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Silberband 007 - Atlan

Titel: Silberband 007 - Atlan Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Perry Rhodan
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Schließlich
sah ich wieder zu der Uhr auf dem Bildschirm hinüber.
    »Nur neunundsechzig Jahre? Ich hatte für siebzig Jahre justiert. Was ist los?«
    Rico war so stur, wie es nur eine Maschine sein konnte.
    »Nun neunundsechzig Jahre, Gebieter«, erklärte er unbewegt. »Ich erhielt den Kommandoimpuls
vor genau sechsunddreißig Stunden, drei Minuten und achtzehn Sekunden.«
    Also hatte man diesmal rund 36 Stunden benötigt, um mich aus dem todesähnlichen Bio-Tiefschlaf
aufzuwecken.
    Viel zu lange! signalisierte mein Extrahirn. Dann fragte ich mich wieder, welcher
winzige Schaltfehler zu einer Zeitdifferenz von einem Jahr geführt hatte. Sicherlich war es meine
eigene Schuld. Es war damals alles so schnell gegangen; damals, als sie oben mit dem
atomaren Unfug begannen.
    Eine mechanische Sprecheinheit meldete sich. Ich fuhr wieder zusammen. Die Uhr verschwand vom
Bildschirm. Die Bildtonspule hatte ihren Zweck erfüllt. Leute von meiner Art benötigten im
Augenblick des Aufwachens akustische und optische Eindrücke aus der Zeit unmittelbar vor Beginn der biomedizinischen Einschlaf-Prozedur. Ich erinnerte mich, daß ich die vorsorglich
angefertigte Spule in die Zeitautomatik geschoben hatte.
    Hiobs aufdringliches Gelächter hatte mir gut geholfen. Wahrscheinlich wäre ich sonst nicht so
rasch munter geworden.
    Ricos runder Plastikschädel schob sich in mein Blickfeld. Er gehörte zu den wenigen Robotern,
die speziell für die Überwachung und Wartung der Kuppel-Maschinen konstruiert worden waren. Seine
Sprachbegabung war eine positronisch-logistische Spielerei mit einem ultraschnell arbeitenden
Auswertungssektor, der mathematische Ergebnisse in verständliche Laute umwandelte. Es war ein
Hilfsmittel zur Anreizung meiner nur langsam munter werdenden Sinne. Immerhin mußte ich
jetzt mit jemandem sprechen, auch wenn der Partner nur eine Maschine war. Ricos Sprachschatz war
ohnehin begrenzt.
    Rechts neben dem Ruhelager war die vom Zentralgehirn ferngesteuerte Aktivierungsdusche
aufgefahren. Der kleine Raum glich einem modernen Operationssaal, nur daß es hier keine Ärzte
gab. Die auf meine Körperzellen einwirkenden biochemischen Reizstoffe wurden teils eingespritzt,
teils in der Form variabler Strahlungen abgegeben. Über meinem Kopf lastete noch die glitzernde
Haube des Schwingungsgenerators, der mir wohl die ersten Sinneseindrücke vermittelt hatte.
    Ich blieb eine Stunde lang still liegen und dachte dabei über die Gründe nach, die mich zu
diesem Tiefschlaf verleitet hatten.
    Richtig – vor 69 Jahren, Anfang Juli 1971, hatten die Verantwortlichen der drei großen
Staatenblöcke die Nerven verloren. Ich war in meiner unterseeischen Kuppel verschwunden, als in
Asien die ersten Atomraketen starteten. Wahrscheinlich hatte ich es gerade noch geschafft, der
sinnlosen Vernichtung zu entgehen. Was war aber aus den vielen Menschen geworden? Die Vorstellung
um das Schicksal von Milliarden war zu grauenhaft, um kalt und nüchtern durchdacht zu werden. Ich
wußte in diesen Augenblicken nur, daß ich wahrscheinlich der letzte Mensch auf der Erde war.
    »Mensch!« Ich lachte bitter auf.
    Rico kam sofort näher. Wenn seine mechanischen Sehwerkzeuge Besorgnis verraten konnten, dann
taten sie es jetzt.
    Ich blieb still liegen und genoß die zugreifenden Weichplastik-Hände der vielarmigen
Massagemaschine. Die Knetkur war erforderlich, wenn ich meinen Körper wieder unter Kontrolle
bekommen wollte.
    Es dauerte nochmals einige Stunden, bis ich mich vom Lager erheben konnte. Ein Preßluftstrom
fauchte durch die feinen Poren des Schaumstoffs. Dort, wo ich im Lauf der 69 Jahre Vertiefungen
eingelegen hatte, entstand wieder eine glatte Oberfläche.
    Nackt, noch völlig geschwächt und von wirren Gefühlsstürmen geschüttelt, ließ ich mich von
Rico aus dem Schlafraum führen. Draußen, im freundlich eingerichteten Vorzimmer, war die
Farborgel in Tätigkeit getreten. Sinnesberuhigende Wellenmuster überfluteten die Wände. Die
zarten Klänge einer alten Komposition drangen wohltuend auf mich ein.
    Die wenigen Meter waren anstrengend. Seufzend ließ ich mich in die weichen Polster des
Vibratorsessels sinken, der die harte Knetmassage der Robothände wesentlich unaufdringlicher
fortsetzte.
    Rico reichte mir die ersten flüssigen Nährstoffe. Noch durfte ich meinem Magen keine festen
Substanzen anbieten. Überhaupt würde ich noch mindestens drei bis vier Tage benötigen, um wieder
einigermaßen fit zu

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