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Silber

Titel: Silber Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Steven Savile
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Oberkörper nach hinten und ließ hörbar ein paar Wirbel in Position springen, als sie sich erst nach links und dann nach rechts beugte. Sie ging durch den Raum zum Telefon und verabredete mit dem Zimmerservice, dass ihre Kleidung abgeholt, gewaschen und bis zum nächsten Morgen wieder auf ihr Zimmer gebracht werden sollte.
    An der Wand des Schlafzimmers befand sich eine Surround-Sound-Anlage mit Bewegungssensoren von Bang und Olufsen. Orla fuhr mit der Hand durch die Luft vor der Onyxfläche, beeindruckt von dem Luxus, den man sich mit Geld kaufen konnte, und die Front des Gerätes öffnete sich. Dieser Hotelraum war besser ausgestattet als ihre ganze Wohnung, aber das durfte es für den stolzen Preis von tausend Dollar pro Nacht auch sein. Schnur hatte zumindest mit einer Sache Recht gehabt: Hin und wieder wollte ein Mädchen ein bisschen in Luxus schwelgen. Hinter der Abdeckung der Stereoanlage befand sich ein kleiner Touchscreen anstelle eines CD-Players, der die auf dem Gerät gespeicherten Stücke nach Genres sortiert auflistete. Sie wählte die Achtziger aus und stellte die zufällige Wiedergabe an, dann legte sie die Musik auf die Lautsprecher im Badezimmer und ging dorthin zurück. Der Schaum auf dem Wasser stand kurz vor dem Überlaufen, und die Spiegel waren vom Wasserdampf beschlagen. Sie drehte die Wasserhähne zu, legte sich das größte Handtuch in bequeme Griffweite und ließ sich in das Schaumbad sinken.
    Orla schloss die Augen und genoss die prickelnde Hitze auf ihrer nackten Haut.
    Haircut 100 sangen „Fantastic Day“ für sie durch die Lautsprecher, die in die Fliesen links und rechts neben dem angelaufenen Badspiegel eingelassen waren. Ihr Tag fühlte sich bis jetzt nicht besonders fantastisch an, es sei denn, die Bedeutung dieses Wortes war mittlerweile zu ‚endlos’ verzerrt worden. Sie ließ das Wasser über ihren Körper spülen und den Schmutz von ihrer Haut waschen. Ihre Müdigkeit drohte sie wieder zu übermannen. Sie nahm eine Hand voll Schaum vom Wasser und massierte sich damit die Arme. Sie ließ sich in der Wanne zurücksinken, bis sich das Wasser über ihrem Gesicht schloss. Dann zählte sie in Gedanken bis zwanzig, bevor sie wieder auftauchte und sich, fast wie ein Hund, den Schaum aus den Haaren schüttelte. Sie glich den Druck in ihren Ohren aus und holte mit dem kleinen Finger das Wasser aus ihren Gehörgängen. Dann seifte sie sich komplett ein und genoss das Gefühl, das der weiche Schaum auf ihrer Haut hinterließ. Sie tauchte wieder unter und ließ das Wasser die Seife von ihrem Körper waschen. Als sie wieder auftauchte, lief ein neuer Song. Duran Duran waren „Hungry Like The Wolf“.
    Dann hörte sie, wie sich jemand im angrenzenden Zimmer bewegte. Sofort stieg Panik in ihr auf. Sie wusste genau, dass sie die Zimmertür abgeschlossen hatte. Doch dann fiel ihr die Wäsche ein. Der Zimmerservice hatte natürlich einen Generalschlüssel. Sie rief über die Musik hinweg: „Die Kleider liegen auf dem Bett!“
    Sie schäumte etwas Shampoo zwischen ihren Händen auf und arbeitete es dann in ihre Haare ein. Sie massierte es sich bis in die Wurzeln, dann tauchte sie mit dem Kopf wieder unter Wasser. Sie strich sich wieder und wieder mit den Fingern durch das Haar, während sie die Luft anhielt. Der Schaum bildete einen Film auf der Wasseroberfläche. Sie kam nach oben, holte tief Luft und sank dann wieder mit dem Kopf unter Wasser.
    Etwas hatte ihr keine Ruhe gelassen, seit sie das Büro der Kröte verlassen hatte. Es war nicht die Tatsache, dass er so frei gewesen war, ihr eine Suite im Dan Tel Aviv zu buchen; dabei konnte es sich wirklich um altmodische Höflichkeit handeln. Es war etwas anderes. Sie konnte immer noch nicht sagen, was es war, nur, dass es da einen nagenden Zweifel in ihrem Hinterkopf gab. Etwas, das er gesagt oder nicht gesagt hatte. Sie durchstieß mit dem Kopf wieder die Oberfläche und atmete durch den Mund und die Nase ganz aus. Sie nahm fünf langsame Atemzüge und tauchte dann erneut unter. Es war wie eine dieser chinesischen Fingerfallen, die sie noch aus ihrer Kindheit kannte. Man steckte an beiden Enden seine Zeigefinger hinein, und je stärker man zog, um sie wieder zu befreien, desto enger zog sich der Mechanismus fest. Sie ließ ihre Gedanken weiter in diese Richtung treiben, doch ihr Verstand weigerte sich, die entsprechende Verbindung herzustellen.
    Dann traf die Erkenntnis sie wie ein Schlag: Wie konnte es sein, dass Gavrel Schnur so viel

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