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Silber

Titel: Silber Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Steven Savile
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verdammten Terminator anlegen.
    Ronan schob sich an einer Gruppe von jungen Mädchen vorbei, die unpassend aufreizende Schuluniformen mit kurzen, karierten Röcken und zu engen Blusen trugen.
    Dann sah er die Frau.
    Sie hatte die Hälfte des Bahnsteigs hinter sich gebracht und schlängelte sich durch die Menschenmenge auf die dunkle Öffnung des Tunnels zu. Er drückte sich an einem weiteren Anzugträger vorbei, den Blick fest auf den Rücken der Frau geheftet. Die hellen Frontlichter der einfahrenden U-Bahn erleuchteten die ganze Station. Als der Zug abbremste, spürte er mit leichter Verzögerung den Luftstoß auf seinem Gesicht. Die Türen öffneten sich. Doch sie machte keine Anstalten, den Zug zu betreten, sie ging einfach weiter auf das Ende des Bahnsteigs zu. Sie warf einen Blick über die Schulter, und Ronan konnte zum ersten Mal ihr Gesicht sehen.
    Sie hatte nicht den irren, glasigen Blick von jemandem, der bis obenhin mit Drogen vollgepumpt war. Sie sah – und er konnte kaum fassen, dass das wirklich seine Gedanken waren – atemberaubend schön aus. Ihre Haut hatte die sandfarbene Tönung des Nahen Ostens, und ihre Gesichtszüge waren klar und scharf. Sie gewann ein paar wertvolle Sekunden, als er versuchte, die Prügel, die er bezogen hatte, mit der grazilen Schönheit der Frau vor ihm in Einklang zu bringen. Sie entdeckte ihn und begann zu rennen.
    Sie erreichte das Ende des Bahnsteigs, als der Zug gerade losfuhr, und behielt ihre Geschwindigkeit bei. Sie sprang auf die Gleise hinab und lief in die alles verschlingende Dunkelheit des Tunnels.
    Er zog die Browning, ließ sich auf ein Knie sinken und konzentrierte sich auf den Schuss. Dann drückte er den Abzug. In dem engen Tunnel war der Knall ohrenbetäubend laut, verstärkt durch die merkwürdige Akustik. Es kam kein entsprechender Aufschrei aus der Dunkelheit. Er ging zum Ende des Bahnsteigs.
    Er konnte ihre stolpernden Schritte hören, als sie blindlings vor ihm davonrannte. Dieselbe Akustik, die aus seiner Browning eine dröhnende Kanone gemacht hatte, trug nun das Knirschen und Scharren ihrer Füße auf den Schottersteinen mit erstaunlicher Klarheit an seine Ohren. Jedes Geräusch klang so nah, dass er scheinbar nur die Hand auszustrecken brauchte, um sie zu berühren.
    Ronan starrte ihr nach in das gähnende, schwarze Loch.
    Auf der Anzeigetafel stand, dass der nächste Zug in vier Minuten eintreffen würde.
    Der Boden unter seinen Füßen bebte, als ein weiterer Zug auf dem benachbarten Gleis einfuhr und eine Ratte aus ihrem Versteck schreckte. Das schlanke Nagetier huschte über seine Füße und verschwand in einem Riss in der Wand. Ronan blickte der Ratte nach und schlug voller Frustration mit der flachen Hand auf die Mauer. Er hatte nicht die geringste Lust, mitten im morgendlichen Berufsverkehr in einen U-Bahn-Tunnel zu springen. Ihm fielen spontan ein Dutzend weniger schmerzhafte Arten ein, sich umzubringen.
    Mit der Browning in der Faust sprang er vom Bahnsteig. Die Beleuchtung endete vor dem Tunnel, und so wurde er schon nach wenigen Metern zu einer massiven Mauer aus Schwärze. Er vergewisserte sich, dass er zwischen den beiden Schienen ging, und lief ihr dann nach. Hinter sich hörte er die Stimme aus dem Lautsprecher, die ihnen sagte, dass sie sich von den Gleisen entfernen sollten. Er ignorierte sie.
    Ronan folgte der Frau in den Tunnel und betete zu dem Gott der irischen Idioten, die auf Zuggleisen spielen, dass die nächste U-Bahn ausfallen möge.
    Nach einem Dutzend Schritte war er von absoluter Finsternis umgeben. Er blieb reglos stehen und versuchte, ihre Schritte vor sich zu hören, doch da war nichts. In der Dunkelheit um ihn herum hörte er nur das Geräusch seiner eigenen, schweren Atemzüge. „Tun Sie das nicht“, rief er und rührte sich immer noch nicht. Darauf hörte er etwas, ein leises Wuseln als Antwort auf seine Stimme: noch mehr Ratten. „Es gibt keinen Ausweg, und in ein paar Minuten macht die nächste U-Bahn diesen Tunnel verdammt ungemütlich für uns beide. Kommen Sie, machen Sie es nicht schwerer, als es sein muss.“
    Er wartete. Nichts.
    Sie wollte nicht herauskommen. Er versuchte, nachzudenken. Langsam wünschte er sich, er hätte auf sie geschossen, als er noch die Gelegenheit dazu gehabt hatte. Sie war ein Profi, deshalb trug sie mit Sicherheit nichts bei sich, womit man sie identifizieren oder herausfinden konnte, wer sie in Fishers Wohnung geschickt hatte. Aber selbst Profis machten bisweilen Fehler.

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