Silberband 008 - Festung Atlantis
machten.«
Man sah Flaring an, daß er noch längst nicht überzeugt war.
»Erklären Sie mir«, bat er, »welches Interesse Ihr Volk an den Vorgängen auf Mirsal haben
könnte. Sie geben selbst zu, daß Sie zweimal in solchen Situationen steckten, in denen meine
Landsleute spurlos verschwanden, und verschont wurden. Wenn sich diese Angriffe nicht gegen Sie
richten, warum kümmern Sie sich dann darum?«
Rous begann zu grinsen.
»Das ist sehr schlau gefragt«, gab er zu. »Glauben Sie nicht, daß wir es nur aus Nächstenliebe
tun. Auf der dritten Welt dieses Systems hat es einige von uns erwischt. Grundsätzlich aber sind
wir über die Gefahr von einem mächtigen Robotgehirn informiert worden.«
»Ja«, antwortete Flaring abwartend.
»Gut. Obendrein, sind wir hilfsbereit. Wenn wir etwas dafür tun können, daß die Unbekannten
Sie nicht weiter angreifen, dann wollen wir es tun. Dazu ist es allerdings erforderlich, daß Sie
uns keine Hindernisse in den Wege legen.«
Er sah Flaring dabei auffordernd an. Flaring zögerte eine Weile, dann antwortete er: »Ich bin
nicht befugt, in diesem Sinn eine Entscheidung zu treffen. Ich werde vortragen müssen, was ich
gehört habe, und eine höhere Instanz wird daraufhin entscheiden. Das einzige, was ich zu Ihrer
Erleichterung tun kann«, dabei lächelte er ein wenig, »ist, Sie ohne Aufsicht zu lassen. Wollen
Sie mir versichern, daß Sie die Stadt nicht verlassen?«
Rous hob die rechte Hand. »Das versichere ich Ihnen.«
»Gut. Dann will ich Sie so schnell wie möglich wissen lassen, wie man entschieden hat.«
Er verabschiedete sich höflich. Auch von seinen Männern ging keiner hinaus, ohne die Fremden
zu grüßen.
Draußen sank der Abend über die Stadt. Es wurde finster. Nirgendwo brannte Licht. Die Polizei
hatte anderes zu tun, als ihre Leute in die Kraftwerke zu kommandieren.
Lloyd und Rosita hatten sich auf ihre Zimmer zurückgezogen. Rous verfaßte im Schein
einer Notbeleuchtung einen gerafften und kodifizierten Bericht über die bisherigen Erlebnisse auf
Mirsal, den er an die DRUSUS durchgeben wollte.
Der Bericht enthielt auch das Ergebnis der Verhandlung mit Flaring. Rous bat Rhodan um
Zustimmung zu dieser Weise des Vorgehens.
Als der Bericht fertig war, bestand er – im Klartext aus rund dreitausend Worten
zusammengesetzt – nur noch aus einer Reihe von winzigen Löchern in einer Plastikschablone,
die so klein war, daß man sie bequem in der Hand verbergen konnte.
Rous machte sich auf den Weg zu Lloyd, der den Mikrokom in der Tasche hatte. Dabei durchquerte
er Rositas Zimmer. Rosita stand am Fenster und starrte in die Nacht hinaus. Sie wandte sich nicht
um, als Rous eintrat, aber Rous hörte sie sagen: »Es ist alles so entsetzlich still.«
Rous trat neben Rosita ans Fenster. Es war nichts zu sehen – nicht einmal die Front des
gegenüberliegenden Hauses.
Rund anderthalb Millionen Mirsalesen waren diesem zweiten Anschlag des unsichtbaren Feindes
zum Opfer gefallen. Diese Zahl hatte Flaring angegeben.
Anderthalb Millionen Personen waren im Lauf weniger Minuten von der Oberfläche dieser Welt
spurlos verschwunden.
Warum? Wozu?
In Rous stieg Wut auf, als er daran dachte.
»Warte!« knirschte er. »Wir werden sie fassen!«
Rosita gab keine Antwort. Rous trat vom Fenster zurück und ging zu Lloyds Tür hinüber.
Als er sie öffnete, drang ihm heller Lichtschein entgegen. Rous war eine Weile geblendet, dann
stellte er fest, daß die Helligkeit Lloyds Zimmer nahezu gleichmäßig erfüllte und aus allen
Richtungen gleichzeitig zu kommen schien. Es war, als sei er aus einem verdunkelten Zimmer in ein
anderes gekommen, das durch Fenster von allen Seiten her das helle Sonnenlicht in sich
aufnahm.
Auch Rosita war aufmerksam geworden, als der Schein durch die Tür fiel.
Lloyd stolperte irgendwo in der Helligkeit umher und war offenbar sehr beschäftigt.
»Was ist das?« rief Rous. »Was haben Sie angestellt?«
Lloyd blieb stehen.
»Vorläufig weiß ich es selber noch nicht«, antwortete er ein wenig mürrisch. »Ich habe ein
bißchen herumgebastelt – und plötzlich kam das Licht.«
»Woran haben Sie herumgebastelt?«
»Am Schirmfeldgenerator.«
Rous war sprachlos. In Lloyds Taschen gab es eine Menge Dinge, mit denen man Licht erzeugen
konnte – auch die Notbeleuchtung, mit deren Hilfe er die Berichtsschablone an die DRUSUS
abgefaßt hatte, stammte aus Lloyds Tasche. Aber von allen Dingen war der
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