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Silber

Titel: Silber Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Steven Savile
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Koni. Das hat nichts mit Gräbern zu tun“, sagte Lethe in sein Ohr. Die Leitung begann zu piepsen, aber er sprach darüber hinweg.
    „Jetzt schon.“
    Konstantin legte auf und ging sein Versprechen einlösen.
    Er verließ den Zug und ging rasch die Stufen hinab, die sich zwischen den beiden Rolltreppen befanden. Er war der letzte Passagier in der Bahn gewesen, als er auf der Isle of Dogs ankam. Dieser Teil der Stadt wurde auch „Little Manhattan“ genannt, wegen der Mini-Wolkenkratzer, die überall entlang am Ufer von Canary Wharf gebaut worden waren. Das Gebäude der Devere Holding stand mitten zwischen Handelsbanken und Import-/Export-Büros. Mudchute, was übersetzt so viel wie „Schlammrutsche“ bedeutete, machte seinem Namen alle Ehre. Trotz der Nähe zu den Wolkenkratzern sah das Gebiet wie ein trauriges Überbleibsel aus den Fünfziger Jahren aus. Seinen merkwürdigen Namen verdankte es der Tatsache, dass es zu einer Zeit erbaut worden war, in der das Land unter organisierten Hooligan-Banden gelitten hatte, und die Hooligans aus dieser Gegend waren damals der Schrecken von ganz Europa gewesen – sonst hätte man das Viertel wohl Millhall Park benannt, nach der Fußballmannschaft.
    Er folgte der Ringstraße. Vor zwanzig Jahren wären hier kleine Jungs auf der Straße gewesen, die Blechbüchsen herumkickten und sich dabei vorstellten, sie wären Teddy Sheringham oder Tony Cascarino. Heute Abend war es still.
    Auf der anderen Seite der Gleise wurde noch immer gebaut. Das Metallskelett eines großen Gebäudes wurde langsam mit Mörtel und Ziegeln verkleidet.
    Konstantin hatte keine Waffe. Natürlich hätte er einfach über die Mauer klettern und von der Baustelle einen ausreichend großen Stein mitnehmen können; vielleicht auch ein Bleirohr oder ein Stück Bewehrungsstahl, einen Meißel, einen Hammer oder ein anderes Werkzeug. Doch er entschied sich dagegen. Das tat er nicht aus moralischen Gründen, er hätte nicht das geringste Problem damit gehabt, etwas von einer Baustelle zu stehlen. Nein, er wollte das mit seinen bloßen Händen erledigen. Er wollte nichts zwischen sich und Devere haben, wenn er ihm das Leben aus dem Leib prügelte.
    Konstantin erreichte das Gebäude. Lethe hatte Recht gehabt, es war wirklich kaum zu verfehlen. Es war eins von den Furunkeln im Gesicht der Stadt, gegen die Prince Charles jahrelang gewettert hatte, ohne dass jemals jemand seinem königlichen Zorn große Beachtung geschenkt hätte.
    Bei seiner Verhaftung hatten die Beamten des BKA Konstantin seinen Schlagschlüssel abgenommen, deshalb würde es diesmal etwas schwieriger werden, sich Zutritt zu verschaffen. Er trat einen Schritt zurück, um genau außerhalb der Pfütze aus Licht zu stehen, die die Straßenlaterne auf den Asphalt warf, und sah sich die Fassade des Gebäudes genauer an. An der Außenseite befand sich ein verzweigtes Leitungssystem aus Rohren, die vom Boden bis zum Dach verliefen. Er hatte nie verstanden, warum die Briten ihre Wasserrohre außen an ihren Häusern anbrachten. Wenn der Winter kam, würden sie bersten – vielleicht erst in zehn Jahren, aber früher oder später würde es passieren. Es war eine Frage von Frost, Tauzeiten und ähnlichen Faktoren. Diese Außenrohre forderten die Probleme geradezu heraus. Gute Metallrohre, die anständig im Mörtel eingelassen waren, erschlossen dem Besitzer dagegen ein ganz neues Spektrum von Problemen.
    Konstantin suchte sich mit Blicken einen Weg bis hinauf zum ersten Balkon, der sich fast über die Hälfte der Gebäudefront erstreckte und dann einen Knick um die rechte Hausecke machte, wo er das letzte Licht der Abendsonne abbekam. Der Balkon des zweiten Stocks war nach links angelegt, und bei den letzten beiden Stockwerken wiederholte sich das Muster. Die Wasserrohre waren zwischen den engen Stellen verlegt, an denen die Vorsprünge sich nicht überlappten. Sobald er auf dem ersten Balkon angekommen war, würde es relativ einfach sein, auf den nächsten zu klettern. Es gab natürlich keine Garantie, dass die Balkontüren offen stehen würden, wenn er sie erreichte. Sollte das nicht der Fall sein, würde es eher in der Hölle schneien, bevor Devere ihn einfach einließ.
    Die einzige andere Möglichkeit wäre der Klingel-Trick gewesen, aber es gab nur drei Klingelknöpfe, und in den unteren Stockwerken brannte kein Licht. Konstantin wollte keine Zeit mehr verschwenden. Er kraxelte das Abflussrohr empor. Mit den Füßen stützte er sich von der Wand ab und

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