Silberband 009 - Das rote Universum
wollte.
»Es ist am besten, wir fangen gleich an«, meinte er deshalb. »Wir haben nur noch ein paar
Minuten Licht.«
Sie stellten den Störsender und den Sperrfeldgenerator in der Nähe des Höhleneingangs auf, den
Sender etwa zehn Meter vom Generator entfernt, so daß die beiden Geräte sich nicht etwa durch
Streueffekte gegenseitig beeinflussen konnten.
Inzwischen hatte Leutnant Tompetch den Posten am Ortergerät übernommen, während Reginald Bull
als Verbindungsmann ebenfalls außerhalb des Sperrschirms blieb. Innerhalb des Schirmes postierte
sich Captain Gorlat am Rand des Loches, während Rhodan und dem Arkoniden die Aufgabe vorbehalten
blieb, sich mit der Solitude-Intelligenz in Verbindung zu setzen.
Voller Spannung und ohne auf den Arkoniden zu warten, drang er unten im Stollen bis zu dessen
Mündung vor und fand dahinter einen Raum, der dem, den sie in der Nähe des ersten Lagerplatzes
entdeckt hatten, bis aufs Haar glich. Während Atlan hinter ihm hergekrochen kam, sprang Rhodan
bereits aus dem Stollen hinunter, blieb vor den Kästen stehen und empfand nach ein paar Minuten
den gleichen Kopfschmerz, der ihn beim erstenmal auf den Gedanken gebracht hatte, der Raum müsse
ein denkendes Wesen beherbergen.
Er stellte das Speichergerät und den Zeitraffer auf dem vordersten Kasten auf und schaltete
sie so, daß der Speicher die vom Telepathieverstärker gelieferten Impulse aufsammelte und den
fertigen Gedanken über den Zeitraffer wiedergab. Dabei vertauschte er Ein- und Ausgang des
Zeitraffers miteinander, so daß das Gerät anstatt als Raffer nun als Zeitlupe wirkte, die die
Geschwindigkeit des Gedankenablaufs an die fremde Eigenzeit der Solitude-Intelligenz anpaßte.
Erst als er sich davon überzeugt hatte, daß die Geräte einwandfrei funktionierten, stülpte er
sich den Metallbügel des Telepathieverstärkers über den Kopf und bemühte sich, den Gedanken zu
formulieren: »Wir sind Freunde! Wir bringen Hilfe!«
Er fand es schließlich leichter, die Worte gleichzeitig auszusprechen, und Atlan, der
inzwischen ebenfalls aus dem Stollen heruntergekommen war und sich an einer der Seitenwände zu
schaffen machte, drehte sich erstaunt um.
Rhodan zog den Bügel wieder ab.
»Bis es das verstanden hat«, sagte er, »ist wenigstens eine Stunde vergangen.«
»Dann hast du Zeit, mein Freund, dir das hier anzusehen«, antwortete Atlan und winkte mit der
Hand. »Komm her, ich glaube, ich habe etwas Interessantes gefunden.«
Rhodan wand sich unter herabhängenden Drähten und zwischen dicht beieinanderstehenden Geräten
hindurch und sah, als er neben dem Arkoniden stand, einen kleinen Kasten, etwa von der Größe
einer Hausapotheke, an der Wand hängen und einen einzelnen Draht in der Seitenwand des Kastens
enden. Er verfolgte den Lauf des Drahtes und entdeckte, daß er aus einem Gerät hervorkam, das
lediglich aus zwei Spulen bestand, von denen die eine sehr dicht, die andere ziemlich locker mit
Draht bewickelt war.
»Nein!« sagte er ungläubig, aber mit Nachdruck. »So einfach kann es doch nicht sein!«
»Ich wette trotzdem, daß in diesem Kasten«, dabei tippte Atlan gegen die ›Hausapotheke‹, »die
Bombe steckt.«
Rhodan nahm das Zwei-Spulen-Gerät ein zweites Mal in Augenschein. Bei näherer Betrachtung
konnte man nicht daran zweifeln, daß es eine Art Funkeninduktor war – ein Mechanismus also,
der niedergespannten Wechselstrom in hochgespannten transformierte, wobei die Funkenstrecke in
die Sekundärleitung eingebaut war. Die Primärspule wiederum bezog den Strom aus einem kleinen
Generator, und der Generator wurde durch das zweizackige Hyperfunksignal in Bewegung gesetzt.
Die Funkenstrecke lag inmitten des Sprengstoffs, und dieser war in dem kleinen Kasten an der
Wand untergebracht. Es genügte also, eine der beiden Leitungen an einer Stelle zu unterbrechen,
um die Bombe unwirksam zu machen. Rhodan griff nach dem dünnen Draht, der vom Generator zur
Primärspule des Funkeninduktors führte, und riß ihn ab.
»So«, sagte er gutgelaunt. »Das hätten wir auch geschafft.«
Im selben Augenblick erlosch abrupt der dumpfe Kopfschmerz, den er bisher ohne Unterbrechung
empfunden, aber fast schon nicht mehr wahrgenommen hatte. Verwirrt glaubte er eine Zeitlang, das
Abreißen des Drahtes hätte irgendeine Lebensfunktion der Solitude-Intelligenz gestört. Aber dann
kam ihm zu Bewußtsein, daß das Solitude-Wesen ganz selbstverständlich aufhört, Gedanken
Weitere Kostenlose Bücher