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Silber

Titel: Silber Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Steven Savile
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nutzlos sein. Doch vielleicht war ein Dolch, der gar nicht zum Töten geschaffen war, sogar noch besser dazu geeignet, das Andenken von Judas Iskariot zu Ehren? „Lass mich darüber nachdenken.“
    Den Rest des Tages war er tief in Gedanken versunken. Die Idee mit dem Dolch gefiel ihm, und so ließ er Eleasar die Esse anheizen und versprach, sich bald zu ihm zu gesellen.
    Seine Gedanken weigerten sich hartnäckig, zur Ruhe zu kommen. Er konnte nur an morgen denken, und morgen und morgen. Morgen würde ein entscheidender Tag im Kampf der Dolchmänner werden, und der Fluch der aussätzigen Hexe nagte immer noch an seinen Gedanken. Hatte er sie alle dem Untergang geweiht, als er den Priester getötet hatte? Nein. Er weigerte sich, das zu glauben. Der Plan war gut. Er war ihn tausend Mal durchgegangen. Er war einfach und wirkungsvoll – Irreführung, List und Blutvergießen.
    Mit dem ersten Licht des Tages würden die Sikarier die Vorratslinien von Jerusalem angreifen. Sie würden die Felder anzünden und das Vieh abschlachten. Ohne Nahrung würde das öffentliche Leben der Stadt innerhalb von wenigen Tagen zusammenbrechen, und die Bewohner wären gezwungen, sich gegen die römischen Besatzer zu wenden. Und diesmal würden es nicht nur ein paar Schwächlinge sein, die für die Hungernden einen zweifelhaften Frieden aushandeln wollten. Sie würden mit leeren Mägen und nur einem einzigen, quälenden Gedanken im Kopf auf die Straße gehen: Hunger. Das war ihr Schattenspiel. Es lenkte den Blick von dem ab, was sie eigentlich vorhatten, und es erlaubte den Dolchmännern, in den Armenvierteln unterzutauchen. Sobald sie dort angekommen waren, konnten sie die eigentliche Revolte auf den Straßen inszenieren. Sie würden blitzschnell zuschlagen und wieder verschwunden sein, bevor das Sterben zu Ende war. Immer und immer wieder würden sie mit ihren Dolchen zustoßen, wie Vipern würden sie ihre stählernen Zähne in die Leiber der Pilger schlagen, die beim Tempelberg Erlösung suchten, und in das Fleisch der Priester und der Soldaten, um sie mit gekrümmten Händen im Staub liegend ihr Leben aushauchen zu lassen. Und sie würden nicht eher aufhören, bis nicht jeder Herodianer und jeder ihrer Speichellecker entweder tot oder aus der Stadt vertrieben war, damit Jerusalem endlich wieder den Juden gehörte.
    Es würde eine glorreiche und rechtschaffene Befreiungsaktion sein. Mehr noch, es würde ein würdiger Akt des Gedenkens an seinen Vater und an seinen Großvater sein, und sie würden viele Seelen zu ihnen schicken, wo auch immer sie sich jetzt befanden. Er weigerte sich, an das Himmlische Reich zu glauben, oder an einen wohlwollenden Schöpfer, der sich der Seelen der Toten annahm. In Menachems Vorstellung war das Leben nach dem Tod ein Ort der Folter und des Leids: die Gehenna, fest verschlossen durch die Tore der Teschuwa. Wie sollte es auch anders sein, nachdem die anderen Geschichten nur auf Lügen beruhten? Es gab keinen fürsorglichen Christengott und kein ewiges Leben im
Olam ha-Bah
. Der einzige Gott, an den er glaubte, war ein rachsüchtiger Gott, der die Große Flut bewirkt hatte, um seine Schöpfung zu reinigen, und der von Abraham verlangt hatte, zum Zeichen seiner Treue, den eigenen Sohn zu ermorden. Diesem Gott gehörte das Leben nach dem Tod; es gehörte dem Gott, der eine Hölle wie den großen Feuersee ersann, dessen einziger Zweck es war, die Seelen der Sünder darin zu verbrennen.
    Das war ein Gott, für den er töten konnte.
    Menachem blieb stehen. Er sah die rote Sonne als ein feuriges Glühen hinter den Bergen in mittlerer Entfernung. Dieses Land war sein Land, und er fühlte sich eng damit verbunden. Wenn er starb, sollte sein Körper ausgeblutet und sein Blut in den Staub gegossen werden, damit er eins mit dem Land werden konnte. Hatte die aussätzige Frau Recht gehabt? War es sein Schicksal, schon morgen bei seinem Vater in der Gehenna zu sein? Merkwürdigerweise erschreckte ihn dieser Gedanke nicht. Doch das lag nicht daran, dass er sich mit seinem Tod abgefunden hätte, er hatte vielmehr seinen Frieden damit gemacht. Wenn er diese Welt verließ, würde sie ein besserer Ort für sein Volk sein, als zu dem Zeitpunkt, da er sie betreten hatte. Mehr als das konnte ein Mann von seinem Leben nicht erwarten.
    Menachem verschwand in einer der dunklen Turmpforten, die ihn aus dem Licht der Sonne führten. Er hörte den Widerhall seiner Schritte, als er die Wendeltreppe hinuntereilte. Die Luft war hier unten

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