Silberband 008 - Festung Atlantis
dem einzig richtigen Weg. Ich sah nun ein, daß meine ehemaligen
Fluchtbestrebungen nicht nur närrisch, sondern auch sehr gefährlich gewesen waren.
Nach den Vorführungen hatte mich Rhodan in die große Kabine geleitet, in der ich mich jetzt
noch aufhielt. Die Maschinen der DRUSUS waren längst abgeschaltet worden. Wir standen ohne Fahrt
im interstellaren Raum.
Ich wußte nicht, worauf Rhodan eigentlich wartete. Sicherlich hing es aber mit jener Notlage
zusammen, die er nicht näher beschrieben hatte.
Ich blickte auf die Uhr. Während meiner Grübeleien waren vier Stunden vergangen. Es wurde
allmählich Zeit, daß ich zu mir selbst zurückfand. Als ich auf den Knopf der Bildsprechverbindung
drückte, gab es für mich keinen Zweifel mehr, daß ich nun zu den Terranern gehörte. Wenn ich
etwas für mein eigenes Volk tun wollte, mußte ich vorbehaltlos zu Rhodan und den Menschen halten.
Nur mit deren Hilfe konnte es möglich sein, den Robotregenten in die Schranken zu weisen.
Auf dem Interkomschirm meiner Kabine erschien das breitflächige Gesicht des Ersten
Offiziers.
Ich trat dichter vor die Aufnahmeoptik. »Sikermann, würden Sie sich erkundigen, ob Perry
Rhodan abkömmlich ist?«
Er runzelte die Stirn. Offenbar wunderte er sich, daß ich seinen Namen behalten hatte. »Er
erwartet Sie bereits. Sie sollen noch über einige Dinge informiert werden.«
Ich fühlte meine Augen feucht werden; ein Zeichen der Erregung.
»Lieber nicht«, wehrte ich mutlos ab.
»Es geht nicht um Arkon, sondern um die Vorfälle während der letzten Monate. Wir nehmen an,
Sie interessieren sich dafür.«
Die Lethargie fiel von mir ab. Das hörte sich schon besser an. »Wo kann ich Rhodan
finden?«
»Ich lasse Sie abholen.«
Der Bildschirm verdunkelte sich. Minuten später meldete sich ein junger, dunkelhaariger
Leutnant.
»David Stern?« sprach ich ihn an. Er war verblüfft. Die Röte der Verlegenheit schoß in sein
Gesicht. Ich freute mich über mein fotografisches Gedächtnis.
»Ja – jawohl. Ich habe den Auftrag erhalten, Sie …«
»Ich weiß, vielen Dank«, unterbrach ich ihn. »Gehen wir? In diesem Labyrinth von Gängen, Sälen
und Zwischenetagen kann man sich ja verirren.«
»Als ich hier einstieg, bin ich darin beinahe verhungert«, sagte er treuherzig.
Ich schmunzelte.
Stern brachte mich in nur fünf Minuten hinauf zum Informationsraum. Er lag direkt hinter der
Zentrale.
Rhodan war schon da. Einige Offiziere des Schiffes nickten mir zu. Sie waren längst nicht mehr
so förmlich wie noch wenige Stunden zuvor.
Rhodan musterte mich prüfend. Mein schwaches Lächeln schien ihm zu genügen.
»Wieder in Ordnung, Gladiator?« fragte er.
Ich nickte.
»Nimm Platz und sieh dir an, was wir mittlerweile entdeckt haben«, forderte Rhodan mich auf.
»Kannst du dir vorstellen, daß es irgendwo eine fremde Macht gibt, die ganze Planeten
entvölkert?«
Ich glaubte, nicht recht gehört zu haben. »Entvölkert?« wiederholte ich.
Er nickte nachdenklich. Zwischen seinen Augenbrauen entstand eine scharfe Falte. »Es klingt
seltsam, ich weiß. Ich hatte mich mit einem Sendboten des Robotregenten auf dem dritten Planeten
der Sonne Mirsal verabredet. Sie steht im Zentrum der Milchstraße, 14.480 Lichtjahre von der Erde
entfernt. Ich konnte unsere galaktische Position weiterhin verschleiern. Niemand ahnt, wo Terra
zu finden ist.«
»Ein Grund mehr, mich nicht nach Arkon fliegen zu lassen, was?« warf ich mit leichter Ironie
ein.
»Stimmt«, bestätigte er offen. »Einmal werden wir aber trotzdem entdeckt werden. Zur Zeit geht
es jedoch um die Planeten des Sterns Mirsal. Als wir dort ankamen, fanden wir Nummer drei
entvölkert vor. Sämtliche nichtorganischen Dinge waren unangetastet, nur die menschenähnlichen
Intelligenzen und Tiere waren verschwunden. Wir verloren ein Beiboot mit Besatzung. Wir wissen
noch nicht, mit wem wir es zu tun haben. Planet Mirsal zwei wurde ebenfalls angegriffen. Wir
erlebten, wie die dortigen Intelligenzen praktisch vor unserer Nase verschwanden, um sich in
nichts aufzulösen. Der Robot war von diesen Geschehnissen so beunruhigt, daß er mir die
Befehlsgewalt über sein neues Superschlachtschiff ARC-KOOR übertrug. Wir waren hilflos. Nicht
einmal die Mutanten konnten die Sachlage klären. So blieb mir keine andere Wahl, als möglichst
viele Mirsalesen an Bord zu nehmen und fluchtartig zu starten. Ich habe die Evakuierten auf Arkon
ausgeladen. Das ist die Situation,
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