Silberband 005 - Vorstoss nach Arkon
müssen.«
»Die können wir auch gebrauchen.« Gucky grinste zurück und nahm Kitai bei der Hand. »Und nun
schließe deine Augen, Bruder – ich bringe dich zum Schiff.«
Zwei Stunden später lag die gesamte Ausrüstung wohlverstaut in einer der großen Bugkabinen, in
die John und seine Mutanten umgezogen waren, um die wertvollen Kisten nicht unbewacht zu lassen.
In aller Ruhe konnten sie sich nun daranmachen, den Inhalt der wasserdichten Kisten zu
untersuchen.
Gucky half ihnen dabei. Er zeigte auf den Stapel mit den länglichen und verhältnismäßig
flachen Behältern aus Metall und sagte: »Der Inhalt ist identisch. Es genügt, wenn wir eine
öffnen.«
Sie taten es. Als der Deckel aufschwang, starrten die vier Männer verwundert auf die
Doppelreihe der Bomben, die so groß wie eine normale Handgranate waren. Die Hülle bestand nicht
aus Metall, sondern aus buntem Plastikmaterial. Gucky zeigte auf die roten. »Die wirken am
schnellsten. Infektionsspanne nur wenige Tage. Ausbruch der Krankheit in einer Woche. Bei den
anderen dauert es länger. Eine genaue Liste ist beigefügt.«
»Bakterienkrieg«, flüsterte John nicht gerade begeistert.
»Keine Sorge«, gab Gucky zurück und sah sehr fröhlich aus. »In den grünen Kisten dort drüben
ist das Gegenmittel. Im übrigen wißt ihr, daß die Sache völlig harmlos ist. Nur die Springer
wissen es nicht. Das alles wird uns noch viel Spaß bereiten.«
»Ein Krieg – und Spaß«, sagte Kitai vorwurfsvoll.
Gucky grinste vergnügt. »Dieser – ja.«
15.
Geragks hypnotische Beeinflussung durch Kitai blieb nicht sehr lange wirksam. Er
war nach der Entladung des Seglers in sein Wohnquartier zurückgekehrt, nachdem er die Erfüllung
des Auftrags seinem zuständigen Wachroboter gemeldet hatte. Dieser veranlaßte zugleich den
Abtransport der Schiffsladung zur Rampe des Raumhafens.
In seinem Quartier setzte sich Geragk aufs Bett und stützte den Kopf in die Hände. Unter
seiner rotbraunen Haut zuckten die Nerven. In den Augen war ein unstetes Flackern.
Hatte er nicht etwas vergessen, was ihm äußerst wichtig erschienen war? Irgend etwas, das
seine Stellung bei den Göttern festigte?
Aber sosehr er auch überlegte, noch wich der Bann nicht, der sich wie ein eiserner Reifen um
seine Stirn gelegt hatte. Als es an der Tür klopfte, schrak er zusammen wie ein ertappter Sünder.
Heute wollte Ralv ja etwas mit ihm besprechen – fast hätte er nicht mehr daran gedacht.
Er ließ den späten Besucher ein und verschloß die Tür wieder.
Ralv war der Anführer der Organisation, die dem Götterspuk ein Ende bereiten wollte, und zwar
mit Gewalt. Seine hünenhafte Gestalt überragte die Geragks um gut zwanzig Zentimeter. Seine
tiefrote Haut zeigte dunkle Behaarung und starke Sehnen. Ralv mußte über große Körperkräfte
verfügen.
»Fühlst du dich nicht wohl?« fragte er, als er sich gesetzt hatte.
Geragk zuckte mit den Schultern. »Ich weiß nicht recht, wie ich mich fühle. Vielleicht waren
es auch nur die Arbeit und die Hitze heute. Mir ist, als läge ein Gewicht auf meinem Kopf.«
Ralv betrachtete ihn aufmerksam. Dann nickte er. »Renadex geht es ähnlich. Ich war eben bei
ihm. Übrigens gehörte er zu deinem Entladekommando. Zufall?«
»Was?«
»Daß ihm so ähnlich wie dir zumute ist.«
Geragk sah Ralv an. »Irgend etwas war auf dem Schiff, aber ich weiß nicht mehr, was. Wie kann
man das nur vergessen? Es wird mir auch bestimmt wieder einfallen, aber im Augenblick – ich
weiß nicht. Alles ist so merkwürdig.«
Ralv schnitt ein neues Thema an. »Unseren Verbindungsleuten ist es gelungen, einen der
Wachroboter zu fangen und auseinanderzunehmen …«
»Ihr habt einen Metallgott getötet?«
»Rede keinen Unsinn! Du weißt genausogut wie ich, daß das ganze Geschwätz von Göttern Unsinn
ist. Diese sogenannten Götter sind Humanoide wie wir. Sie haben Schiffe, mit denen sie von Stern
zu Stern fliegen können – das ist alles. Mit Hilfe ihrer technischen Überlegenheit haben sie
unsere Welt versklavt. Wir werden sie von Goszuls Planet vertreiben, wie sie unsere Welt
nennen.«
»Aber einen Metallgott – einen Roboter zu fangen …? Wird der Verlust die Götter
nicht rebellisch machen? Sie schicken uns ihre Kampfmaschinen auf den Hals.«
Ralv machte ein geheimnisvolles Gesicht. »Vielleicht weißt du es noch nicht, aber wir haben
unerwartete Bundesgenossen erhalten. Seit unbestimmter Zeit weilen auf unserer Welt
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