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Signal: Roman (German Edition)

Signal: Roman (German Edition)

Titel: Signal: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alan Dean Foster
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warum er den weiten Weg mit ihr gemacht hatte. Anfänglich hatte er nur wegen des Subsists mitgemacht. Darauf war er noch immer aus, aber im Verlauf der Reise war Zuneigung hinzugekommen. Ohne seine Gesellschaft, ohne seine Hilfe wäre diese brillante dumme Frau schon mindestens zehn Mal gestorben.
    Mit einem schönen Körper und einem hübschen Gesicht konnte man dich schon immer kriegen , sagte er sich. Und genau das war es doch auch: schlicht und einfach Gier. Nach Geld und nach ihrem Körper. Die Alternative war viel zu schrecklich, um auch nur darüber nachzudenken: die Möglichkeit, dass er sich in sie verliebt haben könnte.
    Diese ungewöhnlich warmen Gedankengänge wurden unterbrochen, als er durch eine Berührung an der Schulter schlagartig in die Realität zurückkatapultiert wurde. Blinzelnd und überrascht setzte er sich auf. Offensichtlich war er neben ihr auf dem Boden eingeschlafen. Er kam mühsam auf die Beine und ging in Verteidigungshaltung, um sich dem Feind zu stellen. In dem schwachen Licht erkannte er eine unförmige, klobige, kleine Silhouette. Er atmete erleichtert aus, als er Gwi erkannte. Ihr Führer war endlich zurückgekehrt, und er hatte die Arme voller Kleidungsstücke.
    Als er diese auf den Boden warf, wachte Ingrid auf und rieb sich die Augen. »Was ist   … Gwi, was haben Sie denn da?« Schließlich konnte sie richtig sehen und erkannte ein bestimmtes vertrautes Design.
    »Doktorkleidung, denke ich.« Der San grinste stolz. »Sie sagten, Sie wollten sich als Doktor der Anlage und diesen Meld als Ihren Assistenten ausgeben. Damit Ihr Täuschungsmanöver funktioniert, brauchen Sie auch die passende Kleidung. Hier ist sie.« Er zuckte unbeteiligt mit den Achseln. »Ich hoffe, sie passt.«
    Whispr sah die Kleidungsstücke staunend an. »Wo haben Sie die Sachen her?«
    »Aus der Wäscherei.« Gwi grinste. »Für diesen Bereich bestehen anscheinend keine Sicherheitsbestimmungen.«
    Ingrid war jetzt hellwach und begutachtete die weiße Medizinerkleidung. Der lange Kittel würde ihr auf jeden Fall passen. Die große Hose musste sie unter dem Kittel eben irgendwie hochziehen und festbinden. Gwi ging auf die andere Seite des Gangs und öffnete den Riegel an einer angeschlagenen Vorratskiste. Sie war halb voll mit Wartungsmaterial, das aussah, als wäre es seit Jahren nicht angefasst worden.
    »Es wäre weder vernünftig noch praktisch, Ihre Ausrüstung mitzunehmen. Die Leute könnten sich wundern, warum eine Ärztin und ihr Assistent innerhalb der Anlage mit schmutzigen Sachen herumlaufen, die für eine Reise durch die Wüste gedacht sind. Das ist ein guter Ort, um sie zu verstauen.«
    Nachdem er seine Wasserflasche und einige Nahrungsriegel herausgenommen und in den Innentaschen des weißen Kittels, den er jetzt trug, verstaut hatte, legte Whispr seinen Rucksack und die restlichen Vorräte widerstrebend in die Kiste. Ingrid stellte ihren eigenen angeschlagenen Rucksack daneben und sah mit an, wie Gwi den Deckel verschloss und wieder verriegelte.
    Als sie ihre dreckige, schlammverkrustete Wüstenbluse ausziehen wollte, merkte sie, dass ihr Begleiter sie anstarrte. Gwi war deutlich taktvoller und hatte sich bereits umgedreht.
    »Pass mal auf, Whispr, ich bin nicht gerade prüde und wir haben auch schon einiges zusammen durchgemacht, aber ich würde es doch vorziehen, wenn du mir nicht beim Umziehen zusiehst, okay? Außerdem solltest du dir lieber selbst was anderes anziehen.«
    »Ja, klar. Kein Problem.« Er ging zu der Kiste und begann, sich seiner staubigen Kleidung zu entledigen. Die ordentlich gefaltete reinweiße Arztkleidung, die Gwi mitgebracht hatte, glänzte wie eckige Perlen. Während er sie anzog, starrte er entschlossen den Korridor entlang und von ihr weg.
    Doch als er fertig angezogen war, fiel es ihm noch schwerer, sein Wort zu halten, als ihm der Weg durch das Sperrgebiet gefallen war.
    Als er sich schließlich umdrehte, war der Anblick, der sich seinen Augen in dem schwachen Licht bot, umwerfend. Im Korridor stand nicht mehr die abgehärtete Frau, in derenGesellschaft er durch das Sanbona-Reservat und die Namib gereist war. Seine Gedanken kehrten in die Vergangenheit zurück, zu dem fernen Savannah, das er stark vermisste, und einer ordentlichen Arztpraxis in einem teuren, modernen, medizinischen Turm. Zum ersten Mal seit langer Zeit befand er sich wieder in der Gegenwart von Dr. Ingrid Seastrom, praktizierende Allgemeinmedizinerin und angesehenes Mitglied der Ärztekammer

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