Silberband 010 - Thora
Fellmer
Lloyd stand sprungbereit, um sich auf das Gleitband zu schwingen und in Sicherheit zu bringen. Es
hatte keinen Zweck, gegen einen unsichtbaren Gegner zu kämpfen.
Sie schoben Reginald Bull auf das Band. Er hatte keine Kraft, auf seinen eigenen Beinen zu
stehen. Er fiel, aber er blieb auf dem Band liegen, und das Band nahm ihn mit. Fellmer Lloyd,
Atlan und Perry Rhodan waren dicht hinter ihm. Sie warfen sich nieder, um den Druuf-Robotern kein
Ziel zu bieten. Sie wurden nicht mehr getroffen. Der Feind schoß nicht mehr – oder er schoß
über sie hinweg.
Die Entwicklung der Lage war alles andere als erfreulich. Jetzt, da die Druuf-Robots sie
erkannt hatten, war es sinnlos, sich in einem Raum zu verstecken. Die Druuf würden selbst in die
kleinste Kammer hineinschauen, während sie den Gang entlangkamen. Was blieb, war nur noch der Weg
in den Gang hinein. Aber irgendwo dort hinten, nicht einmal mehr hundert Meter weit, endete er
vor einer Felswand, die sich nicht bewegen ließ. Es würde ihnen nichts anderes übrigbleiben, als
sich dort aufzustellen und zu warten, bis die Druuf nahe genug waren, um sie mit ihren
Schockwaffen kampfunfähig zu machen.
Wenigstens legten sie es nicht darauf an, ihre Gefangenen zu töten. Das war aber auch der
einzige Trost.
Während Perry Rhodans Verstand fieberhaft arbeitete, tauchte das Bild des Gleitbands vor
seinem geistigen Auge auf, wie es unter der unbehauenen Felswand hindurch verschwand. Er
erinnerte sich daran, wie sie sich diese Anordnung erklärt hatten: Die Druuf hatten nicht
gewollt, daß der Wendemechanismus, der die Bänder zur Umkehr zwang, noch im Gang selbst lag und
dort den Verkehr behinderte. Er erkannte plötzlich, wie oberflächlich dieses Argument war. Denn
dadurch, daß das Gleitband unter der Wand verschwand, war derjenige, der vom hinteren Ende des
Ganges nach vorne fahren wollte, zu ein paar höchst umständlichen Schritten gezwungen. Er konnte
nicht um das Bandende herumlaufen und auf der anderen Seite gleich in der richtigen Richtung
aufsteigen. Er mußte vielmehr ein Stück zu Fuß in den Gang hineingehen, in der Rückwärtsrichtung
aufsteigen und über das langsame Mittelband auf das nach vorn führende Band überwechseln. Es war
also gerade umgekehrt, als sie es sich zuerst vorgestellt hatten: Daß der Wendemechanismus hinter
der Wand lag, machte den Verkehr umständlicher, nicht leichter.
Das mußte einen Grund haben – und dieser lag auf der Hand. Die Wand war eine geschickt
getarnte Tür. Hinter der Wand gab es keinen Wendemechanismus, sondern das Band lief weiter durch
einen Geheimgang.
Das bedeutete neue Hoffnung für die Flüchtlinge. Wenn sie den Mechanismus entdeckten, der die
Wand zum Weichen brachte, dann hatten sie eine weitere Chance.
In diesem Raum schien es mehr Schiffe zu geben, als am Himmel Sterne zu sehen
waren. Die Ortungsgeräte der Space-Jet waren ohne Unterbrechung damit beschäftigt, fremde
Fahrzeuge anzumessen und die Peilergebnisse dem Orter mitzuteilen.
Conrad Deringhouse hatte vom Start weg mit Höchstwerten beschleunigt und den Aufklärer
innerhalb weniger Minuten auf eine Geschwindigkeit von 180.000 km/sec gebracht. Er hatte die im
Druuf-Universum gültige Grenzgeschwindigkeit des Lichts überschritten und existierte damit für
die Druuf nicht mehr. Andererseits waren 180.000 km/sec eine Geschwindigkeit, bei der das
Manövrieren selbst in der vergleichsweise hohen Materiedichte eines planetarischen Systems noch
keine ernsthaften Schwierigkeiten bereitete. Die Space-Jet war also sicher, bis sie in den
Bereich des Methanplaneten Roland geriet und dort zum Abbremsen gezwungen wurde.
In der letzten Stunde vor dem Start waren zwei Transmitter an Bord gebracht worden.
Deringhouse hatte überdies angeordnet, daß weitere zwei Transmitter auf Hades ständig
empfangsbereit sein sollten, solange die Space-Jet unterwegs war. Man mußte damit rechnen, daß
die Druuf das terranische Kleinraumschiff im Lauf der Aktion auf Roland entdecken würden. Es war
dann eine Frage der Situation, ob eine rasche Flucht noch möglich war oder ob die Besatzung sich
mit Hilfe der Transmitter vor dem drohenden Angriff retten mußte.
Von Ernst Ellert war keine neue Botschaft mehr gekommen. Das schien zu bedeuten, daß sich an
der Lage auf Roland nichts Wesentliches geändert hatte.
Nach zweistündigem Flug hatte sich die Space-Jet ihrem Ziel bis auf fünfunddreißig Millionen
Kilometer genähert.
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