Signal: Roman (German Edition)
Diamantenmine mag echt sein, aber ich glaube, dass damit nur der eigentliche Zweck dieser Anlage verschleiert werden soll. Mein Freund und ich haben uns felsenfest vorgenommen (Whispr machte ein eindeutiges Geräusch, wurde jedoch ignoriert), in diese Anlage einzudringen und herauszufinden, worum es bei dem Faden und den Implantaten eigentlich geht. Vielleicht haben Sie recht und wir kommen nicht mehr raus (ein weiterer deutlich vernehmbarer nicht verbaler Kommentar von ihrem Begleiter). Aber wir haben einen langen Weg hinter uns und viele widrige Umstände bewältigt, um es nicht wenigstens zu versuchen.« Sie lehnte sich zurück. »Wollen Sie … Können Sie uns helfen? Wenn nicht um unseretwillen, dann für diese Kinder, deren Zukunft auf irgendeine Weise manipuliert werden soll.«
Eine ältere Frau, die hinter !Nisa stand, schaltete sich in das Gespräch ein. Inzwischen hatte sich eine Menschenmenge um die Besucher und ihre Führerin geschart. »Woher wollen Sie wissen, was dort genau passiert? Sie haben doch gerade selbst zugegeben, dass Sie keine Ahnung haben, was diese Implantate anrichten.«
»Stimmt, das weiß ich nicht«, gab Ingrid zu. »Aber ich weiß, dass Leute mit guten Absichten keine unautorisierten Geräte in das Gehirn ahnungsloser junger Menschen einbauen, die nur versuchen, ein schlechtes Meld korrigieren zu lassen. Geräte, die verschwinden, wenn man versucht, sie genauer zu untersuchen. Wenn diese Implantate wirklich etwas Gutes bewirken sollen, warum sollten diejenigen, die sie installieren, das dann im Geheimen und ohne die Einwilligung des Patienten tun?«
»Und hinter alldem steckt der SAHV ?«
Da sie spürte, wie sich die Stimmung in ihrem ständig größer werdenden Publikum veränderte, und sie ihre Erklärung für sich sprechen lassen wollte, nickte Ingrid nur.
Mehrere ältere Dorfbewohner besprachen sich leise mit !Nisa. Whispr und Ingrid konnten nur hoffen, schweigen und warten, während ihre Gastgeber über ihre Bitte berieten. Würden sie die Gefahr eingehen, ihr kleines Paradies zu verlieren, nur um zwei Fremden zu helfen, selbst wenn sie davon überzeugt waren, dass die beiden Namerikaner sie nicht anlogen? Oder würden sie sie wieder in die Wüste schicken, nur damit sie letzten Endes vom Sicherheitspersonal der Firma entdeckt wurden? Es war schon eine Weile her, dass Whispr und sie der Gnade anderer völlig ausgeliefert gewesen waren, und Ingrid gefiel es gar nicht, dieses Gefühl erneut erleben zu müssen.
Als die Konferenz schließlich beendet war und die Älteren fortgingen, ohne die Besucher noch eines weiteren Blickes zu würdigen, fragte sie sich, ob die San wirklich darüber debattiert hatten, ihren Wunsch zu erfüllen. Kurz darauf wurde sie von !Nisa aus ihrer Unsicherheit erlöst.
»Wo immer die Firma ein Unternehmen gründet, behauptet sie gern, dass dadurch auch Arbeitsplätze für die Einheimischen geschaffen würden. Meist sind das Positionen in den untersten Ebenen, die schlecht bezahlt werden. In Nerens werden einige davon immer für die San reserviert. Die Firma steht in einem guten Licht da, wenn sie uns einstellt. Manchmal werden San-Angestellte nach Kapstadt geschickt, um besänftigende Viddrehs der Medien zu machen.« Sie drehte sich nach links um und versuchte, weiter in das Dorf hineinzusehen. »Dann ist also jemand losgegangen, um Gwi zu holen.«
Zum ersten Mal seit sehr langer Zeit verspürte der sonst immer so pessimistische Whispr einen Hauch von Optimismus.»Dieser Gwi, ist das jemand, der tatsächlich schon in Nerens gearbeitet hat?«
!Nisa nickte. »Die Forschungsabteilung, von der Sie sprechen, könnte außerhalb der Anlage unbekannt sein, aber vor den San kann man kaum etwas geheim halten.« Sie drehte sich um und machte ein nachdenkliches Gesicht. »Vielleicht ist es dem SAHV egal, was wir wissen, weil sie wissen, dass wir außer unserer Klinik und den Leuten in Gaborone kaum Kontakt zur Außenwelt haben. Oder ihre Leute denken, dass wir verblödete Hinterweltler sind, weil wir auf diese Art und Weise leben und solche Melds haben.«
»Das ist ja unglaublich.« Ingrid, die ihrer Gastgeberin gegenübersaß, dachte über all das nach, was sie und ihr miesepetriger Gefährte durchgemacht hatten, nur um hierher zu gelangen. Und jetzt sollten sie hier in der verbotenen Zone der Namib zum ersten Mal jemandem begegnen, der nicht nur in Nerens gearbeitet hatte, sondern tatsächlich etwas über die Forschungsanlage wissen könnte!
Nein,
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