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Signale

Signale

Titel: Signale Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Frederik Pohl
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Dinge zu belassen, wie sie sind. Da der Mensch nun einmal beständig ist, finden die meisten von uns Einwände gegen jegliche Art von Umstellungen. (Lieber den Spatz in der Hand …!) Da der Mensch aber auch lernfähig ist, überwinden wir unsere Vorurteile oft, wenn die Veränderung Vorteile erwarten läßt.
    Wir wollen einmal betrachten, welches die Einwän de und die Vorteile der Umstellung zum binären System sein können. Nicht, daß dies tatsächlich verhindert werden könnte, denn die wortlose Stimme der Computer stellt eine überzeugende Mehrheit gegenüber dem menschlichen Veto dar, doch wir wollen einmal sehen, ob dies dem ermüdbaren, fehlergebeugten Menschen irgendwelche Vorteile bieten kann.
    Die Mängel stechen gleich ins Auge, zuallererst mit der reinen Länge der binären Zahl in Vergleich mit ihrer dezimalen Entsprechung. Und doch ist eine binä re Zahl nicht so viel länger als eine dezimale (ungefähr drei mal so lang), um ipso facto nicht in Frage zu kommen. Es ist Tatsache, daß alle wirklich langen Zahlen für jegliches Zahlensystem unhandlich sind. Wissenschaftler drücken im vorherrschenden Dezimal system lange Zahlen entweder als Approximationen (z. B. 3 x10 7 ) oder in Ausdrücken ihrer Primfaktoren und Exponenten (19 3 x 641 5 x 1861) oder in anderen Multiplikations- oder Kurzschreibweisen aus. Selbst in den Schlagzeilen unserer Tageszeitungen liest sich besser 6,5 Milliarden DM als 6500000000 DM.
    Für die Zahlengrößen des ›Hausgebrauchs‹ – sagen wir, bis zu einer Million, scheint es nicht, als spräche hier die Länge gegen die binäre Schreibweise. Man wird 20 Ziffern des binären Systems brauchen (gegenüber 7 des Dezimalsystems) und eine solche Zahl – um eine aufs Geratewohl zu nehmen – wie 101001111001011000010 ist schon gräßlich. Aber ist denn 1372866 – sein Dezimaläquivalent – so reizvoll dagegen?
    Die Zahl selbst mag vielleicht gar nicht so schlecht sein; vielleicht könnte man die Art, wie wir sie lesen, etwas verbessern. Nehmen wir zum Beispiel 1111110011011 Die ist Ihnen gerade vor ein paar Seiten begegnet (unser alter Bekannter, das Produkt von 87 und 93), und doch haben Sie es eben nicht erkannt. Ist denn sein Wiedererkenntniswert wirklich so nied rig? Oder fehlt uns die Übung im Lesen (und im Errichten von Schreibweisen) solcher Zahlen?
    Sie werden sich erinnern, daß wir im Dezimalsystem, um das Lesen langer Zahlen zu vereinfachen, Dreiergruppen gebildet haben. 5000000000000 ist ziemlich schwer zu lesen, dagegen eröffnet sich 5.000.000.000.000 ziemlich leicht als fünf Billionen. Warum sollten wir nicht eine entsprechende Schreibweise für binäre Zahlen finden? Es gibt keinen Grund, Dreiergruppen zu bilden; wir wollen es mit Fünfergruppen versuchen und drücken das Produkt von 87 x 93, also 8091 folgendermaßen aus:
    111.11100.11011
    Nun, das ist eine Hilfe, aber wie es oft der Fall ist, wirft ein kleiner Fortschritt auf einem Gebiet das Licht auf ein vernachlässigtes anderes, das noch zu lösen wäre. Das vernachlässigte Problem ist in unsrem Fall die lautlose Aussprache. Wir sind alle Lippenleser; selbst wenn die Bewegung der Lippenmuskeln so stark unterdrückt wird, daß sie fürs bloße Auge nicht erkennbar ist, formt der Kehlkopf doch alle Laute, die wir lesen – oder an die wir denken. Und Gruppen wie einseinseins Komma einseinseinsnull null Komma einseinsnulleinseins lassen sich nun einmal nicht sehr gut aussprechen.
    Ein Problem formulieren zu können bedeutet aber bereits einen Schritt zu seiner Lösung. Es ist offensichtlich, daß keine Schwierigkeit darin besteht, den Teilen der binären Zahl besser auszusprechende phonetische Werte zuzuordnen.
    Tatsächlich bedient man sich schon weitgehend eines solchen Systems. Wenn Sie in einer turbulenten Nacht in die Bank of Ireland – eine Bar in Chelsea – gehen, treffen sie vielleicht auf zwei Offiziere der Handelsmarine, die ein lockeres privates Gespräch führen, bei dem keine Lauscher oder Mitsprecher erwünscht sind, trotz der geräuschvollen Umgebung. Sie werden feststellen, daß es vermutlich Funker sind, die miteinander mit Hilfe des Kodes sprechen. Es gibt ein weit verbreitetes Aussprachesystem für die Punkte und Striche des Morsealphabets: ›dit‹ ist ein Punkt, ›Dah‹ ist ein Strich. Wenn wir nun dieses System für unsre Binärzahlen übernehmen, opfern wir dabei etwas von seiner Leistung – zweifellos könnte man von gewissen phonetischen Grundsätzen aus ein geschlosseneres

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