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Silber

Titel: Silber Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Steven Savile
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Aber warum? Er stellte die berechtigte Vermutung an, dass es ihnen um die Braut des Kummers ging. Sie hatten die Frau mindestens eine Woche lang in ihrer Gewalt gehabt, und egal wer sie war und wozu sie ausgebildet worden war, es gab eine allgemeingültige Wahrheit in der Spionagearbeit, die Konstantin noch aus seiner Zeit auf der anderen Seite der Mauer kannte: Früher oder später fängt jeder an zu reden.
    Die Filme und Bücher verbreiteten sehr glamouröse Vorstellungen und zeichneten Bilder von Helden, die mit eisernem Willen und zitternden Lippen jeden Schmerz ertrugen, um ihre Geheimnisse zu bewahren, bevor sie sich schließlich befreien konnten. Das war alles Leinwand-Quatsch. Mit genug Zeit konnte jeder gebrochen und zum Reden gebracht werden.
    Demnach wussten sie, wer sie war und für wen sie arbeitete. Sie wussten, was sie über sie herausgefunden hatte, und sie waren hier, um zu sehen, wer nach ihr suchte. Wieder war es genau das, was auch er getan hätte. Konstantin musste sich unwillig eingestehen, dass er eine gewisse Bewunderung für diese Leute empfand. Sie arbeiteten gründlich, waren gut organisiert, und handelten überlegt und diszipliniert. Alles Eigenschaften, die er echten Profis zugesprochen hätte, und nicht einer kleinen Hobby-Terrorzelle, die sich aus ein paar Fanatikern rekrutierte. Wenn er eine Spielernatur gewesen wäre, hätte er einen erklecklichen Betrag darauf verwettet, dass es sich dabei um ehemalige Soldaten handelte.
    Das alles lief darauf hinaus, dass Konstantin mehr über die Frau auf dem Gemälde herausfinden musste. Sie war der Schlüssel – auch wenn er noch keine Ahnung hatte, zu welchem Schloss er passte.
    Er hatte zwar seine Vermutungen, doch er konnte sie nicht beweisen. Dieses Verfolgungsspielchen bestätigte ihn darin. Sie wollten wissen, wer kam, um nach den Informationen auf dem USB-Stick zu suchen. Wer konnte wissen, wo er versteckt war? Ihr Führungsoffizier? Das kam in Frage, wenn sie eine Agentin war – aber warum hätte sich die Spionin eines nationalen Geheimdienstes dann ausgerechnet an Grey Metzger verheiratet? Bis gestern Nachmittag hatte der Mann keine annähernd interessanten Facetten gehabt.
    Als die Frau in dem Schmuckgeschäft verschwand, folgten ihm die Schritte in seinem Rücken über die Straße.
    Konstantin blickte nicht ein einziges Mal über die Schulter.
    Er wollte wissen, wie ernst zu nehmen sein Verfolger war; das hieß, dass er die Spielregeln ändern musste.
    Er bog um eine Ecke und blieb dann sofort stehen. Er hatte fünfzehn Schritte Vorsprung zu seinem Verfolger. Er drückte sich flach an die Wand und nahm sich einen kurzen Moment, um seinen Atem zu beruhigen und sich zu konzentrieren, bevor er angreifen würde. Er zählte die Schritte im Kopf mit und spannte die Muskeln an.
    Als der Verfolger um die Ecke kam, stellte sich Konstantin ihm in den Weg. Er sah das Erkennen in den Augen des Mannes aufblitzen, den Bruchteil einer Sekunde später folgte ein blendender Schmerz. Konstantin bewegte sich instinktiv. Gewalt war sein Handwerk; er wusste nur zu gut, wie man Menschen Schmerzen zufügen konnte. Er machte einen Schritt nach vorn, bis er dicht vor dem Gesicht des Mannes stand, fintierte einen Schlag in Richtung seines Gesichts, um seine Aufmerksamkeit nach oben zu lenken, und trat ihm dann frontal mit dem Absatz vors Knie – hart genug, um die Kniescheibe zu brechen und die Bänder zu zerreißen, als das Gelenk mit roher Kraft in die falsche Richtung gedrückt wurde. Der Mann ging zu Boden und krümmte sich zusammen, er zog das verletzte Bein an seine Brust und schrie.
    Konstantin baute sich über ihm auf.
    „Wenn Sie Glück haben, können Sie in sechs Monaten wieder laufen. Seien Sie dankbar, dass ich sie nicht getötet habe. Das nächste Mal werde ich es tun.“
    Er ließ den Mann mitten auf dem Gehsteig liegen. Er überquerte wieder die Straße und schlängelte sich zwischen den langsam fahrenden Autos hindurch. Ein roter Omnibus blieb an der Haltestelle vor ihm stehen. Konstantin stieg ein und ließ sich auf einem Sitz am Fenster nieder, von dem aus er ein paar Sekunden die ganze Länge der Schloßstraße überblicken konnte, als sie die Kreuzung erreichten. Der Mann lag immer noch auf dem Kopfsteinpflaster. Die Frau mit dem roten Kleid hatte sich über ihn gebeugt und sprach ruhig in ihr Handy. Konstantin konnte nicht von den Lippen lesen, aber er konnte sich vorstellen, was sie sagte: die Mission war gescheitert, sie hatten die

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