Silberband 003 - Der Unsterbliche
Crest Sie begleitet, wird es vielleicht besser sein, ich bleibe zurück. Sozusagen als
Sicherheitsfaktor.«
Bully fragte: »Warum nehmen wir nicht noch einige Mutanten mit? Zumindest den Teleporter Ras
Tschubai und Ralf Marten.«
Rhodan stimmte zu, und die Vorbereitungen zum Aufbruch begannen.
Der Unsterbliche, dessen Spur sie verfolgten, hatte unter dem Palast des
Ferronenherrschers vor undenklichen Zeiten eine Strahlengruft errichtet. Sie war dem bloßen Auge
unsichtbar und bestand aus gebündelten Funkwellen sehr ferner Radiosterne. Nur der
Arkonidengenerator vermochte diese Funkwellen zu neutralisieren. Die Gruft kehrte in die
Gegenwart zurück und wurde gegenständlich und dreidimensional.
Rhodan drückte auf einen Knopf und ließ den Generator anlaufen. Fast augenblicklich veränderte
sich vor ihren Augen das Bild. Wo vorher das leere und halbdunkle Gewölbe gewesen war, entstand
nun ein flimmernder Kegel. Er schien aus dem Nichts zu kommen und löste sich allmählich wieder
auf. Dafür wurden Gegenstände sichtbar, die vorher nicht in dem weiten Gewölbe gestanden hatten.
Der Materietransmitter fehlte jedoch.
Dort, wo er sich befunden hatte, stand nun ein Sessel.
»Der Sessel stellt die Verbindung zu dem Unsterblichen dar«, vermutete Crest. »Jeder von uns
kann sich dort hineinsetzen, Rhodan, denn jeder von uns kennt den Namen jenes Mannes, der sich
wunderte.«
»Ich werde es tun«, entschied Rhodan. »Wenn jemand ein Risiko eingeht, dann ich. Crest, Sie
warten hier mit den anderen. Beobachten Sie genau, was passiert, und eilen Sie mir zu Hilfe, wenn
es notwendig sein sollte.«
Bully wollte etwas sagen, aber er schwieg mit sichtlicher Überwindung. Seine Lippen waren fest
zusammengepreßt und bildeten einen schmalen Strich. Feine Schweißperlen standen auf seiner
Stirn.
»Und wenn Sie verschwinden?« fragte Ras Tschubai.
Rhodan warf dem Afrikaner einen schnellen Blick zu. »Dann folgen Sie mir. Wozu sind Sie ein
Teleporter?«
Der Mutant lächelte verzerrt. »Ich kann den Raum überwinden, aber nicht die Zeit.«
Rhodan antwortete nicht. Er gab sich einen Ruck und schritt auf den Sessel zu. In den wenigen
Sekunden, die er brauchte, um die paar Meter zurückzulegen, prägte er sich alle Einzelheiten des
Sessels ein.
Statt eines Polsters war eine glatte und metallische Fläche zu sehen. Die Rückenlehne bestand
ebenfalls aus Metall, das tückisch zu glänzen schien. Die etwas plumpen Füße standen senkrecht
zum Boden und schienen in ihn hineinzureichen. Der Sitz war ungewöhnlich massiv.
Rhodan zögerte.
Was würde geschehen, wenn er sich setzte? Die Botschaft hatte ihn gewarnt und besagte, nur
hierher zu kommen, wenn er den Namen jener Person wußte, die sich über die Transmitter gewundert
hatte. Nun, er kannte den Namen. Damit erfüllte er die gestellte Bedingung.
Mit einem letzten Schritt erklomm er das Podium und setzte sich in den bereitstehenden
Sessel.
Das Metall fühlte sich warm an, als habe noch vor wenigen Minuten jemand auf ihm gesessen.
Sonst war nichts zu spüren. Aber noch während Rhodan auf irgend etwas wartete, geschah es auch
schon. Es kam blitzschnell und überraschend.
Unter ihm fing es an zu summen, als beginne eine Maschine zu arbeiten. Der ganze Sessel
vibrierte. Gleichzeitig flammte ein Energieschirm auf. Er hüllte Rhodan, den Sessel und das
Podium ein. Crest, Bully und die anderen erschienen Rhodan wie durch einen feinen Schleier.
Abrupt waren alle Geräusche verstummt. Er war unter der Energieglocke allein und von der
Außenwelt abgeschlossen.
Es wurde dunkel um ihn. Nur der Schirm fluoreszierte, aber er gab nur wenig Licht. Rhodan
spürte, wie sich etwas Fremdes in seine Gedanken zu drängen begann. Instinktiv wehrte er sich
dagegen, gab es dann aber schnell auf. Welchen Sinn hätte es gehabt, den Fragen auszuweichen, die
seinem Unterbewußtsein gestellt wurden? Er wußte nicht einmal, ob er sie beantworten konnte. Sein
Widerstand erlosch vollends bei der Vorstellung, daß er nur sich selbst schaden würde. Fast
wohlig fühlte er, wie das Fremde mit einem Ruck Besitz von ihm ergriff.
Es dauerte nur Sekunden, dann wurde es hell, während gleichzeitig der Schirm verschwand. Das
Vibrieren unter der Metallplatte des Sitzes hörte auf, das Summen verstummte. Rhodan sah in die
erwartungsvollen Gesichter seiner Begleiter.
»Wo warst du?« fragte Bully. »Du warst verschwunden.«
»Ihr auch«, gab Rhodan zurück und stand auf. Neben
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