Silberband 001 - Die Dritte Macht
verhinderten.«
Zwei Tage waren seit dem verhinderten Atomkrieg vergangen.
»Wundert dich das?« Perry zog die Augenbrauen in die Höhe. »Indem wir ihren Krieg unterbanden,
zeigten wir ihnen, daß wir stärker sind als sie. In Kairo haben sie sich endgültig geeinigt. Die
Großmächte der Erde haben sich zusammengeschlossen, um uns zu vernichten. Ich kann mir nichts
Besseres wünschen.«
»Nichts Besseres – wie meinst du das, mein Lieber?«
»Keine Nation, sondern nur der Mensch als Planetenbewohner darf das Universum erforschen. Der
Zusammenschluß gegen uns bedeutet nichts anderes als den ersten Schritt gemeinsamen Denkens aller
Völker. Die Furcht schweißt die Menschen zu einer Einheit zusammen. Mit Hilfe der Arkoniden haben
wir ein großes Ziel erreicht, Bully: Wir haben die Welt geeint.«
»Und dafür stoßen sie uns aus?«
»Das ist der Preis!«
»Ob Flipp schon heimgekehrt ist?«
»Ich weiß es nicht. Jedenfalls wurde sein Name nicht erwähnt. Nur du, Manoli und ich sind
Staatsfeinde. Von Crest weiß man noch nichts. Diese Überraschung steht den Menschen noch
bevor.«
Bully zeigte hinauf zum blauen Himmel.
»Thora hat prächtig mitgespielt, das muß ich zugeben. Ohne sie säßen wir jetzt in der
Tinte.«
Perry schüttelte langsam den Kopf.
»Nicht mehr als jetzt – nur mit dem Unterschied, daß wir mit großer Wahrscheinlichkeit
die letzten Menschen auf der Erde wären.«
Crest stand plötzlich in der Tür der Zentrale.
»Im Schicksal Ihres Volkes erkenne ich die Wiedergeburt meines eigenen«, sagte er sinnend.
»Nun sehe ich die Entwicklung ganz klar vor mir. Allerdings – und das sollten Sie nicht
vergessen – kann es Zwischenfälle geben. Die Gefahr wurde nicht endgültig gebannt, aber der
erste Schritt ist getan. Manchmal ist Angst die beste Therapie.«
»Aber sie darf es nicht ewig bleiben«, warnte Perry ernst. »Eines Tages muß die Einheit der
Menschen keine Folge der Angst, sondern ein Befehl des Gewissens werden, ein Resultat logischen
Überlegens und sogar eine Herzensangelegenheit. Von heute auf morgen ist das nicht zu erreichen,
aber ich weiß, daß es so sein wird. Was ich dazu beitragen kann …«
Crest legte ihm die Hand auf die Schulter und sagte sanft:
»Das taten Sie bereits, Perry. Vielleicht sind Sie nun sogar ein Wesen, das ich – der ich
nicht auf Ihre Welt gehöre – als Terraner bezeichnen möchte. Ja, Sie sind der erste
Terraner, Perry Rhodan.«
»Und was bin ich?« fragte Bully beleidigt.
»Man muß erst einmal Mensch sein, um Terraner werden zu können«, spottete Manoli.
Bully schnaubte verächtlich und setzte seinen massigen Körper in Richtung Ausgang in
Bewegung.
»Ich gehe schwimmen«, gab er bekannt. »Im See.«
Manoli ließ ihn vorbei. Leise flüsterte er ihm zu:
»Ja, richtig – lasse dich einsalzen …«
Crest lächelte still vor sich hin.
Perry Rhodan aber schien nichts gehört zu haben. Er stand bei der Sichtkuppel und starrte
hinauf in den wolkenlosen Himmel. Irgendwo dort oben zog der Mond seine einsame Bahn um die
Erde.
Dort war Thora.
14.
Bully und Dr. Manoli errichteten außerhalb der STARDUST ein Zelt. Perry Rhodan war
damit beschäftigt, einen zusammenfassenden Bericht auf Tonband zu sprechen. Sein Wunsch, die
Ereignisse für eine spätere Berichterstattung festzuhalten, entsprang nicht etwa übertriebener
Eitelkeit, sondern der Hoffnung, daß man bald die gesamte Menschheit über alle Hintergründe
ausführlich informieren könnte.
Rhodan ließ sich durch die nun herrschende Ruhe nicht täuschen. Er ahnte, daß sich außerhalb
des Schutzschirms neues Unheil zusammenbraute, denn die gedemütigten Regierungen der Großmächte
würden nun versuchen, jenen zu bestrafen, der ihnen die Demütigung zugefügt hatte.
Immerhin, dachte Rhodan sarkastisch, haben sie sich zu diesem Zweck schon
zusammengefunden.
Nachdem er seinen Bericht beendet hatte, verließ er die Zentrale und näherte sich dem fertig
erstellten Zelt. Aus der Ferne kam ein langanhaltendes Donnern, das sich schnell zu einem
unerträglichen Dröhnen steigerte. Vor ein paar Stunden hatte Crest den Schutzschirm über der
STARDUST neu justiert, damit Schallwellen hindurchdrangen. Dies war auf Wunsch Rhodans geschehen,
der sich jederzeit mit außerhalb des Schirms stehenden Menschen verständigen wollte, ohne dabei
auf Papier und Bleistift zurückgreifen zu müssen.
Rhodan spähte hinauf zu dem kaum wahrnehmbaren Flimmern. Die
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