Silberband 005 - Vorstoss nach Arkon
irgendeinem anderen Ort würde man es nichtsdestoweniger tun – davon war Rhodan
überzeugt.
Rhodan meldete an Freyt: »Phase B!«
Das war vereinbarter Kode. Phase A des Unternehmens war in dem Augenblick beendet, in dem
feststand, daß Rhodans und seiner beiden Leute Abmarsch nichts mehr im Weg stand. Hinter dem Kode
und der ganz allgemeinen Anweisung, sich stets so knapp wie möglich auszudrücken, stand eine
äußerst nützliche Überlegung: Die Arkoniden – oder auch die Naats – würden die
Telekomgespräche abhören können, wenn sie erst einmal die Frequenz herausgefunden hatten, auf der
die irdischen Geräte arbeiteten. Aber sie kannten die Sprachen nicht, deren Rhodan sich bediente,
und selbst ihre leistungsfähigsten Geräte würden erst dann in der Lage sein, aus dem
Aufgefangenen die englische Sprache zu rekonstruieren, wenn genügend Wortinformationen vorhanden
waren. Das zu verhindern, dazu dienten die Kodesprechweise und die Beschränkung auf knappste
Meldungen.
Die Verständigung der drei Wagemutigen untereinander war davon allerdings nicht betroffen. Sie
wurde von konventionellen elektromagnetischen Sendern und Empfängern besorgt, die, außer im
Notfall, auf kürzeste Reichweite eingestellt waren.
Rhodan führte seine Leute quer über das weite Landefeld. Als Hinweis darauf, wie er sich
verhalten solle, besaß er nur die Erinnerung aus seiner Hypnoschulung, daß nämlich Arkoniden, auf
Kolonialwelten als Beamte der Administration tätig, sich recht sorglos zu geben pflegten. Sie
wohnten, von den Eingeborenen abgegrenzt, in den künstlich und mit jedem erdenklichen Aufwand
geschaffenen Parks, aus deren Grünflächen sich die eigenartigen Gebilde arkonidischer Architektur
erhoben. Es gab, wie Rhodan wußte, an den Grenzen des Parkgeländes ein Monitorsystem, das jeden
Eintretenden einer zentralen Registriermechanik anzeigte. Dieses Monitorsystem galt es mit Hilfe
Kakutas zu überwinden.
Weitaus mehr Sorgen machten ihm die Sicherheitsvorrichtungen der einzelnen Häuser – wenn
man sie ›Häuser‹ nennen wollte, denn nach außen hin sahen sie wie Trichter aus, die auf ihrem
Stiel balancierten. Es war leicht, sich auszurechnen, daß das Gebäude des Administrators
besonders sorgfältig gesichert war. Tako Kakuta, der Teleporter, war der einzige, der
ungehinderten Zutritt finden konnte. Deswegen hatte Rhodan ihn mitgenommen.
Nach zweieinhalbstündigem Marsch erblickte Rhodan durch das Ultrarot-Zielsystem seiner
Strahlwaffe – sie hatten keine anderen Suchgeräte mitnehmen können, weil ihre Beweglichkeit
darunter gelitten hätte – die flachen Rundbauten, die den Rand des Landefelds markierten,
und dahinter die dicht und kraftstrotzend aufragende Wand der Büsche und Bäume, mit denen das
arkonidische Wohngebiet eingefriedet war.
Die Rundbauten waren weder bewacht, noch schien sich in ihnen jemand aufzuhalten. Sie
verstärkten den Eindruck, den jedermann von dem ganzen Landefeld gewann, daß nämlich die Zeiten,
in denen dieser gewaltige Raumhafen für große Zwecke gebaut worden war, längst vergangen sein
müßten.
Ungehindert passierte der kleine Trupp zwischen zwei kreisrunden, flachen Gebäuden und
verhielt etwa dreißig Meter vor der Buschgrenze.
»Phase B, zweiter Teil«, sagte Rhodan.
Von Oberst Freyt aus der GANYMED kam anstelle einer Antwort das verabredete Pfeifgeräusch:
zweimal kurz und einmal lang.
Rhodan wandte sich an den Japaner. »Tako, Sie sind an der Reihe.«
Kakuta nickte und brachte die beiden Männer mit Hilfe seiner Teleporterfähigkeiten auf die
andere Seite des Monitorsystems. Danach verschwand er wieder, um sich die Gebäude anzusehen.
»Phantastisches Bild«, murmelte Rhodan.
Bull sah sich um. Er legte sich flach auf den Boden, postierte die schwere
Desintegrator-Automatik so bequem, wie es eben ging, und schaltete die Ultrarot-Optik ein.
Das Bild, das er sah, war nicht farbecht. Der reflektierte Strahl bildete sich in grellem Weiß
ab, das übrige Bildfeld war schwarz. Um so fremdartiger wirkte der Anblick.
Bull hatte gewußt, was er zu sehen bekommen würde. Er besaß das arkonidische Wissen. Er wußte,
daß die Arkoniden ihre Häuser in der Form riesiger Trichter bauten, weil sie in ihre Architektur
eine beachtliche Portion Psychologie bewußt hineingemischt hatten und die Trichterform für
diejenige hielten, die dem Hausbewohner ein Höchstmaß an Individualität und Abgeschiedenheit
gewährleistete.
Aber
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