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Silber

Titel: Silber Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Steven Savile
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Sie tun? Denken Sie nach. Wer auch immer dahintersteckt, sie sind schon hier in Rom. Sie sind bestimmt schon eine ganze Zeit lang hier und gehen immer wieder die Details ihrer Angriffspläne durch, machen Probeläufe, planen alle Zeitintervalle und nutzen dabei jeden kleinen Vorteil aus, denn genau das ist ihre Vorgehensweise. Aber irgendjemand muss sie dabei gesehen haben. Jemand weiß, wer sie sind. In so einer großen Stadt geschieht nichts ungesehen. Sie brauchen Leute auf den Straßen, die die richtigen Fragen stellen. Unsere Verdächtigen sehen aus wie Italiener, und sie klingen wie Italiener. Sie führen ganz normale Leben, für die sie sich jahrelang abgerackert haben. Sie könnten verheiratet sein und ihre Kinder auf gute römische Schulen schicken. Dieses Spiel ist von langer Hand geplant.“
    Neri verzog sein ohnehin schon zerknautschtes Gesicht noch weiter, als er realisierte, dass wirklich jeder ihr Terrorist sein konnte, von dem jungen Urlauberpärchen, über den älteren Herren mit der Zeitung und der Kellnerin mit den verheißungsvollen Augen, bis hin zu dem Mann auf dem Bürgersteig, der sich mit einem schreienden Kleinkind abmühte. Man konnte es niemandem ansehen, und man konnte es nicht in ihren Gedanken lesen. Die Schläfer verhielten sich haargenau so wie alle anderen, das sollte heißen, sie waren darauf trainiert, sich ihrer Umgebung komplett anzupassen.
    „Und damit ist es für mich an der Zeit, mich auf die Spuren des Geistes meines Landsmannes zu begeben.“ Noah schob den Stuhl zurück und stand auf. Neri drückte den Stummel seiner fünften Zigarette aus.
    „Das Opfer hatte eine Dachstube in einem ärmeren Stadtteil Roms angemietet, unter dem Namen Nick Simmonds. Ich bin mir sicher, dass Sie die genaue Adresse bereits kennen. Sie sind ziemlich gut informiert für jemanden, der nicht für Ihre Regierung arbeitet“, sagte Neri leicht sarkastisch. „Aber dort ist nichts mehr. Die Wohnung war leer, als wir dort ankamen. Nicht nur leer, sie wurde komplett desinfiziert und jede noch so kleine Spur von Nick Simmonds ausgelöscht. Es gab keinerlei Anzeichen dafür, dass er dort jemals gewohnt hat. Nicht einmal ein Haar, das man auf seine DNS überprüfen könnte.“
    Das passte mit dem zusammen, was Konstantin in Berlin vorgefunden hatte. Schon allein diese Gemeinsamkeit war es wert, der Dachwohnung im ärmeren Stadtteil einen Besuch abzustatten.
    „Was hat er gearbeitet?“, fragte Noah. Er wusste, dass Simmonds ein Praktikum in den Archiven des Vatikans gemacht hatte, aber darüber hinaus konnte er nur raten.
    „Einer meiner Leute versucht, da drüben reinzukommen“ - er nickte mit dem Kopf in Richtung Petersplatz und den dahinter liegenden Petersdom - „aber, unter uns gesagt: Ich glaube, Dante hatte diesen Ort im Kopf, als er über das Fegefeuer geschrieben hat.“
    „So angenehm?“
    „Glauben Sie mir“, sagte Neri und langte wieder nach seiner Tabakdose. „Es reicht, dass ein Mann wie ich anfängt, an den Teufel zu glauben.“ Er nickte dem Mann mit der Zeitung zu. Dieser erwiderte die Geste, bevor er das Tagesblatt sorgfältig zusammenlegte, seine Rechnung beglich und dann den Tisch verließ. Mit einem schiefen Lächeln nickte Neri dem Urlauberpärchen zu, die daraufhin ihren Reiseführer einpackten, die Rechnung bezahlten und ein großzügiges Trinkgeld zurückließen, als sie aufstanden.
    „Das waren wirklich Ihre Leute?“
    „Ja, waren sie.“
    „Sie sind wirklich vertrauensselig, oder?“, fragte Noah.
    „Dies ist Rom, Noah“, sagte Dominico Neri mit einem fast freundlichen Lächeln. „Sie können niemandem vertrauen. Hier lebt eine Teufelsbrut mit Engelsgesichtern.“

10
VOM TEUFEL GERITTEN
    Konstantin hatte schon genug Einbrüche von beiden Seiten erlebt, um zu merken, dass etwas nicht stimmte.
    Für die Ausführenden waren solche Jobs normalerweise simpel: Man legte einen Köder aus, versteckte sich und wartete. Irgendwann würde sich etwas rühren. Früher oder später geschah das immer. Eine Überwachung war vor allem eine Frage der Geduld. Man saß da und wartete ab, wer schließlich auftauchte.
    Diesmal war Metzgers Wohnung die Falle mit dem Köder, und Konstantin war genau hineingetappt.
    Er spürte es nicht mit einer Art sechstem Sinn, und er spürte auch kein Prickeln an den Unterarmen oder im Nacken. Kein instinktiver Alarm warnte ihn, und er verfügte auch nicht über ein Reptiliengehirn. Konstantin war ein durch und durch praktisch veranlagter Mensch. Er

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