Silberband 004 - Der kosmische Lockvogel
lenkte ein.
»Wenn du in Sorge bist«, sagte er, »können wir ein paar Kriegsschiffe zu Hilfe rufen.«
Orlgans hob beide Hände zum Zeichen der Bejahung. »Die letzte Ortung kam aus einer Entfernung
von zwanzig Lichtjahren. Wenn sie uns noch näher rücken, werde ich Kriegsschiffe rufen.«
Mildred hatte Felicitas über die gemeinsame Aufgabe informiert. Auf die gleiche
Art, in der sie ihre Instruktionen von Tiff empfangen hatte – jeweils zwischen zwei
Interkomgeräten auf dem Hauptgang. Tiff hatte sich davon überzeugt, daß die Aggregate des
Springer-Schiffes denen der K-9 unterlegen waren. Es stand für ihn fest, daß der Ausbruch auf
jeden Fall durchgeführt werden müsse – entweder mit List oder mit Gewalt.
Wenn er sich in den Kommandostand schlich, würden Eberhardt, Hump und noch ein paar andere
Kadetten im Hinterhalt liegen und aufpassen, ob die Wächter nicht frühzeitig zurückkehrten. Taten
sie es doch, dann mußten sie überwältigt werden. Tiff hoffte, daß er das Beiboot, dessen
Triebwerke schon seit Stunden ausgeschaltet waren, innerhalb von zehn Minuten wieder startklar
machen konnte. Zehn Minuten lang würden sie die K-9 also gegen die Springer verteidigen
müssen – falls die Mädchen versagten.
Nur noch eines war Tiff unklar: Major Deringhouse hatte die K-9, als sie auf der Plutobahn von
dem Springer-Schiff angegriffen worden waren, nach kurzer und ziemlich harmloser Gegenwehr dem
Gegner überlassen. Die Waffen der K-9 waren denen des Springer-Handelsschiffs überlegen. Warum
also hatte Deringhouse sich nicht länger gewehrt? Er hätte doch den Kampf gewinnen können.
Tiff hätte Deringhouse diese Frage gern selbst gestellt. Aber er hielt Deringhouse zugute, daß
er seine Gründe gehabt hatte, und fürchtete, ein Geheimnis bloßzulegen, wenn er den Major vor dem
Interkom danach fragte.
Mildred und Felicitas warteten in ihren Kabinen, bis der verabredete Zeitpunkt gekommen war.
Sie taten so, als begegneten sie sich durch Zufall auf dem Gang, überlegten eine Weile so laut,
daß der Interkom es hören konnte, was sie tun sollten, und entschlossen sich schließlich, sich
mit den beiden Wächtern vor dem Kommandoraum zu unterhalten.
Der Kommandoraum war zwei Etagen weit entfernt. Sie fuhren mit dem Lift hinunter.
Tiff sah sie an der weit geöffneten Tür der Messe vorbeigehen und gab Eberhardt einen Wink.
Eberhardt begriff sofort und gab den Wink weiter. Tiff verließ die Messe, Eberhardt, Hump und
drei weitere Kadetten folgten ihm nach zwei Minuten.
Tiff entfernte sich zunächst vom Kommandostand. Er fuhr fast bis zum Fuß des kugelförmigen
Schiffes hinunter und tat so, als suche er etwas. Als er annahm, daß die beiden Mädchen jetzt
etwa den ersten Teil ihrer Aufgabe erledigt haben mochten, schwebte er durch den Lichtschacht
wieder nach oben und erreichte den Haupteingang zum Kommandoraum – dicht unter dem kleinen
Aufnahmegerät eines Interkom-Standes. Er war jedoch sicher, daß gerade dieses Gerät niemals
abgefragt werden würde. Was hier vor sich ging, hatten die beiden Wachen zu beobachten.
Die Wachen waren verschwunden. Aus der Tiefe eines Kreuzgangs heraus hörte Tiff leises
Kichern. Die Mädchen waren am Werk.
Tiff pfiff das verabredete Signal. Von weiter hinten aus dem Hauptgang kam die Antwort.
Eberhardt und seine Begleiter waren ebenfalls zur Stelle.
Tiff zögerte nicht länger. Mit sieben, acht hastigen Schritten stand er vor dem
Kommandoraum-Schott, das die Springer inzwischen wieder repariert hatten, und ließ es auffahren.
Ungeduldig wartete er, bis der Spalt so groß war, daß er hindurchschlüpfen konnte. Licht flammte
auf, als er den großen runden Raum betrat, aber Tiff löschte es sofort durch einen Druck auf die
Knöpfe der Sonderschaltung. Gleichzeitig gab er für das Schott den Gegenbefehl. Die schwere
Platte aus Arkon-Stahl fuhr mit saugendem Schmatzen in die Dichtung zurück.
Aufatmend ließ Tiff das Licht wieder aufleuchten. Er sah sich um und machte sich an die
Arbeit.
Rhodan hatte das Mikrophon dicht zu sich herangezogen.
»Sie trifft die schwerste Aufgabe, Nyssen«, sagte er ernst. »Sie bekommen von mir Bescheid,
sobald die Telepathen Tifflor geortet haben. Rechnen Sie damit, daß Beta-Albireo ein
Planetensystem hat – die meisten Doppelsterne haben eines. Wir wissen nichts über die
Bewaffnung des fremden Schiffes. Im ungünstigsten Fall ist sie der Ihres Kreuzers überlegen.
Werden Sie also nicht
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