Silberband 010 - Thora
umgab.
Deringhouse hatte das Kommando über den Stützpunkt übernommen. Es schien, als bahne
sich nach langen Tagen der Ruhe etwas Großes an.
Eine Space-Jet lag startbereit in der großen Hangarschleuse.
Marcel Rous war mit den Dingen zufrieden. Er erinnerte sich an die Vermutung, die er gehabt
hatte, als er nach dem Ursprung des SOS-Signals forschte. Ging es wirklich um so wichtige Leute
wie Perry Rhodan, Reginald Bull und den Arkoniden Atlan, dann trug besser ein anderer die
Verantwortung. Die Folgen eines Mißgriffs waren unabsehbar. Übrigens hatte er über seine
Vermutung noch mit niemandem gesprochen, auch mit General Deringhouse nicht.
Ganz abgesehen davon: Guckys Bemühungen, mit Ernst Ellert einen festen Kontakt zu bekommen,
waren gänzlich fehlgeschlagen. Die Entfernung von Hades nach Druufon war zu groß. Es sah so aus,
als könnte in dieser Hinsicht kein Fortschritt erzielt werden. Gucky empfing zwar telepathische
Signale, aber sie waren unverständlich. Er konnte keinen einzigen Gedanken erfassen. Ellerts
menschlicher Körper, der bei der Sendung zur Erde als telepathische Relaisstation fungiert hatte,
fehlte hier auf Hades. Obwohl die Entfernung von Druufon nach Hades ungleich geringer war als die
von Druufon nach Terra, war hier nicht einmal ein Bruchteil dessen zu verstehen, was Betty Toufry
in Terrania vor den Toren des Mausoleums verstanden hatte.
Conrad Deringhouse war sich darüber im klaren, daß er sich einen weiteren Zeitverlust nicht
mehr leisten konnte. Was auch immer Ernst Ellert zu sagen hatte – Gucky empfand, daß es sehr
wichtig war und daß Ellerts Gedanken drängten. Das war das einzige, was er verstand.
Zwanzig Stunden nach seiner Ankunft auf Hades entschied Deringhouse, daß die Space-Jet auch
ohne Ellerts Informationen starten mußte. Ihr Ziel war Roland. Deringhouse selbst würde an Bord
sein. Ras Tschubai würde versuchen, die Oberfläche des Planeten per Teleportation zu erreichen,
falls sich eine Landung als zu gefährlich erwies. Außerdem gehörte Gucky noch mit zur Besatzung
des Aufklärers. Gab es auf Roland Terraner, dann würde er das an den Ausstrahlungen ihrer Gehirne
erkennen können.
Die letzte Besprechung fand in Marcel Rous' Büro statt.
»Sie wissen, daß wir ein Risiko eingehen«, erklärte Deringhouse dem Captain. »Nicht nur die
Besatzung der Space-Jet, sondern wir alle – mitsamt der Besatzung des Stützpunkts. Bisher
wissen die Druuf noch nichts von dem Kuckucksei, das Terra ihnen in ihr eigenes System gelegt
hat. Es ist möglich, daß sie durch unseren Flug darauf aufmerksam werden und den Stützpunkt
angreifen. Bleiben Sie also wachsam. Sollte es zum Schlimmsten kommen, dann halten Sie so lange
aus, bis der Transmitter der CALIFORNIA Grünzeichen gibt, und versuchen Sie dann, so viele Leute
wie möglich zu retten. Ist das klar?«
Rous nickte. Natürlich war das klar. Der Stützpunkt war vom allerersten Augenblick an ständig
in Gefahr gewesen. Sie hatten immer wachsam sein müssen. Der Start der Space-Jet würde die
Lage nicht wesentlich schlimmer machen.
Marcel Rous versuchte sich vorzustellen, was geschehen würde, wenn die Druuf ein Raumfahrzeug
zu Gesicht bekamen, das, wenn die Situation gefährlich wurde, von der Stelle weg
verschwand – ohne auch nur das geringste Anzeichen einer Transition zu hinterlassen. Alles,
was vom Einsteinuniversum herüber in den Druuf-Raum gekommen war, behielt seine ursprüngliche
Eigenzeit. Das bedeutete, daß eine Space-Jet Geschwindigkeiten erreichen konnte, die im
Druuf-Universum unmöglich waren, weil sie über der hier geltenden Grenzgeschwindigkeit des Lichts
lagen. Ein Gegenstand, der sich schneller bewegte als das Licht, gehörte dem Raum, in dem er sich
zuvor befand, nicht mehr an. Für einen Druuf würde es aussehen, als sei die Space-Jet einfach
verschwunden.
Es würde sicherlich nicht lange dauern, bis er erkannt haben würde, daß es sich um ein Schiff
aus der anderen Zeitebene handelte. Flüchtig dachte Rous an die Phänomene, die sich seit ihrer
ersten Bekanntschaft mit dem Universum der Druuf eingestellt hatten. Die Zeitverzerrung um den
Faktor 72.000 zu 1, die Angleichung ihrer Eigenzeit an die des Druuf-Universums, als sie mit
Hilfe des Linsenfeldgenerators in dieses eingedrungen waren, und schließlich an die fast rapide
erfolgte Zeitangleichung auf den Faktor 2 zu 1. Viele Rätsel waren noch offen, und es war
fraglich, ob sie alle diese Rätsel
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