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Silber

Titel: Silber Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Steven Savile
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Ungläubigen aufzubringen. Die Herodianer und die anderen Sympathisanten der Römer machten ihrer Empörung über den Mord bereits öffentlich Luft. Sie waren auf den Straßen und schrien Zeter und Mordio. Schon bis Sonnenaufgang würde aus ihrer Empörung Wut und Raserei geworden sein, und bis Sonnenuntergang würde Blut auf den Straßen Jerusalems fließen.
    Es war ebenso einfach wie wirkungsvoll.
    Doch es gab immer noch viel, was Menachem bedenken musste, und so viel, was auf dem Weg zu seinem Ziel noch schiefgehen konnte.
    Er ging auf und ab, als die Tür hinter ihm geöffnet wurde. Das Gegenlicht der Sonne verwandelte seinen Besucher in einen schwarzen Umriss, in dem Menachem seinen jüngeren Bruder erkannte.
    „Was willst du?“
    „Nun, zum einen will ich, dass du aufhörst, auf und ab zu rennen wie ein alter Greis“, murrte Eleasar. „Man könnte fast denken, du verlierst die Nerven, Bruder.“
    „Ich denke nur nach“, versicherte Menachem ihm, obwohl Nachdenken nicht dasselbe war wie Erinnern. Das Denken war aktiv, das Erinnern passiv. Menachem war kein Freund von Passivität. Er nahm sein Leben selbst in die Hand. Er war dazu verpflichtet. Er sorgte dafür, dass um ihn herum etwas geschah. Er lehnte sich nicht zurück, um darauf zu warten, dass etwas mit ihm geschah.
    „Nein, das tust du nicht. Ich kenne dich. Du grübelst über das nach, was diese verrückte Hure gesagt hat, nicht wahr? Ich kenne dich. Sieh mich an. Jetzt hör mir zu. Sie ist keine Wahrsagerin, sie ist eine Wahnsinnige. Die Krankheit hat ihren Geist befallen und ihn ausgelöscht. Das ist der Unterschied. Nicht jede Narretei ist ein Blick in die Zukunft. Manchmal ist es einfach nur der gute alte Wahnsinn der Menschen.“
    „Und manchmal auch nicht“, sagte Menachem. In Wahrheit war er sich nicht mehr sicher, was er glauben sollte. Das verstörte ihn mehr als alles Andere. Er war ein Leben mit Absoluten gewöhnt.
    Die verrückte Hure, wie Eleasar sie so blumig beschrieben hatte, war heute Morgen die Belagerungsrampe hinaufgestolpert, bis zu den Toren von Masada, und hatte dort solange gegen die riesigen hölzernen Torflügel geschlagen, bis ihre Fäuste zerschrammt und blutig waren. Zuerst hatten sie sie einfach ignoriert und angenommen, dass sie von selbst wieder fortgehen würde. Doch das tat sie nicht. Stattdessen hatte sie umso stärker gegen das Tor gehämmert. Einer der anderen hatte ihr einen Eimer voll Schmutzwasser über den Kopf geschüttet und gedacht, sie dadurch zum Schweigen bringen zu können. Doch das tat sie nicht. Sie hatte weiterhin auf die massiven, eisenbeschlagenen Torflügel eingeschlagen.
    Schließlich hatte Menachem das Tor geöffnet.
    Von Kopf bis Fuß in Lumpen gehüllt, die kaum die Wunden des Aussatzes bedecken konnten, wankte sie auf ihn zu und griff ihn beim Genick. „Du wirst noch vor Sonnenaufgang sterben, wenn du den Priester tötest“, krächzte sie. Ihr Atem stank widerwärtig. „Hör mich an, Menachem, Sohn des Ja’ir, hör mich an!“ Er stieß sie von sich weg, und sie fiel der Länge nach in den Staub. Dort lag sie, ihr Kleid bis zur Hüfte hochgerutscht, Schmutz gelangte in die schwärenden Wunden, die ihre Schenkel bedeckten. „Ich habe deinen Tod gesehen!“
    „Und ich habe den deinen gesehen“, sagte er und kehrte ihr den Rücken zu. Er schloss das schwere Tor hinter sich. Er stand mit dem Rücken gegen das Holz und atmete schwer. Er konnte sie selbst durch die dicken Bretter hindurch noch hören
.
    Menachem legte den Balken vor, um sie auszusperren. Doch es war zu spät. Sie war bereits in seinem Kopf
.
    Menachem und Eleasar verließen den kleinen Raum gemeinsam und stiegen die schmale Treppe zum Befestigungswall von Masada hinauf. Um sie herum heulte der Sturm. Obwohl die Ebene sich mehr als dreihundert Meter unterhalb des Felsplateaus befand, auf dem die Festung errichtet war, konnte Menachem dennoch die Sandkörner im Wind spüren, die sein Gesicht trafen. Der Wind hatte einen Namen: Samum, der Giftwind. Es war ein passender Name. Die Luft war voller Staub. Er beobachtete fasziniert die riesigen Sandteufel, die ständig aufgepeitscht wurden und wieder in sich zusammenfielen. Sie hätten gut die Geister der Wüste sein können, die Seelen, die er auf den Weg in die Vergessenheit geschickt hatte. Es war leicht nachzuvollziehen, wo die Geschichten über die großen Dschinn ihren Ursprung hatten. Man brauchte nur ein paar abergläubische Menschen, die glühende Wüstensonne und den

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