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Silber

Titel: Silber Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Steven Savile
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konnte.
    „Und wen interessiert, ob Sie glücklich sind oder nicht?“
    Die Muskelmänner verstauten ihn auf der Rückbank einer Geländelimousine und fuhren los.
    Sie ließen den Mann und die Frau und das Gebäude des Bundeskriminalamts in Wiesbaden hinter sich. Sie sprachen während der halbstündigen Fahrt auf der Autobahn kein Wort. Dann setzte der Fahrer den Blinker und ordnete sich für die nächste Ausfahrt ein. Das war nicht die Strecke nach Berlin.
    Konstantin überlegte, ob sie sich vielleicht doch für die russische Vorgehensweise entschieden hatten, mit ihm in eine abgelegene Gegend zu fahren, um ihn dort zu erledigen und das Problem damit ein für allemal zu lösen. Er leckte sich über die Lippen.
    Der Fahrer fuhr an den Straßenrand.
    Der Platz war tatsächlich so weit abgelegen, dass man seine Leiche erst sehr viel später finden würde. Er war abgelegen genug, dass sich vielleicht sogar die heimischen Wildtiere um den Rest des Problems kümmern würden.
    Auf der Straße war nur wenig Verkehr. Niemand würde zufällig im Vorbeifahren etwas mitbekommen.
    Es war ein ausgezeichneter Ort, um jemanden heimlich verschwinden zu lassen.
    Der Fahrer beugte sich zur Seite und öffnete das Handschuhfach.
    Plötzlich hörte Konstantin das Geräusch seines eigenen Atems. Er atmete schwer, ein und aus, und ein und aus. Er überlegte, welche Möglichkeiten ihm noch blieben. Es gab nicht viel, was er tun konnte. Gefesselt auf dem Rücksitz des Wagens konnte er nur schlecht einen Kampf mit den sechs kräftigen Männern anfangen, die um ihn herum saßen. Das hieß, er konnte schon, aber er hatte keine Aussichten darauf, diesen Kampf zu gewinnen. Er war nicht Superman. Eine Flucht war ebenfalls unmöglich, die Kindersicherung der hinteren Türen würde ihn daran hindern, sie von innen zu öffnen. Also tat er das einzige, was er tun konnte: nichts.
    Der Fahrer zog einen gepolsterten Briefumschlag aus dem Handschuhfach. Er sah nicht groß oder schwer genug aus, um eine Pistole zu enthalten, und das Risiko, dass der Kampf mit einer Nahkampfwaffe wie einem Korschun-Messer oder einer SARO-Machete mit sich brachte, würden sie wohl kaum eingehen. Der Mann drehte sich in seinem Sitz um und blickte Konstantin direkt an. „Wir haben eine Nachricht von der Kontrolle für den Alten“, sagte der Fahrer auf Englisch, mit einem stark ausgeprägten Manchester-Akzent. „Alles ist erledigt, alle Schulden sind beglichen. Er hat seinen Teil der Abmachung erfüllt, und hier endet die Reise. Ab sofort ist Ihre Abteilung aufgelöst. Haben Sie verstanden?“
    Er übergab Konstantin den Umschlag.
    Darin befanden sich ein Reisepass mit seinem Bild und dem Namen John Smith darunter – dem englischsten aller Namen – und das Ticket für einen Flug von Frankfurt am Main zurück nach Heathrow, der in sechs Stunden starten würde. Auch ein paar Scheine im Wert von etwa dreihundert Euro lagen darin.
    „Wenn Sie sich erwischen lassen, sind Sie auf sich allein gestellt.“
    „Wie wollen Sie das erklären?“, fragte Konstantin, und hielt dabei das Flugticket hoch. „Ich werde in Berlin erwartet.“
    „Darüber müssen Sie sich keine Gedanken machen, Soldat. Sie müssen lediglich Ihren Hintern nach Hause schaffen. Ende der Geschichte.“
    Er nickte. Er wusste es eigentlich besser, als sie nach den Einzelheiten ihrer Mission zu fragen. Wahrscheinlich trafen die echten Muskelmänner gerade beim BKA-Gebäude ein, und der Mann und die Frau fragten sich kopfschüttelnd, in wessen Obhut sie ihn gerade gegeben hatten, wenn es nicht die der guten Jungs gewesen war. Vielleicht schüttelte aber auch nur einer von beiden den Kopf. Immerhin hatte die Frau gesagt, dass sie ihm glauben wollte. Vielleicht hatte dieser Wunsch ausgereicht, um sie den Alten anrufen zu lassen? War es möglich, dass er selbst diese Kette von Ereignissen ausgelöst hatte, indem er ihr die Wahrheit erzählt hatte?
    Wenn die Leute vom MI6 etwas beherrschten, dann war es der Umgang mit der Bürokratie. Sie hatten in kürzester Zeit alle notwendigen Dokumente beschafft und dafür gesorgt, dass sie hieb- und stichfest waren. Sie hatten ihn aus der Bredouille geholt und waren sofort wieder verschwunden, und niemand würde den geringsten Verdacht schöpfen, bis das Team des echten Gefangenentransports ankam. Darum waren sie erst dreißig Minuten gefahren und hatten ihn nicht direkt nach Frankfurt am Main oder zu dem Militärflugplatz in Wiesbaden gebracht. Der MI6 wollte verhindern, dass

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