen sauber und trinkbar. Das Gefühl, das sie empfand, als es ihre Kehle hinunterglitt, war unbeschreiblich. Keine Flüssigkeit aus einer Flasche konnte auch nur halb so köstlich schmecken.
Sobald sie genug getrunken hatte, zog sie sich die Stiefel und die selbstaufblasenden Socken aus, rollte die Hosenbeine bis zu den Knien auf, suchte sich einen gut geeigneten Stein und ließ ihre Füße ins Wasser baumeln. Es war gerade so tief, dass sie mit den Zehen den Boden berührte. Neugierige, einen Zentimeter lange silbrige Fische, deren Vorkommen an diesem entlegenen Ort sie überaus erstaunte, sausten herbei, um die blassen, würstchenartigen Eindringlinge zu begutachten, die sich in ihr isoliertes Paradies gewagt hatten.
Sie warf ihrem Begleiter einen Blick zu. Whispr wischte sich gerade die letzten Wassertropfen von den Lippen und starrte in die hohen Gräser hinüber, während er seinen Rucksack absetzte.
»Warum kommst du nicht zu mir rüber?«, rief sie ihm zu. »Du könntest dich ein bisschen abkühlen, und nach fünf Minuten wirst du dich fühlen, als hättest du ein Wochenende auf den Bermudas verbracht.«
»Ich dachte, ich hätte was gehört«, murmelte er.
Sie schüttelte traurig den Kopf. Whisprs ständige Wachsamkeit hatte ihnen in einer Reihe gefährlicher Situationen zweifellos das Leben gerettet, sie verhinderte jedoch gleichzeitig immer wieder, dass er sich entspannen konnte.
»Was kannst du denn hier gehört haben? Hier ist doch nichts.« Sie deutete auf ihre Umgebung, die an einen Garten erinnerte. »Die Oryx sind weg. Allerdings könnte es hier durchaus Reptilien geben. Eidechsen oder Schlangen beispielsweise.« Sie wackelte mit den Füßen im Wasser herum, sodass die kühle, besänftigende Flüssigkeit aufspritzte. »Es ist mir egal, ob es hier Vipern gibt. Ich bin bereit, das Wasser zu teilen, werde mich hier aber nicht von der Stelle bewegen.«
Jemand stöhnte.
Augenblicklich hatte Ingrid ihre gerade eben verkündete Absicht vergessen und sprang auf, um die Socken und die
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