Silberband 007 - Atlan
meine Vergangenheit drohte mich zu
übermannen. Die Terraner besaßen alles, was ich brauchte, aber sie verweigerten mir die
Möglichkeit einer Heimkehr.
Ich versuchte logisch und unter Ausschaltung aller Emotionen nachzudenken. Konnte Rhodan es
von seinem Standpunkt aus überhaupt riskieren, mich nach Arkon fliegen zu lassen? Rhodan war
alles andere als gehässig. Ich mußte seine Gründe akzeptieren, wenn es auch schmerzlich für mich
war, vorerst Gefangener des Solaren Imperiums zu sein.
Nach achtstündigem Flug landeten wir auf dem Raumhafen von Terrania. Ich war wieder dort
angelangt, wo mein Abenteuer mit seiner entscheidenden Phase begonnen hatte. Die Terraner wollten
natürlich erfahren, wer ich wirklich war und was ich auf der Erde wollte. Es herauszufinden,
würde ich ihnen nicht leicht machen – das war sicher.
15.
Man hatte mir nahe beim Verwaltungszentrum von Terrania ein kleines Haus zur
Verfügung gestellt. Es gab weder vergitterte Fenster noch sonstige konventionelle Einrichtungen
zur Verhinderung einer Flucht.
Ich besaß sogar drei einwandfrei funktionierende Bedienungsroboter, die mir aber auch nicht
behilflich sein konnten, das Energiegatter meines ›Gefängnisses‹ zu überwinden.
Der strahlende Zaun war fünf Meter hoch. Ich konnte ihn weder überspringen noch beseitigen.
Die Energie- und Schaltstation lag außerhalb des ringförmigen Kraftfelds. Ich konnte das kleine
Umformerhäuschen mit dem Rundfeld-Projektor gut sehen, und doch war es für mich unerreichbar.
Wenn man mich durch eine schaltungstechnisch hergestellte Strukturlücke nach draußen führte,
waren wenigstens drei Männer der Abwehr dabei. Sie trugen Nervenwaffen von relativ harmloser,
aber schmerzhafter Wirkung. Ich hatte es während meiner Gefangenschaft noch nicht darauf ankommen
lassen, mit dem zuckenden Energieblitz eines Schockers in näheren Kontakt zu kommen.
Leutnant Gmuna, so etwas wie mein ständiger Begleiter, hatte eine scharfe Dienstpistole am
Gürtel der Uniformkombi hängen, als er mich am 16. Juni 2040, 8 Uhr früh, zum zweiundzwanzigsten
Psychoverhör abholte.
Sein offenes Gesicht war verkniffen. Unmut glomm in den dunklen Augen. Als er meinen
vorwurfsvollen Blick gewahrte, sagte er abweisend: »Ich führe nur Befehle aus, Admiral.«
Seitdem man wußte, daß ich ehemals als Chef einer arkonidischen Flotte fungiert hatte, nannte
man mich entweder ›Sir‹ oder ›Admiral‹. Ich überlegte bereits seit einigen Tagen, worin dabei der
psychologische Trick lag. Ob sie wirklich glaubten, sie könnten mich damit auf ihre Seite
ziehen?
Auf den Titel legte ich keinen sonderlichen Wert. Es war lange her, seitdem ich einen
schlagkräftigen Verband des arkonidischen Kolonisations-Kommandos geführt hatte. Ich durfte nicht
daran zurückdenken, ohne innerlich zu verzagen. Die Wehmut blieb ohnehin.
»Welche Befehle, Gmuna?« erkundigte ich mich.
»Das mit der Impulswaffe«, sagte er ärgerlich. »Es ist ein neuer Mann angekommen. Ihr
Begleitoffizier hat von nun an einen Strahler zu führen.«
Er musterte mich von oben bis unten. Es dauerte eine Weile, bis sich seine Miene lockerte. »Na
ja, nichts zu machen. Kommen Sie jetzt nur nicht auf die dumme Idee, davonrennen zu wollen. Das
ist Ihnen einmal gelungen.«
»Da war ich unsichtbar«, betonte ich.
»Sie sind für eine korrekte Klarstellung, wie?«
Ich nickte und bemühte mich, die in mir bohrende Unruhe nicht zu zeigen.
Der Leutnant riß die Tür des schmucklosen Dienstwagens auf. Ich setzte mich auf die reichlich
harte Mittelbank. Gmuna nahm neben dem Fahrer Platz. Hinter mir drohten die schweren
Schockstrahler der beiden Begleitsoldaten. Es war wahrlich eine würdige Eskorte für einen
ehemaligen Admiral, der es längst aufgegeben hatte, an die große Vergangenheit zu denken.
Während der vergangenen 21 Verhöre hatte man mir unwiderlegbar bewiesen, daß die in der
Enzyklopaedia Terrania enthaltenen Angaben über die Arkoniden der Wahrheit entsprachen. Demnach
war mein ehrwürdiges Volk geistig und körperlich degeneriert und lebensuntüchtig geworden. Wieso
das in so relativ kurzer Zeit geschehen konnte, war mir rätselhaft.
Die Männer der Solaren Abwehr hatten es jedenfalls verstanden, meinen aus der Überlegenheit
entspringenden Hochmut zu brechen. Meinen Stolz hatten sie mir nicht nehmen können. Schließlich
hatte auch ein Perry Rhodan von Wissenschaftlern meines Volkes nur gelernt. Wäre unser
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