Silberband 009 - Das rote Universum
müßten hier ankommen und von Ihnen
aufgefangen werden.«
»Ich spüre aber nichts«, entschuldigte sich Marshall. »Ich kann es nicht erklären, aber Gucky
schweigt.«
»Angenommen, Gucky wäre tot, so müßte doch zumindest Harno senden.«
Bully saß im Hintergrund. Bei Rhodans Worten sah er kurz auf und suchte Rhodans Blick. Die
plötzliche Sorge, seinem kleinen Freund könnte etwas zugestoßen sein, schien ihn um Jahre älter
werden zu lassen. Die wirkliche Zuneigung der beiden Streithähne zueinander wurde nur in solchen
Situationen offenbar.
»Harno kann denken, ohne daß Impulse seinen Körper verlassen«, erinnerte Marshall. »Aber wenn
die Lage besorgniserregend wäre, würde er senden. Es kann sich also nur um eine Art Sperre
handeln, durch die telepathische Impulse nicht mehr zu dringen vermögen.«
»Eine Blockade?« fragte Rhodan gedehnt. »Das ist natürlich auch möglich. Fragt sich nur, ob
diese Blockade künstlich erzeugt wurde oder ob sie natürlichen Ursprungs ist.«
Sikermann kam in die Zentrale. Er hatte einige Stunden geruht und kehrte nun an seinen Posten
zurück. Er ließ sich in seinem Sitz nieder und fragte: »Kommen Sie eigentlich ewig ohne Schlaf
aus?«
Rhodan ging auf die Frage nicht ein. »Gucky meldet sich nicht mehr.«
Sikermann machte ein besorgtes Gesicht. Er hatte geglaubt, der Mausbiber wäre schon wieder
zurück. »Vielleicht haben sie ihn erwischt.«
»Einen Teleporter, Sikermann? Das ist fast ausgeschlossen.«
Bully stand auf. Seine Stimme zitterte ein wenig, als er sagte: »Wir sollten die Druuf nicht
unterschätzen, Perry. Es kann doch sein, daß sie über Hilfsmittel verfügen, von denen wir keine
Vorstellung haben. Sie drangen schon vor zehntausend Jahren in unsere Galaxis ein.«
»Vor zwei Monaten – ihrer Zeitrechnung nach. Da können sie nicht viel hinzugelernt
haben.«
»Sie wußten schon vorher allerhand.« Bully schwieg einen Augenblick, dann sagte er
entschlossen: »Ich möchte in die Stadt gehen und nachsehen, was geschehen ist.«
Rhodan schüttelte den Kopf. »Das wirst du schön lassen, mein Freund.«
»Aber wenn Gucky …«
»Die Druuf dürfen auf keinen Fall wissen, daß wir Mutanten haben. Gucky wird sich selbst aus
der Klemme befreien, in die er vielleicht geraten ist. Wir können nur abwarten.« Zu Marshall
gewandt, fuhr er fort: »Achten Sie auf jeden telepathischen Impuls. Einmal müssen die beiden sich
ja melden. Oder wenigstens unser unbekannter Freund, der geheimnisvolle Druuf.«
Schweigend und in gedrückter Stimmung warteten sie weiter.
Es sah ganz so aus, als hätten Gucky und Harno ihr Ziel verfehlt.
Der Mausbiber materialisierte in einem hohen, gewölbten Saal, dessen Abgrenzungen durch eine
verwirrende Anzahl von Maschinen und andere technischen Einrichtungen verdeckt wurden. Überall
standen schwere Metallblöcke und summende Generatoren, versperrten Werkbänke und Schalttafeln die
Aussicht und führten zwischendurch Gänge zu unbekannten Zielen.
In der Luft war ein eigenartiges Vibrieren.
Dann erblickte Gucky den Druuf.
Der Koloß stand vor einer riesigen Instrumententafel und betrachtete sinnend die tanzenden
Zeiger auf den Skalen. Dicht daneben flimmerten Bildschirme. Lämpchen glühten in verschiedenen
Farben auf und erloschen genauso schnell wieder.
Das ist er! dachte Gucky und ließ Harno los. Die Kugel erhob sich langsam und schwebte
zur Decke empor. Unauffällig verharrte sie hier neben einer blitzenden Leitung, die von der
Schalttafel aus in den Hintergrund des Saales führte.
Ich empfange seine Impulse, dachte Harno zurück. Nichts deutet darauf hin, daß er
unser Freund ist.
Das stimmte, mußte Gucky zugeben.
Der Druuf an der Tafel beschäftigte sich mit einem wissenschaftlichen Problem, von dem Gucky
nicht das geringste verstand. Der Druuf war ein Forscher, der das Wesen der Zeit zu erfassen
versuchte.
Gucky hatte den unbekannten Helfer in der Gestalt eines Druuf nur ein einziges Mal gesehen,
aber wer konnte schon das eine dieser Wesen vom anderen unterscheiden?
Immerhin kam Gucky das Labor bekannt vor. Aber konnte es nicht Hunderte der gleichen Art
geben? Er gab sich einen Ruck und trippelte von hinten an den Druuf heran.
Wie sollte er sich verständlich machen? Zwar konnte er die Gedanken des anderen empfangen und
verstehen, aber die Druuf waren keine Telepathen. Die Unterhaltung würde somit sehr einseitig
ausfallen – wenn es überhaupt zu einer solchen kam.
Gucky
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