Silberband 007 - Atlan
still.
Die Volater, die sich in dreißig Metern Entfernung aufhalten mußten, bewegten sich nicht.
Lloyd konzentrierte seinen Ortungssinn noch stärker. Er wußte, daß er dem Ultra-Horcher
Sikeron gegenüber im Nachteil war. Sikeron war in der Lage gewesen, die über
100.000-Hertz-Schwingungen liegenden Sprachwellen der Volater zu hören; er konnte sie höchstens
über die empfangenen Gehirnwellenmuster entzerren und zu deuten versuchen.
Da stieß er eine Verwünschung aus.
Die Volater zogen sich tiefer in den Urwald zurück und verzichteten darauf, mit ihm Kontakt
aufzunehmen.
Fellmer Lloyd, der sie bisher nur geortet hatte, versuchte nun verzweifelt über die Telepathie
mit ihnen Verbindung zu erhalten, und war sprachlos, weil er entdeckte, daß die Volater im Denken
menschliche Züge besaßen.
Aber die Verbindung zu der intelligenten Urbevölkerung von Volat war, kaum angelaufen, wieder
abgerissen. Dreimal schneller, als er sich bewegen konnte, zogen sie sich lautlos zurück und
verzichteten darauf, ihre Jagdbeute zu holen.
Die große, widerlich anzusehende Raupe lag, durch einen pfeilähnlichen Giftstachel getötet,
ein paar Schritte hinter Fellmer Lloyd.
Der vierte Morgen im Urwald war da.
Wieder nahm Fellmer Lloyd drei Konzentrat-Tabletten zu sich. Wieder bahnte er sich durch den
verfilzten tropischen Urwald seinen Weg.
Plötzlich blieb er wie angewurzelt stehen.
Volater umringten ihn. Wo es im Gewirr der Pflanzen und Baumstämme eine winzige Lücke gab,
standen sie und starrten ihn mit ihren großen, hervorstehenden Facettenaugen feindselig an. Die
Fühler über ihren Augen – Sprech-, Tast- und Gehörorgane zugleich – befanden sich in
ununterbrochenem Schwingen.
Unbeweglich hielten die Volater ihre Insektenköpfe, unbeweglich ihre langen Insektenarme, die
so dünn waren, daß sie eigentlich bei der geringsten Belastung brechen mußten. Viel stärker waren
auch ihre Beine nicht entwickelt.
Lloyd nahm eine Flut von Gehirnwellenmustern auf, zugleich aber auch die Erkenntnis, daß die
Volater nicht zu orten waren, wenn sie es nicht wollten.
Ihre Gedankenschwingungen waren feindlich. Sie wollten ihm ein weiteres Vordringen durch den
Urwald verbieten.
»Geh zurück!« empfing er. Dieser Befehl kam von allen Seiten.
Langsam nahm er seine Hände hoch, spreizte alle Finger und versuchte damit auszudrücken, in
friedlicher Absicht zu kommen.
»Geh zurück!«
Fellmer Lloyd schüttelte den Kopf.
»Ich bleibe!« dachte er konzentriert, und: »Ich will mit euch zur Allweisen Mutter gehen.«
»Geh zurück!«
Wie auf ein geheimes Kommando bewegten sich jetzt alle Volater und kamen näher. Sie hatten ihn
eingeschlossen. Ihr Ring wurde enger. Ihre vorstehenden Facettenaugen starrten noch feindseliger.
Jeder Volater hob den rechten Arm mit einem Blasrohr. Daraus schossen sie ihre Giftbolzen ab.
»Verflucht«, dachte Lloyd verärgert über sein Versagen. »Warum ist es Ralph Sikeron gelungen,
mit ihnen Kontakt herzustellen?«
»Ralph Sikeron?« Die Fragen stürmten ihn telepathisch von allen Seiten an.
»Getlöx Asargud«, dachte Lloyd. »Ralph Sikeron ist Getlöx Asargud.«
Schlagartig verschwand jede Feindseligkeit aus den Facettenaugen.
Immer eindringlicher versuchte Lloyd den Wesen klarzumachen, daß er zu Ralph Sikerons
›Gattung‹ gehörte, dessen Vertrauter war und sich nun auf dem Weg zur Allweisen Mutter
befand.
Jetzt war er seiner Sache ganz sicher: Jedesmal, wenn er an die Allweise Mutter dachte,
änderten die Volater ihre Haltung, schienen eine Kopfbewegung zu machen und ihren Insektenkörper
zu beugen.
»Ich muß zunächst meine Mutter fragen, ob wir dir den Weg zur Allweisen Mutter zeigen dürfen.«
Lloyd empfing eine Gedankenbotschaft.
Fellmer Lloyd lachte nicht, als er diesen Gedanken aufnahm. Das Volk der Volater unterstand
dem Matriarchat – dem Mutterrecht. Als Königin regierte in Erbfolge die Allweise Mutter über
dieses harmlose und sympathische Volk, das zurückgezogen in den Urwäldern lebte, nie den Ehrgeiz
gehabt hatte, sich der Technik zu widmen, dafür aber geistige Werte entwickelt hatte.
Lloyd begann zu hoffen, daß die Allweise Mutter die mit Sikerons Tod zusammenhängenden Rätsel
lösen konnte.
Die Volater schienen bereit zu sein, den Mutanten in ihr Reich zu führen.
Wie eine stumpfe Pyramide wuchs das gewaltige Felsplateau aus der Urwaldebene
heraus. Sein Rand war mit Baumgiganten umsäumt.
Die männlichen Volater hatten
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