Silberband 009 - Das rote Universum
Rhodan
abstrahlte: »An die Druuf! Die Roboter planen Angriff auf eure Heimatwelt! Achtung! Schiff mit
fünftausend Kampfrobotern unterwegs! Sie wollen die Rechenzentrale zerstören! Ich komme zur
Unterstützung herbei! Laßt mich landen! Rhodan, Terra.«
Das war der genaue Wortlaut der Meldung, die überall auf Druufon aufgefangen und sofort an die
Zentralen weitergeleitet wurde. Der Rat der Sechsundsechzig wurde für wenige Sekunden zum Rat der
Ratlosen, aber viel Zeit zum Überlegen blieb ihnen nicht.
Denn kaum hatten sie Rhodans Warnung empfangen und sich überlegt, warum sie wohl ein wenig zu
spät kam, da brach im Innern ihres Planeten ein Vulkan aus. Der Boden unter der Stadt begann zu
beben.
Onot erwachte.
Er rieb sich über alle vier Augen und richtete sich auf. Warum war er überhaupt eingeschlafen?
Richtig, er hatte das Experiment durchgeführt und festgestellt, daß es durchaus möglich
war …
Da waren doch wieder diese Kopfschmerzen. Vielleicht verursachten die seine Müdigkeit. Dabei
gab es jetzt Wichtigeres zu tun. Der Rat mußte von seinem Erfolg erfahren.
Mußte er?
Plötzlich schien das nicht mehr so wichtig. Es gab etwas anderes, das viel wichtiger schien.
Drüben, bei der Transmitterstation …
Träge erhob er sich und stand auf. Er schwankte ein wenig, so unsicher fühlte er sich auf den
schweren Säulenbeinen.
Der Elektrogleiter brachte ihn durch blitzende und hell beleuchtete Korridore ans Ziel. Der
Materietransmitter, ein Versuchsmodell, lag im Zentrum der wissenschaftlichen Abteilung, die
wiederum Mittelpunkt des eigentlichen Rechenzentrums war.
Onot kletterte behäbig aus dem Gleiter und begab sich auf den Weg. Er ging nicht gern zu Fuß,
aber hier blieb ihm nichts anderes übrig. Die Station befand sich abseits des Hauptkorridors und
konnte nur durch kleinere Gänge erreicht werden.
Der Kopfschmerz bedrückte ihn. Fast war ihm, als könne er nicht mehr so klar denken, wie er es
gewohnt war.
Was wollte er eigentlich hier?
Er wußte es nicht und vergaß auch, sich weitere Gedanken deshalb zu machen. Warum auch?
Ein anderer Druuf kam ihm entgegen. Lautlos sagte er zu Onot: »Hast du schon gehört, Onot? Die
Fremden haben erneut angegriffen. Es wäre an der Zeit, daß sie deine neue Waffe zu spüren
bekommen.«
»Neue Waffe? Ja, du hast recht. Doch ich muß weiter, ich habe keine Zeit.«
Der Druuf musterte Onot erstaunt. »Keine Zeit? Was tust du überhaupt hier in meiner
Abteilung?«
»Ich muß …«
Onot stockte. Ja, was mußte er eigentlich? Wenn es ihm doch nur einfiele.
»Was mußt du?«
»Der Transmitter? Ist er empfangsbereit?«
»Das ist er stets, er muß nur eingeschaltet werden. Was willst du dort? Jetzt ist keine Zeit
für Experimente. Ich weiß auch nicht, ob die Sendestation in Betrieb ist. Der Angriff der
Roboter …«
Onot schrak zusammen.
Roboter?
Was wußte er von Robotern? War er denn völlig verrückt geworden? Was wollte er überhaupt
hier?
Er spürte plötzlich den starken Druck im Gehirn, und dann war ihm, als schöbe jemand sein
Bewußtsein zur Seite. Aber nicht genug damit. Zum erstenmal hörte er die Stimme.
Sie sagte lautlos zu ihm: »Es geht nicht mehr anders, Onot. Du mußt nun erfahren, wer ich bin
und daß ich schon seit vielen Monaten in dir wohne und den Platz mit deiner Seele teile. Ich bin
stärker als du, und du wirst mir von nun an gehorchen müssen, wenn du nicht willst, daß ich dich
verlasse – und dein Leben mit mir nehme.«
Onot erschrak fast zu Tode. Er glaubte nicht an übernatürliche Dinge, aber diese lautlose und
eindringliche Stimme war keine Sinnestäuschung. Sie war so wirklich wie er selbst. »Was – wo
bist du?«
»In dir, Onot. Ich bin ein Intellekt wie du, aber ich verlor meinen Körper. Bei meiner
Wanderung durch die Zeit fand ich dich. Ich half dir, das Zeitfeld zu bauen – ist das kein
Grund zur Dankbarkeit?«
»Ich begreife noch immer nicht.«
»Nenne mich Ellert, Onot. Eines Tages wirst du begreifen. Wenn du es nicht tust, mußt du
sterben, wenn ich dich wieder verlasse. Doch jetzt haben wir keine Sekunde mehr zu verlieren.
Schalte in genau einer Minute den Transmitter ein!«
»Die Empfangsstation?« Onot sträubte sich gegen den Gedanken, einem Fremden, zumal noch einem
Geist, gehorchen zu müssen. »Ich werde es nicht tun, wenn du mir nicht sagst, warum ich es tun
soll.«
»Wenn du nicht gehorchst, werde ich dich zwingen. Ich habe Gewalt über deinen Körper,
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