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Silberband 007 - Atlan

Titel: Silberband 007 - Atlan Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Perry Rhodan
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des Universums: die Erde.

Teil II
Der Einsame der Zeit

10.
    Das Flüstern wurde zum lauten Gelächter. Jemand erklärte, ein solcher Unsinn sei
ihm noch nie unter die Augen gekommen.
    Eine dunkle Frauenstimme fiel ein. Das Gelächter erstarb abrupt.
    »Wie bitte?« fragte ein Mann bestürzt. »Sie wollen behaupten, das entspräche auch nur
annähernd der Wahrheit?«
    Ärger lag in der Stimme der Frau. Dann kam wieder das dröhnende Lachen. Es konnte nur Hiob
sein. Niemand lachte so laut über irgendwelche Nichtigkeiten wie Hiob Malvers.
    »Quatsch«, stellte eine andere Stimme sachlich fest. »Halluzinationen, oder was weiß ich. Man
wird sie zur Landung gezwungen haben. Ihr wißt doch alle, wie das drüben gemacht wird,
oder?«
    Hiob ließ sich wieder vernehmen. Er lachte wieder. Hätte er doch nur einmal sein unmotiviertes
Lachen unterdrücken können.
    Ich hatte ihn nie leiden können, jetzt aber noch viel weniger. Er war ein kleiner, rundlicher
Typ mit rosigen Wangen und kalten Augen. Wenn in meiner Abteilung etwas schiefging, steckte
garantiert Hiob Malvers dahinter.
    »Ruhe«, sagte ich wütend, »zum Teufel, haltet endlich Ruhe. Es kann uns vorerst gleichgültig
sein, ob die Landung freiwillig erfolgte oder nicht.«
    »Sicher«, brummte Billy Plichter. »Okay, fangen wir an. Wie war das nun, Olaf? Wieso muß die
neue Teftris-Gleichung generell unrichtig sein? He, Olaf, was ist denn? Olaf, he, Sie meine ich!
Olaf, warum stimmt die Gleichung nicht? Olaf – Olaf – Olaf …«
    Der Ruf wurde lauter. Mir war, als begännen winzige Glocken in meinem Schädel zu schwingen.
Ich hörte mich antworten, und doch sprach ich nicht.
    Olaf – das war ich. Es war ganz zweifellos mein Name, der da immer wieder und in stetig
steigender Lautstärke gerufen wurde. Ich fühlte, daß die Schmerzen in meinem Kopf stärker wurden.
Billy Plichter war erbarmungslos in seinem Drängen. Dabei hatte ich die Ruhe verdient, sicher
sogar.
    Jemand begann zu sprechen. Es dauerte eine Weile, bis ich die Worte erfaßte. Sie kamen aus
meinem Mund. Ich hätte lachen mögen, doch da brandete der ziehende Schmerz auf.
    Dicht neben mir zischte etwas. Das kurze Ziehen in meinem Oberschenkel verging sofort. Wohlige
Wärme durchrieselte meinen Körper, und ich wunderte mich über den Arzt, der mir in Gegenwart
anderer Personen eine Injektion verabreichte.
    Ich schämte mich. Da war doch ›Willy‹ Fergusen im Raum. Wie konnte man mir vor ihren Augen
eine Hochdruckspritze geben? Sicherlich hatte man meinen Oberschenkel entblößen müssen.
    Vor meinen Augen wallten feurige Nebel. Die Schmerzen in meinem Gehirn wurden zu einem dumpfen
Pochen. Es war kaum noch auszuhalten.
    Als mein klares Sehvermögen zurückkehrte, wußte ich plötzlich, daß ›Willy‹ Fergusen doch nicht
im Zimmer sein konnte. Hiob lachte schon wieder, aber auch er war nicht wirklich da. Dicht vor
mir leuchtete der große Bildschirm in strahlender Helligkeit.
    Verwundert sah ich zu dem farbigen Bild hinüber. Meine Mitarbeiter unterhielten sich über
Dinge, die mir sehr wohl bekannt waren. Ich weilte mitten unter ihnen, und trotzdem lag ich
hier.
    Das scharfe Bild verflimmerte plötzlich. Eine moderne Uhr mit Jahresskala erschien auf dem
Schirm. Jemand verkündete feierlich: »Die Zeit ist um, Gebieter.«
    Wann hatte man mich wohl zum letztenmal ›Gebieter‹ genannt? Mühsam drehte ich den Kopf.
    »Wie bitte?« fragte ich mit schwerer Zunge.
    »Die Zeit ist um, Gebieter«, drang die gleiche Stimme an mein Ohr. Diesmal klang sie nicht
mehr so feierlich, sondern mehr metallisch.
    Ricos Plastikgesicht hatte sich verbindlich gefaltet. Er lächelte. Ich blinzelte zu ihm
hinauf, bis ich seine starren Augen gefunden hatte.
    »Hallo«, sagte ich schwach, »ist da Rico?«
    »Das ist Rico, Gebieter. Die Zeit ist um. Ich war gezwungen, dich aufzuwecken. Genau
neunundsechzig Jahre, Gebieter.«
    Ich ärgerte mich über den devoten Ausdruck. Man sollte hochwertige Roboter nicht so schalten,
daß sie bei jeder Gelegenheit eine unterwürfig klingende Anrede gebrauchen. Wie war das aber mit
den erwähnten 69 Jahren gewesen?
    Der Gedanke ließ mich zusammenfahren. Es war so, wie es immer gewesen war: Die Erkenntnis kam
mit schmerzhafter Eindringlichkeit. Ich richtete mich auf.
    Rico griff sofort zu. Ich spürte den harten Stahl unter der elastischen Plastikverkleidung
seiner Hand. Ich stöhnte unterdrückt. Meine Gelenke schienen Rost angesetzt zu haben.

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