Silberband 008 - Festung Atlantis
eingenommen. Er
nickte kurz. Dann lauschte er wieder auf die Meldungen aus den einzelnen Zentralen.
Ich war natürlich auch der Meinung, mit dem Phantom schnell fertig werden zu können.
»Kreuzverband zehn Grad Untergravo zur Ekliptik einschwenken«, ordnete ich an. »ASSOR und
PAITO Keilangriff. TOSOMA direkt frontal mit Vorhalt für zweieinhalb Prozent Unterlicht,
Manuellfeuer. Fertig? Los!«
Vom atomaren Lohen vor den Mündungen unserer Impulskanonen konnte ich nichts sehen. Der
materielose Raum machte die lichtschnellen Schußbahnen nicht sichtbar.
Wohl aber vernahm ich das fürchterliche Dröhnen innerhalb der Kugelzelle. Die Automatik des
Sicherheitssessels stülpte mir den gepolsterten Gefechtshelm über den Schädel. Wir schalteten um
auf bildlosen Sprechfunkverkehr.
Von nun an konnte man meine Anordnungen überall im Schiff hören. Die Vermittlungszentrale lag
auf Hyperfunkwelle unter Rafferkode. Alle Befehle wurden in Sekundenbruchteilen verschlüsselt,
umgeformt und abgestrahlt. Die Kommandanten hörten direkt mit. Eine Verzögerung erfolgte nur
durch die von den Chiffreautomaten benötigte Arbeitszeit. Es handelte sich um etwa ¹⁄₁₀
Sekunde.
Ich wartete auf die Treffermeldung. Einer von uns mußte den Fremden ja erwischen.
Ein Aufschrei dröhnte aus den Lautsprechern hervor, als wäre er nochmals zusätzlich verstärkt
worden.
Ich fuhr aus meinem Gefechtssessel auf. In der Zentrale der TOSOMA hatten erfahrene Offiziere
aus den Abwehrschlachten im Nebelsektor den Kopf weit nach hinten gelegt, um ungläubig und wie
gebannt auf die Galerie der rundum angebrachten Bildschirme zu blicken.
Es war aber nichts zu sehen. Der Gegner stand zu weit entfernt, und die Sonne des Larsaf war
zu schwach, um auf der Panzerzelle des unbekannten Schiffes leuchtende Reflexe zu erzeugen.
Wir schossen immer noch, aber eine Erfolgsmeldung kam nicht durch. Nur der Schwere Kreuzer
IGITA unter dem besonnenen Kommandanten Cerbus gab bekannt, das geortete Objekt sei scharf
abgeschwenkt, um den Energiesalven zu entgehen.
Wir erfuhren nicht, was der Aufschrei zu bedeuten hatte, bis die Robotauswertung der
Funkzentrale in maschineller Nüchternheit durchgab: »Besatzung Leichter Kreuzer MATATO
ausgefallen, Funkstille, Schiff unversehrt, bleibt auf Trefferkurs, spricht nicht mehr an auf
Sammelschaltung, Ende.«
Wieso konnte der Kreuzer unbeschädigt sein, wenn seine Mannschaft ausgefallen war? Außerdem
lag das Schiff noch auf Trefferkurs, also weiterhin in Zielanflug auf etwa zehn Grad.
Während ich noch krampfhaft überlegte, meldete der Schlachtkreuzer PAITO unter Kapitän Inkar,
das fremde Objekt sei plötzlich verschwunden. Wahrscheinlich wäre es in die Transition gegangen.
Dagegen sprach aber die Tatsache, daß die leistungsfähigen Strukturorter meines Flaggschiffs kein
Sprunggeräusch aufgenommen hatten. Bei der nahen Entfernung von bestenfalls drei Millionen
Kilometern war es praktisch ausgeschlossen, eine noch so schwache Transition zu überhören. Eine
Krümmungserschütterung ließ sich nicht verheimlichen.
Als wir kein Ziel mehr fanden, brach ich das einseitige Gefecht ab und befahl, den planlos
weiterrasenden Kreuzer MATATO mit einem Bergungsstrahl einzufangen.
Der ganze Verband flog ein kompliziertes Anpassungsmanöver, das fast zwei Stunden
beanspruchte. Anschließend hatten wir das nur einhundert Meter große Kugelschiff in den
Traktor-Zugstrahlen. Die MATATO kam immer näher an das Flaggschiff heran.
Während des eigenartigen Gefechtes hatten wir unseren ehemaligen Kurs verlassen. Der zweite
Planet war nur noch als blasses Scheibchen zwischen den dünngesäten Sternen dieses
Milchstraßensektors zu sehen.
Als der Kreuzer endlich an unsere Breitseite gefesselt war, meldete sich der Kommandierende
Offizier des Bergungskommandos.
Leutnant Cunór blickte erstaunt auf meinen leichten Raumanzug. Ich klappte soeben den Helm
über den Kopf und regulierte die Sauerstoffversorgung ein.
»Du gehst mit, Erhabener?« erkundigte er sich verwirrt.
»Allerdings«, wies ich ihn knapp zurecht. »Bist du soweit?«
Fünfzehn Minuten später öffneten wir die untere Luftschleuse des Leichten Kreuzers, dessen
Besatzung auf keinen Funkanruf mehr antwortete.
Wir stiegen mit fünfzig Mann ein. Ich hatte meine Waffe schußbereit in den Händen. Kapitän
Tarts war entgegen meiner Anordnung ebenfalls mitgekommen. Ich hörte seine schweren Atemzüge im
Lautsprecher meines Helmgeräts.
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