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Silber

Titel: Silber Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Steven Savile
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Enkel von Judas waren. Und, interessanterweise, sind die beiden Brüder im Jahr 73 nach Christus in Masada ums Leben gekommen, als die ganze Sekte einen Massenselbstmord der Gefangennahme durch die Römer vorgezogen hat. Das macht Masada doch zum perfekten Ort für die Wiederauferstehung des ersten Jüngers von Judas, nicht wahr? Der Gedanke folgt einer gewissen Symmetrie – wenn er auch krank ist.“ Er schüttelte den Kopf.
    Orla hatte nur die Hälfte von dem mitbekommen, was er erzählt hatte. Sie hatte aufgehört, den Ausführungen der Kröte zu folgen, als ein kurzes Detail ihre Aufmerksamkeit erregt hatte, auch wenn sie nicht sagen konnte, weshalb. Irgendetwas stimmte hier nicht.
    „Mabus ist seit fünf Jahren die Stimme der Dreizehn Schreie. Er ist besessen davon, den Terrorismus in diesem Land auf eine neue Ebene zu heben. Er dreht Videos mit Hassbotschaften und verbreitet sie über das Internet. Man nennt das ‚virale Angst’. In den Videos bekennt er sich zu Anschlägen in Jerusalem, Tel Aviv, Gaza-Stadt und im Westjordanland. Er verspottet uns öffentlich. Er fordert unsere Fahnder heraus, wenn wir seine Leute jagen. Letztes Jahr hat er das Motto ‚Einer von uns, einer von euch’ eingeführt.
    Nachdem wir ihre beiden Männer verhaftet hatten, haben sie zwei von meinen Männern entführt, gute Männer, und die Videos von ihren Enthauptungen im Internet veröffentlicht. Es macht mich krank, was dieser Mann tut. Ich höre den Schmutz, den er verbreitet, und ich spüre das Verlangen, seine Luftröhre mit der bloßen Hand zu zerquetschen, Miss Nyrén. Wie Sie sicherlich wissen, bin ich kein gewalttätiger Mensch. Für Mabus würde ich allerdings eine Ausnahme machen. Für Mabus würde ich eine Bluttat begehen. Was mir aber am meisten Angst macht, sind nicht die Hassparolen oder die Enthauptungen – jedem von uns ist das hohe Risiko in unserem Berufszweig bewusst. Nein, was mir am meisten Angst macht, ist die Tatsache, dass er uns so gut kennt. Er weiß, wie wir denken, weil er einer von uns war.“
    Das konnte Orla nur zu gut verstehen. Man wollte niemanden zum Feind haben, der genau wusste, in welchen Bahnen man dachte, und der alle Protokolle in- und auswendig kannte. Denn das bedeutete, dass er jeden ihrer Züge schon im Vorfeld erahnen und die entsprechenden Gegenmaßnahmen einleiten konnte. Es war fast so, als ob er in ihren Gedanken lesen könnte, für welche Vorgehensweise sie sich entscheiden würden, noch bevor er den ersten Schlag führte. Das machte ihren Gegner nahezu allmächtig. Gottgleich. Sie verstand jedoch nicht, warum die Kröte wusste, wer Mabus war.
    Gavrel Schnur beugte sich nach unten und öffnete eine der seitlichen Schubladen im Schreibtisch. Er zog eine Aktenmappe heraus, die mit „Mabus“ beschriftet war, klappte sie auf und legte sie auf den Tisch zwischen ihnen. „Bisher haben wir den Mann nicht gefunden, der für den Tod meines alten Freundes verantwortlich ist“, sagte die Kröte. „Aber ich glaube“, – er tippte mit seinem kurzen, dicken Finger auf das Foto auf dem Tisch – „dass wir ihn jetzt gefunden haben. Ich glaube, ich beginne eine Menge Dinge zu verstehen, die mich lange beschäftigt haben, Miss Nyrén, und dafür danke ich Ihnen.
    Nun, ich würde sagen, ich habe meinen Teil der Abmachung erfüllt, ich habe Ihnen alles erzählt, was wir über die Schreie wissen.“ Er schob ihr die Akte über den Tisch zu. „Das sollte zumindest eine interessante Lektüre sein, wenn es sich sonst nicht als nützlich erweist. Darin befinden sich restlos alle Informationen, die wir über Mabus und seine Leute gesammelt haben. Sie gehören Ihnen. Ich war mir nicht sicher, welche Vorkehrungen zu Ihrer Unterbringung getroffen waren, deshalb habe ich mir erlaubt, für Sie eine Junior-Suite im Dan Tel Aviv zu reservieren. Es ist eins der schönsten Hotels in der Stadt, und es hat einen atemberaubenden Blick auf das Wasser. Und ich meine wirklich atemberaubend, ich zitiere nicht einfach eine Werbebroschüre.“ Er lachte kurz in sich hinein. „Ich weiß nicht, wie es Ihnen geht, aber ich persönlich habe gern etwas Platz, wenn ich auf Reisen bin.“ Die Kröte legte beide Hände seitlich auf den Bauch und begann, ihn in wabbelnde Schwingung zu versetzen. Es war eine merkwürdig anmutende Geste der Selbstmissbilligung. „Aber verstehen Sie mich nicht falsch, gegen ein bisschen Luxus habe ich ebenfalls nichts einzuwenden.
    Nehmen Sie das Dossier, lesen Sie sich ein. Es gibt viel

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