Silberband 005 - Vorstoss nach Arkon
Stärke dicke Wolken rotgelben Staubes dahinblies.
Gebäude waren kaum zu sehen. Das Traktor-Schiff mußte zunächst ein Lenkmanöver durchführen,
damit die ersten deutlichen Zeichen intelligenter Besiedlung auf den Bildschirmen der GANYMED
auftauchten.
Eine Stadt wurde sichtbar, gelb und grau wie der ganze Planet. Halbkugelförmige Häuser, manche
mit turmartigen Auswüchsen am Zenit, manche ohne, standen in Reihen und zogen langweilige,
schnurgerade Straßen zwischen sich daher. Zeichen einer Zivilisation, die zu schnell gewachsen
war.
Ein gewaltiges Landefeld, von den Gebäuden der üblichen Raumfahrttechnik umgrenzt, dehnte sich
jenseits der Stadt.
Auf der anderen Seite, nur mit einem Zipfel sichtbar, schien es grünes Land zu geben. Vom
Staub und dem Sturm unversehrt, schimmerte die frische Farbe eines Parks auf den Bildschirmen.
Rhodan nahm an, daß dort die Arkoniden lebten, die es unternommen hatten, auf Naat den
Machtanspruch des Imperiums zu vertreten.
Novaal – oder vielmehr der Robot, den er an Bord hatte – bugsierte die GANYMED
sicher auf das Landefeld. Die empfindlichen Geräte des Schiffes registrierten nicht die kleinste
Unregelmäßigkeit, als der gewaltige Torpedo schließlich, die Säulenbeine unter den Heckflossen
fest gegen den fremden Boden gestemmt, aufrecht auf dem Feld stand.
Die Neutralisatoren überwanden ohne Schwierigkeit die mörderische Schwerkraft des Planeten.
Erdenschwere herrschte in allen Räumen.
Novaals gewaltiges Traktor-Schiff verharrte eine Weile reglos über dem Flugfeld, dann schwebte
es mit einem plötzlichen Ruck davon und setzte mehrere Kilometer von der GANYMED entfernt
ebenfalls auf.
Rhodan wandte sich vom Bildschirm ab.
»Wir sind da«, sagte er.
Stunden vergingen, ohne daß etwas geschah. Während der ersten Zeit hatte Rhodan
ständig vor dem Panoramaschirm gesessen und darauf gewartet, daß irgend jemand sich um das fremde
Schiff kümmern werde. Die Telekomgeräte und der Hyperkom standen ohne Unterbrechung auf
Empfang.
Aber es kam niemand, und der Telekom blieb schweigsam bis auf weit entfernte Gespräche, die
die GANYMED nichts angingen.
Rhodan richtete schließlich reguläre Wachen vor dem Bildschirm und an den Empfängern ein und
legte sich schlafen, nachdem er seinen Vertreter angewiesen hatte, ihn auf jeden Fall zu wecken,
wenn sich etwas ereignete.
Er hatte jedoch ungestört schlafen können. Nach sechs Stunden stand er wieder auf und fand
noch alles so, wie er es verlassen hatte: den Bildschirm leer, die Empfänger tot. Jemand hatte
die GANYMED auf ein fast leeres Raumlandefeld gestellt und sie dort offenbar vergessen.
Rhodan erfüllte diese Tatsache nur mit gelinder Ungeduld. Da war aber jemand an Bord des
irdischen Schiffes, der war mit den augenblicklichen Verhältnissen gar nicht einverstanden und
suchte seit Stunden nach einem Verantwortlichen, um ihm den ganzen Kummer zu klagen.
Thora. Als sie Rhodan fand, war sie den Tränen nahe.
»Warum tun wir denn nichts?« schluckte sie, hilflos und mit großen bettelnden Augen.
»Was sollen wir tun?« fragte Rhodan sanft.
»Wieder starten, eine Rufsendung ausstrahlen, einen Warnschuß abgeben – was weiß
ich.«
Rhodan wandte sich um. An seinem Pilotenpult saß Oberst Freyt, der Kommandant der GANYMED.
»Versuchen Sie, das Traktor-Schiff dort drüben über Telekom zu erreichen«, bat er.
Freyt regulierte die Strahlantenne und gab einen Rufspruch auf Integralfrequenz ab. Der Ruf
mußte fünfmal wiederholt werden, bevor das Schiff sich meldete.
Novaals Gesicht erschien auf dem Bildschirm.
Freyt stand auf und ließ Rhodan an seine Stelle.
»Warum kümmert sich niemand um uns?« fragte Rhodan.
»Das weiß ich nicht«, antwortete Novaal. »Soll sich denn jemand um Sie kümmern?«
Die Frage reizte Rhodan zum Lachen. »Natürlich. Ich will wissen, warum ich hier stehe und wie
lange das dauern soll.«
»Sie stehen hier, weil es die arkonidische Administration so angeordnet hat'«, sagte
Novaal.
»Das ist kein Grund«, gab Rhodan scharf zurück. »Wenigstens für mich nicht.«
»Dann rufen Sie Sergh an«, riet ihm Novaal.
»Wer ist Sergh?«
»Der Administrator auf Naat, Arkonide.«
»Antwortet er auf Integralfrequenz?«
»Wenn er es nicht tut, ist es Ihr Pech. Ich kenne nämlich seine Amtsfrequenz nicht.«
»Na schön«, murmelte Rhodan. »Danke!«
Er beendete das Gespräch und wandte sich zu Thora um. »Kennen Sie jemand namens Sergh?«
Thora
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