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Signum - Die verratenen Adler

Signum - Die verratenen Adler

Titel: Signum - Die verratenen Adler Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michael Roemling
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dabei, dir ganz schön den Kopf verdrehen zu lassen, das hatte er mit einer Mischung aus freundschaftlichem Neid, Anerkennung und Besorgnis gesagt.
    Caius blickte zu den Felsen auf, die im dunstigen Tageslicht klobiger wirkten als am Abend, als das einfallende Sonnenlicht seine tastenden Schatten in die Zwischenräume geschoben hatte. Es war, als seien selbst die Steine ernüchtert, gerade gerückt und entzaubert. Während Caius sich noch fragte, wie Arminius auf die schräg stehende Felsnadel gekommen war, hörte er den gedämpften Klang von Pferdehufen hinter sich am Waldrand. Er drehte sich um. Ein paar römische Offiziere trabten auf die Lichtung. Als sie sich der Mitte näherten, erkannte er Silanus, der ihn im gleichen Augenblick entdeckte und den anderen Reitern ein Zeichen gab, sich zu entfernen.
    Silanus brachte sein Pferd vor Caius zum Stehen und saß ab. Er grinste, und Caius grinste zurück. Heute konnte ihn sein Onkel mit seinem überheblichen Getue nicht auf die Nerven fallen – Caius hatte das Gefühl, die ganze Welt zu mögen.
    Â»Na?«, fragte Silanus, nachdem er ihm kumpelhaft auf die Schulter geklopft hatte. »Alles überstanden, wie ich sehe.«
    Â»Ja. Für dich war es wahrscheinlich schwieriger.«
    Â»Das kannst du laut sagen«, gab Silanus zurück und verdrehte die Augen. »Wir konnten uns unsere Gesellschaft im Gegensatz zu dir nicht aussuchen.« Es klang wie eine Anspielung.
    Â»Hoffentlich war wenigstens das Essen gut«, erwiderte Caius, ohne auf die Bemerkung einzugehen.
    Â»Die Cherusker lieben es fettig«, dozierte Silanus blasiert. »Was dem einen oder anderen gestern möglicherweise das Leben gerettet hat. Zum Glück saß ich die ganze Zeit neben einer alten Essigamphore, wie auch immer die in dieses windschiefe Haus gekommen ist. Lehnte an der Wand. Anstoßen, einmal nippen und auskippen. Ganz einfach.«
    Caius lachte. »Sie werden sich ganz schön wundern, wenn sie das nächste Mal Essig brauchen.«
    Â»Werden sie nicht. Geschmacklich gab es da keinen Unterschied. Übrigens durften wir hinterher noch eine kleine Gesangsdarbietung zu Ehren von Wodan genießen. Das muss man nüchtern erst mal überstehen. Es hat geklungen wie das Brunftgebrüll einer Herde von Auerochsen. Zum Glück ist Varus nicht auf die Idee gekommen, uns auch noch singen zu lassen. Aber die Muse hat ja gestern Abend jemand anderen geküsst, wie man hört.« Silanus lächelte hintergründig.
    Â»Wie bitte?«
    Â»Man hat dich gesehen.«
    Caius konnte es nicht glauben. Seine Gedanken rasten. Er fühlte sich ertappt. Gleichzeitig fürchtete er, dass irgendwelche Gerüchte die Runde gemacht hatten, die Fastrada in Schwierigkeiten bringen könnten. Außerdem hatte er keine Lust, sich von Silanus in ein schlüpfriges Gespräch über das verwickeln zu lassen, was er am Abend zuvor getan oder nicht getan hatte.
    Â»Du bist mit einer kleinen Cheruskerin im Wald verschwunden, heißt es. Nicht dass es mich etwas anginge. Kompliment, würde ich eher sagen. Soll ja eine ganz Hübsche gewesen sein. Aber das ist eben auch das Problem. Deine Kleine ist nämlich so einigen von unseren Leuten aufgefallen. Und einer hat behauptet, er hätte sie zwischendurch mit Arminius gesehen.«
    Â»Was soll denn das heißen?«
    Silanus zog eine Augenbraue hoch. »Muss ich noch deutlicher werden? Wenn du schon jemandem die Braut ausspannst, dann doch vielleicht nicht unbedingt unserem wichtigsten Verbündeten.«
    Caius stand wie versteinert da. »Das kann nicht sein«, sagte er leise.
    Â»Du weißt offensichtlich, wovon ich rede. Falls es ein nächstes Mal gibt, solltest du dich erkundigen, mit wem du es zu tun hast. Ansonsten weiß ich natürlich von nichts.« Silanus zwinkerte ihm zu und sprang wieder auf sein Pferd. »Und jetzt bringe ich mal den verkatertenHaufen von Nichtsnutzen im Zeltlager auf Vordermann.« Damit sprengte er davon.
    Caius war wie gelähmt. Schlimme Befürchtungen stiegen in ihm auf. Du bist dabei, dir ganz schön den Kopf verdrehen zu lassen, hatte Lucius gesagt. Jetzt merkte Caius, wie recht sein Freund hatte.
    Er setzte sich auf einen Felsbrocken. Konnte es wirklich sein, dass Fastrada etwas mit diesem Arminius zu tun hatte? Das ist völlig absurd, versuchte er sich zu beruhigen. Die Vermutung von Silanus basierte auf einem Gerücht, das irgendein

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