Silberband 007 - Atlan
dauern, ehe er in die Atmosphäre von Aqua eindringen konnte.
»Funkzentrale!« Ber-Ka folgte einem plötzlichen Impuls. »Versuchen Sie, Verbindung mit dem
fremden Schiff aufzunehmen.«
»Mit dem Springer?« kam es erstaunt zurück.
»Ja, mit dem Springer. Die Ruf-Frequenzen stehen im Katalog. Warum wundern Sie sich? Haben wir
nicht früher schon Kontakt mit den Springern gehabt?«
»Schon – aber unter anderen Umständen.«
»Eben«, sagte Ber-Ka und lächelte hintergründig. »Ich bin neugierig. Die Umstände sind es ja,
die mich interessieren.«
Er schaltete seinen Bildschirm um. Jetzt war die direkte Verbindung zur eigenen Funkzentrale
hergestellt. Ohne sich vom Platz erheben zu müssen, konnte er die Bemühungen des Funkoffiziers
verfolgen.
Der Anruf ging hinaus.
Auf einem anderen Schirm war der längliche Schatten größer geworden. Die MV-dreizehn näherte
sich seitlich seiner Bahn. An einem ganz bestimmten Punkt würde man unweigerlich zusammentreffen,
wenn beide Schiffe Kurs und Geschwindigkeit beibehielten.
Lautsprecher und Bildschirm bleiben stumm und dunkel. Der Springer beantwortete den Ruf nicht,
oder er hatte ihn nicht gehört, was angesichts der Umstände wenig wahrscheinlich schien. Ber-Ka
aber gab nicht so schnell auf.
»Rufen Sie weiter!« befahl er dem Funkoffizier. »Fügen Sie hinzu, daß wir um eine Unterredung
bitten.«
Das war gegen jede Vorschrift. Eine Unterredung mit dem Feind herbeizuführen, überstieg die
Kompetenzen eines kleinen Kreuzer-Kommandanten bei weitem. Ber-Ka wußte das, aber es war ihm
gleichgültig. Er hegte einen unbestimmten Verdacht und wollte wissen, ob sein Gefühl ihn trog
oder nicht. Das war ihm das Risiko wert.
Er ahnte nicht, daß er sich anschickte, Geschichte zu machen, aber ebensowenig ahnte er, wer
der Kommandant des fremden Schiffes war.
Als die ersten Schiffe der Springer die obersten Schichten der Atmosphäre von
Beteigeuze III durchstießen, befahl Al-Khor den Gegenangriff.
Überall öffneten sich schwere Metallklappen, und die Läufe der Impulskanonen glitten aus dem
Boden, um sich gegen den Himmel zu richten. Unterplanetarische Hangars gaben die wartende Flotte
frei, die auf ein Kommando senkrecht nach oben stieß und sich dem Angreifer stellte.
Eine ausgedehnte Schlacht begann.
Al-Khor saß tief unter der felsigen Oberfläche und lauschte den Berichten. Er zog eine bittere
Miene, wenn er von den Verlusten hörte, die der Angreifer ihnen zufügte, aber sein Gesicht
erhellte sich immer wieder, wenn er von der Vernichtung eines feindlichen Schiffes erfuhr.
Trotzdem konnte es ihm nicht verborgen bleiben, daß es nur eine Frage der Zeit war, bis es den
Springern gelang, mit Hilfe einer Arkon-Bombe den dritten Planeten zu zerstören.
Es begann ihn zu wundern, daß es noch nicht geschehen war.
»Verbindung mit Topsid!« brüllte er durch den dämmerigen Raum, als in der Nähe eine heftige
Detonation spürbar wurde und die Hauptlichter erloschen. »Den Diktator! Schnell, ehe es zu spät
ist!«
Eine Weile war es still, dann kam die Stimme des Cheffunkers: »Energie ausgefallen. Wir
versuchen es mit dem Notaggregat.«
»Ich warte!« rief Al-Khor zurück.
Dann stützte er das Haupt in die beinahe menschlich wirkenden Hände und dachte an den sicheren
Tod, der ihn erwartete, wenn die Springer siegreich sein sollten.
Aber – war es denn seine Schuld, wenn ihm nicht genügend Schiffe zur Verfügung standen?
Hatte er den Diktator nicht gewarnt und ihn gebeten, die Springer nicht zu unterschätzen?
Und nun, da er recht behielt, sollte er dafür sterben?
Al-Khor richtete sich auf. In seinen Augen begann es gefährlich zu glimmen.
Er dachte nicht daran.
Lieber ergab er sich den Angreifern.
Nun, das war eine Entscheidung, die noch ein wenig Zeit hatte.
»Verbindung mit Topsid!« rief der Funker. »Schalten Sie Ihre Anlage ein, Al-Khor!«
Al-Khor schrak zusammen. Für eine Sekunde schwankte er, was er tun sollte, aber dann entschied
er sich. »Hier Al-Khor, Lyrad drei. Der Angriff der Springer hat begonnen, Diktator. Der Gegner
ist übermächtig. Ohne Hilfe von Topsid sind wir verloren.«
»Dann kämpft«, sagte der Diktator kalt. Sein Gesicht stand starr und unnahbar auf dem Schirm.
Kalte Augen sahen Al-Khor an, als könnten sie dessen geheimste Gedanken erraten. »Ich werde noch
weitere zweihundert Schiffe schicken, aber nicht ein einziges mehr. Kämpfe und siege, Al-Khor!
Oder – kehre besser niemals
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